Mehr Zeit für die Pflege

Immer mehr Menschen betreuen neben dem Beruf Angehörige. Unternehmen müssen sich darauf einstellen.

Mönchengladbach. Den Unternehmen gab NRW-Pflegeministerin Barbara Steffens eine Hausaufgabe auf: „Sie müssen jetzt anfangen, Strukturen aufzubauen.“ Das Thema Kinder und Beruf sei bei den Unternehmen angekommen: „Es wird einen Wandel geben. Viele Unternehmen haben diese Dimension noch nicht erkannt“, so die Ministerin. Die Vereinbarkeit von Beruf und Pflege war Thema eines Forums, zu dem die IHK Mittlerer Niederrhein und die Sozial Holding der Stadt Mönchengladbach in das städtische Altenheim Rheindahlen eingeladen hatte.

Die bundesweit erste Pflegeministerin erläuterte dem Fachpublikum, wie wichtig es für Betriebe in Zukunft sei, den Bedürfnissen von zu Hause pflegenden Mitarbeitern gerecht zu werden. Immer mehr Beschäftigte würden von diesem Problem mit all seinen emotionalen und körperlichen Folgen betroffen sein. Die Arbeitgeber müssten sich auf diese Doppelbelastung einer wachsenden Zahl von Mitarbeiter vorbereiten und „jetzt schon mögliche Modelle ihrer Entlastung entwickeln“, sagte die Ministerin.

Was sich die Betroffenen von Unternehmensseite wünschen, stellte Ulrike Schoppmeyer vom Zentrum Frau in Beruf und Technik vor. Dies hat in Zusammenarbeit mit Betrieben verschiedener Größenordnung Modelle der Vereinbarkeit von Pflege und Beruf erarbeitet. Im Schnitt elf Prozent der Mitarbeiter eines Unternehmens seien von dieser Situation betroffen, so Ulrike Schoppmeyer. Was ihnen am Arbeitsplatz am wichtigsten ist: In akuten Notfällen unkompliziert frei zu bekommen, flexible Arbeitszeiten zu haben und die Möglichkeit, von zu Hause aus arbeiten zu können: „Notwendig sind nicht unbedingt große und kostspielige Maßnahmen“, betonte die Referentin. Und: Kein Unternehmen bringe nicht schon eine Basis an Angeboten mit.

Die Unternehmen wüssten um die Brisanz dieses Themas, bestätigte Gastgeber Dieter Porschen. 35 Prozent hätten bereits Schwierigkeiten, Fachkräfte zu bekommen: „Es wird zunehmend interessant, sich als attraktiver Arbeitgeber zu präsentieren“, sagte der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Wie das in der Praxis funktionieren kann erläuterte Regina Neumann-Busies Die Sozialarbeiterin ist im Sozialen Dienst der Henkel AG für zu Hause pflegende Beschäftigte zuständig. Eine ihrer Aufgaben ist ein innerbetrieblicher Beratungsservice rund um das Thema Pflege.