Die Kreis-AfD ist zerstritten
Die Nettetaler Dirk Schlomski und Manfred Schmitz haben sich von ihrem Vorsitzenden Lothar Kronauer getrennt und eine neue AfD-Fraktion gegründet.
Nettetal. Vor zwei Jahren befand sich die AfD im Aufwind. In Nettetal gründete sie am 17. März 2014 eine eigene Ortsgruppe, die bei der Kommunalwahl am 25. Mai gleich zwei Mandate eroberte. Im vergangenen Jahr wurden daraus drei: Manfred Schmitz wechselte von der Wählergemeinschaft ABN zur AfD. Doch bald knisterte es hinter den Kulissen. Fraktionsvorsitzender Lothar Kronauer, seit Herbst 2014 auch AfD-Kreisvorsitzender, und die beiden anderen gerieten nachhaltig aneinander. Nähere Gründe wollte Ratskollege Dirk Schlomski, zugleich stellvertretender Kreisvorsitzender, unlängst darlegen — es ging nicht nur um Politik, sondern um ganz persönliche Vorwürfe gegen Kronauer.
Unmittelbar vor dem bereits vereinbarten Termin zog Schlomski jedoch zurück. Er schloss sich mit Schmitz zu einer neuen AfD-Fraktion zusammen. Kronauer ist seither fraktionslos, aber weiterhin in der AfD. Die Internetseite führt ihn noch als Kreisvorsitzenden. Da steht er allerdings auf Abruf. Beim Kreisparteitag im April werde man jemand anderen an die Spitze wählen, kündigte Manfred Schmitz jetzt an. Wie sich die Ratsarbeit in Nettetal gestaltet, bleibe abzuwarten, so Schmitz.
Nicht alle Mitglieder der bisherigen AfD-Fraktion haben sich bisher entschieden, mit wem sie zusammenarbeiten wollen. Kronauer hat keine Fraktion mehr, die sachkundigen Bürger sind alle entsprechend verpflichtet. „Die meisten, aber noch nicht alle, haben sich uns angeschlossen“, sagt Schmitz. Politisch ist er mit Abstand der Erfahrenste im gespaltenen Trio. Schmitz gehörte lange Jahre der CDU an, für die er auch im Nettetaler Stadtrat saß. Er war Vorsitzender der Mittelständler und hatte Ambitionen auf ein Bundestagsmandat. Im Zwist verließ er vor einiger Zeit die Christdemokraten und schloss sich daraufhin der Wählergemeinschaft „Aktive Bürger Nettetal“ (ABN) an. Lange hielt Schmitz es dort auch nicht aus. Er schloss sich der AfD an, bei der er inzwischen auch auf Landesebene mitwirkt.
Nach eigenen Angaben arbeitet er mit am politischen Programm und in einem Ausschuss für Finanzen. „Unsere Arbeit hier ist wichtig. Schließlich bringen wir Themen auf
die Tagesordnung, die andere möglichst vermeiden wollen“, sagt der Rechtsanwalt. Nach seiner Beobachtung ist seine alte Partei, die CDU, „gespalten. Es gibt nicht wenige dort, die unsere Positionen vertreten.“ Schmitz hat aus den Reihen der CDU auch Beifall für seine Rede zum Haushalt der Stadt Nettetal wahrgenommen. „Die Linie da löst sich langsam auf“, behauptet er. Die gegenwärtigen Auseinandersetzungen innerhalb der AfD kommentiert er betont gelassen. „Das ist doch das Schicksal jeder neu gegründeten Partei. Die Grünen oder die Piraten haben sich auch streckenweise gerieben, bis sie klarere Strukturen entwickelt hatten.“ In Nettetal werde die neue AfD-Fraktion „die Dinge abarbeiten, die auf der Tagesordnung stehen“. Und den Finger in Wunden legen, die sie ausmacht. „Es gibt einen Nachholbedarf beim Bau von Sozialwohnungen. Darüber ist man immer hinweggegangen. Für die Flüchtlinge ist wesentlich schneller
gehandelt worden. Wir wollen verhindern, dass Bürger unserer Stadt benachteiligt werden.“ Die AfD fordere dafür eine deutlich bessere Finanzausstattung der Kommunen. Lothar Kronauer bleibt in der AfD. Eine bereits mit Hilfe des Landesverbandes erreichte Lösung des Konflikts habe er mittragen wollen, das sei ihm aber unmöglich gemacht worden. „Ich bin ein nicht einfacher, aber ehrlicher Mensch und will klare Verhältnisse haben. Deswegen haben wir den Kreisparteitag auf April vorgezogen. Noch im März könnte auch der Nettetaler Stadtparteitag stattfinden.“