Osterbräuche am Niederrhein Ratschen und Grüne Suppe

Von Justine Holzwarth · WZ und Freilichtmuseum erklären die traditionellen Osterbräuche – auch jene, die typisch für den Niederrhein sind.

Ein buntes Osternest im Freilichtmuseum – früher wurden die Eier alle rot gefärbt.

Foto: Kreis Viersen

Ostern ist für Christen das wichtigste Fest. Es ist auch am Niederrhein mit vielen Bräuchen verbunden, die teils eine sehr lange Tradition haben. Wir stellen die bekanntesten Osterbräuche vor, ohne die die Feiertage kaum vorstellbar wären.

Eines der wichtigsten Oster-Symbole ist das Osterlamm. Im Christentum wird Jesus als das „Lamm Gottes“ bezeichnet, der sich für die Menschen opferte und den Tod überwunden hat. „Das Lamm ist daher das Symbol für Jesus und dessen Auferstehung. Er hat die Menschen von der Sünde befreit“, erklärt Kevin Gröwig vom Niederrheinischen Freilichtmuseum des Kreis Viersen in Grefrath. Heute ist das Osterlamm als Kuchen und Lammbraten bekannt, die in vielen Familien an Ostersonntag auf den Tisch kommen.

Kinder bringen mit dem Osterfest natürlich besonders bunte Eier in Verbindung. Sie werden nicht nur bemalt und versteckt, sondern auch an Bäume gehängt und natürlich gegessen. Doch woher stammen diese Bräuche eigentlich und warum wird all das gerade mit dem Ei gemacht?

Eier waren schon immer ein Symbol der Wiedergeburt und standen auch im Christentum bald für die Auferstehung Jesu Christi. Deshalb gehören sie für Christen auch heute noch fest zum Osterfest dazu. Außerdem  wurden sie früher Toten ins Grab gelegt, um ihnen eine Auferstehung zu ermöglichen. Doch Eier haben in der Osterzeit noch eine andere Bedeutung: Während der Fastenzeit, die von Aschermittwoch bis einschließlich Karsamstag insgesamt 40 Tage dauert, mussten Gläubige früher auf Fleisch und sämtliche andere tierische Produkte verzichten. „Eier galten als flüssiges Fleisch und durften schon im Mittelalter während der Fastenzeit nicht gegessen werden“, erklärt Gröwig. Und so sammelten sich etliche Eier an, es gab einen regelrechten Überschuss. Um diesen nach der Fastenzeit, also zu Ostern, wieder loswerden zu können, wurden die Eier hart gekocht und damit haltbar gemacht. Die Bauern nutzten sie dann, um ihre Abgaben zu bezahlen, die um Ostern herum fällig waren. Blieben Eier übrig, wurden sie verschenkt.

Um die älteren gekochten Eier und die frischen auseinanderzuhalten, wurden sie im Mittelalter außerdem rot gefärbt. In der katholischen Kirche erinnerte die rote Farbe an das Blut Jesu, das er am Kreuz vergossen hatte. Das bunte Färben der Eier ist ab etwa dem 12. Jahrhundert bekannt.

Wie das Osterei ist natürlich auch der Osterhase untrennbar mit Ostern verbunden. Schließlich versteckt er die bunten Eier und bringt leckere Schokolade. Im Gegensatz zu anderen Bräuchen ist der Osterhase noch relativ modern, denn er ist erst seit dem 17. Jahrhundert bekannt und etablierte sich sogar erst zu Beginn des 20. Jahrhunderts im Rheinland. Wo er jedoch seine Wurzeln hat und warum gerade ein Hase zur österlichen Kultfigur wurde, darüber herrscht auch bei den Volkskundlern noch immer Unklarheit.

Mehrere Erklärungen, warum gerade ein Hase die Eier bringt

Ein Erklärungsversuch ist der des missglückten Ostergebäcks, das traditionell das Lamm darstellt. Eines Tages soll es sich beim Backen so stark verformt haben, dass es am Ende wie ein Hase aussah. Eine andere Geschichte erzählt vom „Dreihasenbild“, auf dem drei Hasen mit nur drei Ohren in einem Kreis zu sehen sind. Sie verbinden die Hasen miteinander: die Löffel des einen sind gleichzeitig die des anderen. „Dieses Bild wird als Zeichen für die Dreifaltigkeit gewertet und war früher auch auf Ostereiern zu finden“, sagt Gröwig. Ein anderer Grund, der ebenso dazu beigetragen haben könnte, warum gerade der Hase die Ostereier bringt: Das Weibchen gilt als besonders fruchtbar und bringt zudem noch im Frühjahr ihre Jungen zur Welt. Doch bevor sich der Hase beim Verstecken der Eier durchsetzte, waren noch andere Tiere für diese Aufgabe zuständig – der Kuckuck, der Fuchs und sogar der Storch.

Ein besonders am Niederrhein beliebter Brauch war die sogenannte Grüne Suppe, die auf den Gründonnerstag zurückzuführen ist, heute jedoch nur noch recht selten zubereitet wird. Laut Kevin Gröwig vom Freilichtmuseum werden hierfür frische Kräuter wie Brennnesseln und  Löwenzahn sowie grüne Gemüsesorten wie Grünkohl, Porree oder Spinat verwendet.

Wenn zwischen Gründonnerstag und der Osternacht von Karsamstag auf Ostersonntag die Kirchenglocken als Zeichen der Trauer verstummen, zogen früher Kinder und Jugendliche durch die Straßen und klapperten laut mit Rasseln, Ratschen oder anderen Holzinstrumenten. Häufig riefen sie dabei Sprüche oder sangen Lieder. Das laute Klappern beziehungsweise Ratschen ersetzte das Glockenläuten und bat die Menschen zum Gottesdienst. Der Brauch stammt aus dem Mittelalter.

Eine lange Tradition hat auch das Osterfeuer, dessen Brauch seit 1559 offiziell belegt ist. Es steht für die Auferstehung Jesu und wird häufig an Karsamstag oder am Ostersonntag angezündet. Das Feuer hat gemeinsam mit der Osterkerze eine wichtige Symbolik an Ostern. Mancherorts wird es vor der Kirche entfacht, an dem wiederum mitgebrachte Osterkerzen entzündet werden. Sie stehen für das „Licht der Welt“, wie Jesus auch in der Bibel mehrmals bezeichnet wird. Das Licht der Osterkerze trägt auch der Priester in die dunkle Kirche und eröffnet so den Auferstehungsgottesdienst. Die Osterkerze brennt bis Pfingsten.