Mitarbeiter wollen Taxi Janssen übernehmen
Sie suchen die Unterstützung eines Investors. Insolvenzverwalter und Betriebsrat blieben dem Treffen im Lobbericher Seerosensaal fern.
Lobberich. Jetzt, da „es ans Eingemachte geht“, ist auch Gerd. B. in den Lobbericher Seerosensaal gekommen, um mal zu hören, wie es denn weitergeht. Der Schulbusfahrer, der zudem in den vergangenen Monaten auch bei Taxifahrten „Feuerwehr spielen musste“, bangt wie 600 andere Frauen und Männer der Region um seinen Job — auch wenn es nur ein kleiner ist. Doch mit Informationen über den Stand des Insolvenzverfahrens der Taxi Janssen GmbH (Hinsbeck, Im Windfang) hapert es anderthalb Monate nach dem Antrag bei dieser Fahrerversammlung, die von einem Kollegentrio einberufen wurde. Weder ein Vertreter des Insolvenzverwalters Axel Kleinschmidt noch des Betriebsrates ist anwesend.
So regiert das Prinzip Hoffnung in Gestalt eines Planes, den Guido Niethen aus Viersen und Jürgen Steinzen aus Langerwehe vorstellen: Die Mitarbeiter übernehmen die Firma und gründen dazu eine gemeinnützige GmbH (gGmbH). Für diese werden Investoren gesucht, denn es müssen etwa 1,8 Millionen Euro aufgebracht werden. „Da könnten sich Geschäftsleute vor Ort beteiligen“, erläutert Steinzen, der von „viel Kleinarbeit in den nächsten Tagen“ spricht, aber nur so das Unternehmen als überlebensfähig ansieht.
Angesichts der Ankündigung des Insolvenzverwalters, es gebe mehrere Interessenten für die Übernahme des Unternehmens, bekräftigt Guido Nießen: „Wir wollen uns nicht aufteilen lassen!“ Er spielt dabei auf die Taxi- und Mietwagensparte auf der einen und die Schülerbeförderung auf der anderen Seite an. Die Verträge mit dem Landschaftsverband Rheinland (LVR) zur Beförderung oftmals behinderter Schüler seien eine sichere Basis, dagegen das Taxigeschäft sehr von der Konjunktur abhängig. Deshalb appelliert auch Beatrice G. an die Kollegen: „Wir wollen nicht, dass der Betrieb auseinanderbricht.“ Sie setzt dabei auch „auf unsere frühere Chefin Manuela Janssen“, die mit Applaus begrüßt wurde und dann sagte, sie sei stolz auf die Mitarbeiter und ihr Bestreben, „dass der Betrieb nicht kaputtgeht“.
Beatrice G., Mitarbeiterin
Manuela Janssen ist zur tragischen Figur geworden. Bis zum 24. August war sie die im Handelsregister eingetragene Geschäftsführerin des Unternehmens, in dem ihr Mann Guido als Betriebsleiter fungierte. Beide hatten noch im März öffentlichkeitswirksam 30 neue Fahrzeuge vom Typ Mercedes-Benz E-Klasse für den Betrieb übernommen, doch wenige Monate später fühlte sie sich als Folge eines „Rosenkrieges“ aus der Firma herausgedrängt: „Ich hatte Angst um meine Kinder.“ Auf die frühere Geschäftsführerin, die inzwischen von Mario Sandmann abgelöst wurde, lassen die Mitarbeiter nichts kommen. „Als sie noch das Sagen hatte, wurden die Löhne pünktlich gezahlt“, versichert einer. Ein anderer spricht von „krummen Sachen“ in der in Oedt angesiedelten Buchhaltung. Dass in ihr ein großes Durcheinander herrsche, hat auch der Insolvenzverwalter festgestellt. Dass dieses Chaos auch sechs Wochen nach Insolvenzeröffnung noch andauere, verstehen Mitarbeiter nicht. „Einige bekommen nur geringe Abschläge, einer sollte sogar 400 Euro zurückzahlen“, wird behauptet. Viele warten noch auf Zahlungen aus September und Oktober.
Obwohl allen bewusst ist, dass das Mitarbeiter-Modell nicht einfach ist, bekunden viele mit ihrer Unterschrift ihr Mitwirken. Es herrscht Zutrauen, schließlich hat Schülerbusfahrerin Beatrice G. recht drastisch versichert: „Wir wollen uns für Euch den Arsch aufreißen.“