Interview mit Andreas Kries „Die Schulform Gymnasium ist Opfer ihres Erfolgs geworden“

Nettetal. · Interview Der neue Schulleiter des Werner-Jaeger-Gymnasiums, Andreas Kries, im Gespräch über seine Arbeit und das Bildungssystem.

 Andreas Kries ist seit Freitag offiziell Schulleiter in Nettetal.

Andreas Kries ist seit Freitag offiziell Schulleiter in Nettetal.

Foto: Heribert Brinkmann

Sein neues Amt als Schulleiter des Werner-Jaeger-Gymnasiums hat er mit Beginn des Schuljahres angetreten. Am Freitag wird er offiziell in einer Feierstunde eingeführt. Bereits am Dienstag wurde Andreas Kries im Ausschuss für Schule und Sport als Fachberater für das Gymnasium verpflichtet.

Warum sind Sie
Lehrer geworden?

Andreas Kries: Ich komme nicht aus einer Akademikerfamilie. Ich kannte nicht viele akademische Berufe. Geistlicher und Mediziner kamen für mich nicht in Betracht. Vom Lehrer hatte ich durch meine Schulzeit ein gutes Bild. Da ich technikaffin bin, wäre Ingenieur vielleicht auch etwas gewesen.

Wie haben Sie bisher
Ihre neue Schule erlebt?

Kries: Das Werner-Jaeger-Gymnasium ist ein wohlbestelltes Haus, in dem ein höchst angenehmer Umgang gepflegt wird. Das gilt für die rund 60 Kollegen, das nichtpädagogische Personal, natürlich auch für die Schüler und die Eltern.

Sie haben vorher das Krefeler Fichte-Gymnasium geleitet. Ist Großstadt anders?

Kries: Krefeld stellte andere Herausforderungen. Auch dort haben alle an einem Strang gezogen, aber die Schule lag im Zentrum des Strukturwandels – ein Grund, dass die Schule geschlossen werden musste.

Es heißt, die Bildung ist schlechter geworden.

Kries: Die Schulform Gymnasium ist Opfer ihres Erfolgs in den 1960er bis 1980er Jahren geworden. Jeder hatte den Wunsch entwickelt, an diesem Erfolg zu partizipieren. Immer mehr wollen diesen Weg gehen. Nach dem Schulentwicklungsplan ist das Gymnasium die beliebteste Schulform. Das freut mich als Schulleiter, aber wenn die Schülerzahlen wachsen, wird der Bildungsstand schlechter.

Ist heute Bildung als Wert nicht mehr geschätzt?

Kries: Große Teile der Öffentlichkeit konzentrieren sich auf den Abschluss. Von Utilitarismus gesteuert, fragt sich jeder, was nutzt mir am meisten? Inhalte spielen da nicht mehr die Rolle wie früher. Wirtschaftlich ist das verständlich, für einen Pädagogen unbefriedigend.

Was macht Andreas Kries privat?

Kries: Ich fahre gern Motorrad. An den Wochenenden geht es mit meiner BMW 1250 GS in die Natur. Außerdem laufe ich jeden Tag vier Kilometer. Mein zweites großes Hobby ist die Musik. Ich habe eine gute HiFi-Anlage, die ich mit etwa 2000 Schallplatten bespielen kann. Ich höre alles von Barock bis Rock. hb