Die Feuerwehr in Nettetal Feuerwehr: Aufgaben werden schwieriger
Nettetal · Am Mittwoch wird im Rathaus der Brandschutzbedarfsplan vorgestellt. Gravierende Mängel zeigt er nicht auf. Warum die Freiwillige Feuerwehr mit Löschzügen in allen Ortsteilen weiter auf Anwerbung aktiver Mitglieder setzen muss.
(hb) Lange hat die Politik den Brandbedarfsplan angemahnt und warten müssen. Jetzt informiert die Verwaltung am Mittwoch zuerst die Mitglieder des Ausschusses für Öffentliche Sicherheit, Ordnung und Verkehr. Große Überraschungen gibt es dabei erst einmal nicht, aber es wird deutlich, wie es immer schwerer wird, Einsatzzeiten und Aufgaben täglich rund um die Uhr zu gewährleisten. Gerade tagsüber sind weniger Kräfte verfügbar. Das Papier aus dem Rathaus zeigt auch, wie wichtig die Jugendfeuerwehr ist. Aus ihr gingen viele neue Wehrleute hervor.
Für die Nettetaler ist die Bilanz beruhigend. Ungeachtet von Personalstärke und Funktionen kann anhand der ausgewerteten Daten festgestellt werden, dass im Stadtgebiet die Einsatzstelle nach durchschnittlich 7 Minuten und 12 Sekunden nach der Alarmierung erreicht wird. Die durchschnittliche Ausrückezeit des ersten Fahrzeuges beträgt dabei vier Minuten und 23 Sekunden. Die tatsächliche Fahrtzeit ergibt einen Wert von zwei Minuten und 49 Sekunden. Um überhaupt genügend Zahlen zu haben, wurden die Werte von drei Jahren genommen, von 2018 bis 2020. Kritisch wird angemerkt, dass die Zwei-Zug-Alarmierung in diesem Zeitraum nicht konsequent durchgeführt worden sei.
Testfahrten mit Großfahrzeug
unter Alarmbedingungen
Auf Karten, die die Fahrtzeiten auf das Stadtgebiet grafisch umsetzen, sind einzelne Bereiche planerisch nicht in der vorgegebenen Hilfsfrist von acht Minuten zu erreichen. Für diese Bereiche gab es ergänzende Testfahrten mit einem Großfahrzeug unter Alarmbedingungen. Dabei wurde festgestellt, dass der Norden Lobberichs und auch Krüßhütt vom Gerätehaus Lobberich in der verbleibenden Anfahrtszeit erreicht werden kann, Sassenfeld im Bereich des Naturschutzhofes jedoch nicht. Dort ist aber die Erreichbarkeit vom Gerätehaus in Breyell gegeben, so dass aufgrund einer Zwei-Zug-Alarmierung im Stadtgebiet eine rechtzeitige Versorgung planerisch gegeben ist. Bei der Einsatzstatistik über die drei Jahre wurde die Nettetaler Feuerwehr durchschnittlich zu 476 Einsätzen im Jahr gerufen, dabei liegen technische Einsätze mit 267,3 Einsätzen klar vorne, gefolgt von 118 Brandeinsätzen. Zum Feuerwehralltag gehören allerdings auch 89,3 Fehlalarme, davon 43,7 durch Brandmelder ausgelöst.
Die Freiwillige Feuerwehr in Nettetal verfügt über 13 Löschfahrzeuge, sechs Gerätewagen, vier Mannschaftstransportfahrzeuge, zwei Drehleitern, einen Einsatzleitwagen und 13 Geräteanhänger. Zum 31. Dezember 2020 bestand die Freiwillige Feuerwehr Nettetal aus 219 aktiven Kräften in den Löschzügen, 33 Mitglieder bei der Jugendfeuerwehr sowie 73 Mitglieder aus den musiktreibenden Zügen. Die Altersstruktur ist beruhigend: 69 Feuerwehrkräfte gehören der Altersgruppe 18 bis 27 Jahre an, 46 weitere sind zwischen 28 und 34 Jahren alt. Damit ist über die Hälfte der Wehrkräfte unter 35 Jahre alt.
Vergleicht man die Soll- und Ist-Zahlen, stehen ausreichend Atemschutzgeräteträger, Maschinisten und Fahrer der Klasse C zur Verfügung, nur bei den Gruppenführern bleibt die Feuerwehr unter dem Soll. Die Zahlen sind zwar richtig, zeigen aber nicht komplett die alltägliche Praxis. Denn tagsüber sind Maschinisten nur zu 53 Prozent, nachts bei 83 Prozent verfügbar, Drehleitermaschinisten tagsüber bei 52 Prozent, abends bei 78 Prozent. Auch die Führerscheinfrage stellt sich: Die Anzahl der tagsüber verfügbaren Führerscheininhaber der Klasse C liegt im Durchschnitt bei 60 Prozent, abends und nachts bei 83 Prozent. Mit dem Ende der Wehrpflicht bei der Bundeswehr hat die Zahl der Männer mit Lkw-Führerschein abgenommen. Pro Jahr werden in Nettetal sechs Führerscheine mit bis zu jeweils 1500 Euro bezuschusst. Insgesamt wird die Feuerwehr weiter aktive Mitgliederwerbung betreiben und das Ehrenamt bei der Feuerwehr attraktiv ausbauen.