Eltern protestieren gegen die Pläne des Schulamtes

An der Gemeinschaftsgrundschule in Kaldenkirchen soll die Klassenstufe 2 zusammengelegt werden. Eltern befürchten dadurch einen Verlust von Unterrichtsqualität.

Kaldenkirchen. Aufgebrachte Eltern machten ihrem Ärger beim kurzfristig anberaumten Info-Abend zum Thema Klassenzusammenlegung an der Gemeinschaftsgrundschule (GGS) Luft. Symbolisch zerrissen sie Fotos, um den Verantwortlichen zu zeigen, was den Kindern mit einer Auflösung des Klassenverbandes angetan wird.

„Wir wollen deutlich machen, dass unsere Kinder keine Nummern, sondern kleine Menschen sind, die Gefühle und Ängste haben“, so Simone Rook, Vorsitzende der Schulpflegschaft und betroffene Mutter. Ihr Sohn Torben (8) besucht nach den Ferien die 2. Klasse der Schule an der Buschstraße und wäre von der Klassenzusammenlegung betroffen.

Ein weiteres Thema für die Eltern ist die Unterrichtsqualität. Die leide unter größeren Klassen und stelle die Lehrer vor eine große Herausforderung. Zudem werden behinderte und nicht behinderte Kinder gemeinsam unterrichtet.

Schulrat Thomas Bongartz hatte Verstärkung mitgebracht: Rosemarie Voßen. Die Leiterin des Schulamtes erklärte zusammen mit Bongartz die Meinung der Bezirksregierung. Die hatte über Bongartz den Eltern einen Brief zukommen und sie wissen lassen, dass die Schulleitung angewiesen wurde, zum kommenden Schuljahr die bestehenden drei Klassen der Jahrgangsstufe zwei auf zwei Klassen aufzuteilen.

Grund dafür sei die neue Schulverordnung, die im August in Kraft trifft. Die fordert bei weniger als 60 Schülen pro Jahrgangsstufe, dass nur zwei Klassen gebildet werden. Fakt ist, dass die Schülerzahl an der GGS Kaldenkirchen im kommenden Jahr auf 55 Kinder sinkt. „Unmöglich“, findet Simone Rook. Es werde nicht nach Kindeswohl entschieden, sondern nur anhand von Zahlen.

„Sehr undurchsichtig und kompliziert“ sei die Situation, so der 1. Beigeordnete der Stadt Nettetal, Armin Schönfelder. „Wir verstehen die Eltern. Aber für alles, was die Organisation und innere Angelegenheiten der Schulen betrifft, ist die Bezirksregierung zuständig.“ Die Stadt ist für die Ausstattung der Schule und den Transport der Schüler zuständig, die Bezirksregierung für die Bereitstellung von Lehrern. Laut Schönfelder verwalten die Schulräte derzeit nur den Mangel an Lehrkräften. 25 Millionen Euro wurden von Landesseite für Vertretungsreserven gekürzt.

Die Eltern wollen weiter kämpfen: für den Erhalt der Klassenverbände und für Sicherung der Unterrichtsqualität. „Am Ende bleiben Schüler auf der Strecke“, befürchtet Rook. Denn in Klassen mit 30 Kindern würde es für die Lehrer schwer werden, jedes Kind zu fördern und zu fordern.

„Wir würden ja auch versuchen, selbst eine Lehrkraft zu stellen“, erklärt Rook. Ludger Peters, Vorsitzender der Elterninitiative Kindertraum, die sich für den integrativen Unterricht einsetzt, hält das für den falschen Weg: Wo käme man hin, wenn Eltern anfangen, Lehrerstellen zu besetzen?

Die Zeit jedenfalls drängt. „Es muss jetzt bald etwas geschehen, damit es nach den Ferien wie gewohnt für unsere Kinder weitergeht“, so Rook. Die Eltern wollen nun rechtliche Schritte gehen. Katja Dittmer, betroffene Mutter, Geschäftsführerin des Schulvereins und Rechtsanwältin, nimmt sich der Sache an und wird zunächst gegen die Verfügung vorgehen. Der Schulleitung sind in diesem Fall die Hände gebunden — sie muss den Anweisungen der Bezirksregierung folgen.