Wasserschaden: Heimatstube im Kuhtor geflutet
Die Ostdeutsche Stube im ersten Stock des prägnanten Altstadt-Denkmals ist saniert worden.
Kempen. In seiner 658-jährigen Geschichte hat das Kuhtor solch einen Tag wie den 29.Mai 2008 noch nie erlebt. Die Wassermassen, die beim Unwetter vom Himmel kamen, setzten nicht nur die Straßen der Altstadt unter Wasser. Die Fluten strömten sogar in den ersten Stock des herausragenden Denkmals- in sieben Meter Höhe.
"Weil die Kanäle völlig dicht waren, konnte das Wasser aus dem Kuhtor-Fallrohr nicht abfließen, sondern wurde hochgedrückt. Und unser Klo war die erste Freistelle, wo sich die Massen ihren Lauf suchen konnten", beschreibt Helmut Schreier.
Der 74-Jährige steht mit Rita Langhans an der Spitze des Bundes der Vertriebenen (BdV), Ortsgruppe Kempen. Und der BdV mit seinen 50Mitgliedern nutzt den 40-Quadratmeter-Raum seit 20Jahren als Ostdeutsche Heimatstube.
"Wir konnten unsere Stube wegen des Schadens zwei Monate nicht betreten und mussten zwei Veranstaltungen ausfallen lassen", beschreibt die Vorsitzende Rita Langhans. In der kleinen Toilette stand der Schlamm knöcheltief auf den alten Holzdielen.
Das Wasser schob sich unter die Tür und machte sich zentimeterhoch breit auf dem 15Millimeter dicken Eichenparkett, das der ehemalige Schreiner Helmut Schreier selbst vor 15Jahren verlegt hatte. "Alles kam hoch, es war ein Bild des Jammers", ist Schreier jetzt noch erschüttert vom Ausmaß der Zerstörung.
In Zeiten der Not zeigte die Stadt Kempen Größe. "Wir haben sofort Handwerker eingeschaltet, die sich um die Schäden gekümmert haben", schildert Hochbau-Amtsleiter Christian von Oppenkowski. Die Devise war: Behutsam, möglichst die hochwertige Qualität des Parketts erhalten und wenig rausreißen. Also stellte die Firma Härtel drei Wochen einen Bautrockner auf.
Ein Parkettleger nahm das Gros der Planken vorsichtig heraus. Schreier: "Schließlich befindet sich unter dem Parkett noch Filz, den wir als Dämmschutz liegen gelassen haben- der war total vollgesogen."
Es half: Wer nun die Heimatstube betritt, muss schon viel Fantasie mitbringen, will er erkennen, was vor zwei Monaten dort los war. Und der Schaden beläuft sich lediglich auf rund 1000Euro.
"Also können wir am Dienstag wieder zu unserem Treff einladen", freut sich Rita Langhans. Wie immer am ersten Dienstag des Monats von 15 bis 17Uhr sind Gäste willkommen in der guten Stube an der Kuhstraße18.
Im Zuge der Serie über Kempener Straßennamen nach ostdeutschen Hauptstädten ist nach Königsberg, Breslau und Stettin diesmal Danzig an der Reihe. "Um 15.30Uhr zeigen wir über die Ausstellung hinaus einen Videofilm über diese Hansestadt", betont Rita Langhans.