Wird Rathaus zum Denkmal?

Landschaftsverband Rheinland bescheinigt dem Gebäude in der Kempener Altstadt „einen Denkmalwert“.

Foto: Kurt Lübke

Kempen. Mit Blick auf das 1967 eröffnete Rathaus am Buttermarkt stehen die Zeichen auf Denkmalschutz. Der Technische Beigeordnete Marcus Beyer bestätigte Informationen der WZ, dass die zuständige Behörde beim Landschaftsverband Rheinland (LVR) dem Kempener Rathaus „durchaus einen Denkmalwert bescheinigt“. Wie berichtet, ist der LVR seit einiger Zeit dabei, Gebäude aus den 1960er, 70er und 80er Jahren auf einen Denkmalwert zu überprüfen.

Beyer bestätigte ebenfalls, dass das LVR-Amt in Pulheim der Stadt Kempen inzwischen einen Vorentwurf für ein Gutachten zugesandt hat. „Damit befassen wir uns jetzt“, sagt Beyer. Stadt und LVR müssten nun erörtern, welche Bereiche des Hauses denkmalwürdig sind. Es gehe um den Umfang des Antrags auf Unterschutzstellung des Gebäudes. Um in der Öffentlichkeit über Details zu sprechen, sei es jetzt noch zu früh.

Beigeordneter Marcus Beyer über einen vorliegenden Vorentwurf für ein Gutachten

Sollte das Rathaus tatsächlich zum Denkmal werden, ist das wohl in erster Linie in Kempen kein Grund zur Freude. Schließlich ist die Stadt in Vorbereitung einer umfangreichen Sanierung des 51 Jahre alten Gebäudes. Diese Sanierung steht im Zusammenhang mit dem geplanten Neubau von drei Verwaltungsgebäuden zwischen Bahnhof und Finanzamt. Wie mehrfach berichtet, sollen die „Kopfhäuser“ gebaut und bezogen werden. Danach soll das zwischenzeitlich leergezogene Rathaus am Buttermarkt grundlegend saniert werden. Wenn nun Bereiche des Hauses unter Denkmalschutz stehen, wird dies sicher mit Schwierigkeiten verbunden sein.

„Bei so einem Großprojekt gibt es viele Faktoren, die Einfluss haben“, sagt Marcus Beyer. Brandschutz und Barrierefreiheit seien entsprechende Aspekte, die bei einer Sanierung zu berücksichtigen seien. „Wenn Denkmalschutz besteht, muss man sehen, ob dieser andere Aspekte beeinflusst“, so der Dezernent, der vor rund einem Monat seinen Dienst als Nachfolger von Stephan Kahl angetreten hat.

Dass der Denkmalschutz fürs Rathaus am Buttermarkt noch abgewendet werden kann, ist sehr unwahrscheinlich. Aus LVR-Kreisen erfuhr die WZ, dass am Denkmalwert des Hauses kein Zweifel besteht.

Nach einem Antrag auf Unterschutzstellung bliebe Kempen noch der Weg zu übergeordneten Behörden, um einen Denkmalschutz zu verhindern. Dies ist in der Geschichte der Stadt Kempens vor nicht allzu langer Zeit geschehen — allerdings aus einer anderen Richtung.

Beim Tönisberger Zechengelände hatte die Stadt zunächst keinen Denkmalwert anerkennen wollen, obwohl ein LVR-Gutachten eine andere Sprache gesprochen hatte. Das führte seitens des LVR zu einem sogenannten Ministeranruf beim damaligen Bauminister Michael Groschek (SPD). Mit dem Ergebnis, dass das Düsseldorfer Ministerium die Stadt Kempen zur Anerkennung des Denkmalschutzes gezwungen hat.

Nun könnte die Stadt den Weg in Richtung Düsseldorf gehen. Es muss aber noch das endgültige Gutachten abgewartet werden.