Deutsch-niederländisches Grenzgebiet Moderate Grenzverkehr-Zunahme
Kaldenkirchen · Der ganz große Ansturm niederländischer Besucher, die dem Lockdown zu Hause entfliehen, ist bisher ausgeblieben. In den Straßen, Geschäften und Lokalen hat die Präsenz der Nachbarn zwar zugenommen, die Lage bleibt kontrolliert.
(hb) Nach einer Dringlichkeitssitzung am Samstag gab der niederländische Regierungschef Mark Rutte die Entscheidung bekannt, einen neuerlichen Lockdown zu verhängen. Er gilt ab Sonntag. Mit den neuen Maßnahmen wurde der vorher ab 17 Uhr geltende Abend-Lockdown weiter verschärft. In den Niederlanden ist im Prinzip alles ab 17 Uhr geschlossen. Eine Ausgangssperre wurde aber auch in den neuen Regeln vorerst nicht festgeschrieben.
Der kleine Grenzverkehr hat sich bereits am Sonntag spürbar verstärkt. Auch am Montag waren etwa in der Grenzstadt Kaldenkirchen weit mehr Autos mit den gelben Nummernschildern aus dem Nachbarland zu beobachten als sonst. Der Dienstag war nun wieder ruhiger. Aber die Niederländer sind im Stadtbild stärker präsent. Etwa bei Oomen am Kirchplatz hört man aus dem Gastraum ganz viel Niederländisch. Die Parkplätze der Discounter an der Poststraße waren noch stärker als sonst von Niederländern angesteuert. Auf dem Aldi-Parkplatz kamen geschätzt Dreiviertel der abgestellten Wagen aus den Niederlanden.
Ist die Poststraße mit ihren mehreren Discountern, Drogerie- und Getränkemärkten sowieso ein bevorzugtes Ziel im kleinen Grenzverkehr, so hat sich das jetzt im Lockdown und kurz vor Weihnachten noch verstärkt – auch wenn die Supermärkte in den Niederlanden weiterhin geöffnet haben. Auch die Tankstellen werden von vielen Niederländern angesteuert, bei Super-Benzin-Preisen um die zwei Euro kein Wunder. Der Tank-Tourismus ist ein dauerhaftes Phänomen, das erklärt, warum es in Kaldenkirchen so viele Tankstellen gibt.
Der kleine Grenzverkehr für den Einkauf oder die Einkehr in die Gastronomie, etwa im Greece Palace an der Steyler Straße direkt hinter der Grenze, ist das Eine. Aber einen Andrang wie in Düsseldorf, wo die beliebten Weihnachtsmärkte locken und große Kunstmuseen Besucher anziehen, gibt es in Kaldenkirchen nicht. Das ist jedenfalls die Rückmeldung, die Claudia Willers, Vorsitzende von „Kaldenkirchen aktiv“ erhalten hat. „Ja, es seien mehr Niederländer nach Kaldenkirchen gekommen, aber noch überschaubar“, so Willers. In „normalen“ Zeiten vor der Corona-Pandemie und mit „Lichterfest“ und Glühweinbude war die Zahl der Besucher aus den Niederländer durchaus größer. Und auch für die Besucher gilt natürlich der 2G-Nachweis im Einzelhandel und der Gastronomie. Es ist auch kein Geheimnis, dass der kleine Grenzverkehr auf beiden Seiten der Grenze ein gutes Geschäft ist, auf das niemand verzichten kann und will.
So wird auch von keiner amtlichen Stelle aus, weder vom Land, noch vom Kreis und seinen Kommunen, ein Verbot für den Grenzverkehr ausgesprochen. Der Inzidenz-Wert im Kreis Viersen hält sich bei über 200. Bei den Nachbarn in Venlo und der Provinz Limburg sieht die Lage deutlich kritischer aus (Inzidenz-Rate Niederlande insgesamt: 570). „Vor allem die Bevölkerung in den deutschen Grenzkommunen blickt deshalb mit Sorge auf den Einkaufsverkehr und die Tagestouristen. Die Bürgermeisterin und die Bürgermeister sowie der Landrat im Kreis Viersen bitten deshalb unisono um gegenseitige Rücksichtnahme beim Überschreiten der Grenze“, heißt es in einer Pressemitteilung, die Niederkrüchtens Bürgermeister Kalle Wassong (parteilos) als Sprecher der Bürgermeister im Kreis Viersen veröffentlichte. „Bitte sehen Sie von nicht notwendigen Grenzübertritten ab oder schränken Sie diese ein“, appelliert Landrat Andreas Coenen.