Zeit, sich zu entscheiden
Beim Projekt „Komm auf Tour“ lernen Realschüler ihre Stärken kennen.
Kempen. Die Sommerferien stehen vor der Tür, aber für die Achtklässler der Erich Kästner Realschule wird es noch einmal ernst: In der Kompetenzwerkstatt „Komm auf Tour“ — einem Projekt der Regionaldirektion NRW in Kooperation mit der Agentur für Arbeit und der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung — sollen sich die Jugendlichen über ihre Zukunft und ihre beruflichen Vorstellungen Gedanken machen.
Drei Tage lang beschäftigen sich die Schüler im Pfarrzentrum der St.-Josefs-Gemeinde mit dem Thema Lebensplanung. Dabei sollen die persönlichen Stärken und Interessen herausgefunden werden, aber auch Familienplanung, verschiedene Lebensmodelle. Zudem werden geschlechterspezifische Vorstellungen diskutiert.
Ende der Woche geht es dann raus in Kempener Betriebe: Acht Unternehmen, darunter das Autohaus Gossens, das Hospital und die Catering-Firma Sauels, zeigen den Jugendlichen, wie bei ihnen gearbeitet wird.
In der nächsten Woche werden die neuen Erfahrungen ausgewertet und konkrete Schritte auf dem Weg zum Wahlberuf überlegt. Für die Eltern gibt es am 3. Juli, 19 Uhr, einen Info-Abend in der Aula der Realschule, bei dem sich die Berufsberatung, das Jugendamt und weitere Beratungsstellen vorstellen.
Ziel ist es, die Schüler dazu zu bewegen, sich frühzeitig mit ihrer Lebensplanung zu beschäftigen. Denn viele machen sich erst spät Gedanken, gehen lieber erstmal weiter zur Schule. „Das mag für einige richtig sein, ist es aber nicht unbedingt für alle“, sagte Bürgermeister Volker Rübo am Dienstag beim Pressegespräch zum Projekt. Viele trauten sich einfach nur noch nicht in die Berufswelt, nach dem Motto „Schule kann ich ja“.
„In diesem Jahr entlassen wir 122 Schüler, davon fangen nur 25 gleich eine Ausbildung an“, bestätigte Realschulleiter Uwe Hötter. „Viele tun sich noch schwer, eine Berufswahl zu treffen.“ Auch die beruflichen Möglichkeiten sind vielen nicht bewusst. „Wir haben über 200 verschiedene Ausbildungsberufe in der Region“, sagte Ingo Zielonkowsky, Leiter der Agentur für Arbeit. „Das sollten die Schüler ausschöpfen und sich ausprobieren.“