Wieder keine Mehrheit für einen Streetworker

Die Sozialarbeiter der Stadt Kempen sehen keinen Bedarf dafür.

Foto: Lübke

Kempen. Braucht Kempen einen Streetworker? Diese Frage kommt in der Stadt seit einigen Jahren immer mal wieder auf die Tagesordnung. Und wurde bisher immer mehrheitlich mit Nein beantwortet. So auch jetzt — allerdings nach einer engagierten Diskussion im Jugendhilfeausschuss.

Die „Grüne Jugend“ hatte den Antrag auf Errichtung einer Stelle gestellt und erhielt von Grünen, SPD, Linken, Freien Wählern Kempen (FWK) und FDP Zustimmung. Hauptargument: Laut Jugendförderplan besuchen nur 13 Prozent der Kempener Jugendlichen eines der Jugendzentren. „Wer fängt die 87 Prozent auf, wenn diese Probleme haben?“

Vor etwa drei Jahren hat die Stadt ihre Schulsozialarbeit neu aufgestellt. Seitdem sind die Leiter der Jugendfreizeitzentren Campus, Calimero und Mounty auch als Schulsozialarbeiter in den Schulen aktiv. David Pannasch und Jonas Straeten berichteten im Ausschuss von ihrer Arbeit und machten deutlich, dass sie mit Aktionen und an besonderen Tagen außerhalb der Jugendheime aktiv seien. Auch die Straßenbahn diene als Anlaufstelle In ihrer Funktion als Schulsozialarbeiter seien sie mit vielen Kindern, Jugendlichen und deren Familien in Kontakt und würden Probleme frühzeitig erkennen. Sie sähen keinen Bedarf für einen Streetworker. Probleme wie Wohnungslosigkeit und Sucht würden in Kempen nicht übermäßig häufig vorkommen. Und wenn, dann würde das Jugendamt darüber informiert.

Das sei erfreulich, dass man auf einer „Insel der Glückseligkeit“ lebe, bemerkte Monika Schütz-Madré (Grüne). Sie sieht trotzdem einen Bedarf für einen Streetworker, der draußen unterwegs ist — und das nicht nur für die Jugendlichen, sondern auch für ältere Menschen. Auch Günter Solecki (Linke) sprach sich für einen Streetworker aus. Gisela Kadagies (FWK) drängte auf eine Ausweitung der Schulsozialarbeit.

„Wir haben Schulsozialarbeiter in allen Schulen in ausreichender Zahl“, betonte Dezernent Michael Klee. Man könne schon jetzt nicht alle offenen Stellen besetzen, neue zu schaffen, würde nicht weiterhelfen. Man mache schon „verdammt viel. Lassen Sie unser Konzept erst einmal anlaufen und dann sehen wir, was uns weitere Stellen bringen“, warb Klee — damit überzeugte er SPD, Grüne, Linke und FDP allerdings nicht. Sie stimmten für den Streetworker. Die CDU-Fraktion und Vertreter freier Träger allerdings dagegen.

Monika Schütz-Madré kündigte an, dass man einen ähnlichen Antrag im Sozialausschuss stellen wolle, um einen Streetworker nicht nur für Jugendliche zu beantragen.