Kindergärten: Zorn über neue Beiträge
Ab 1. August gilt in Nettetal eine neue Tabelle. Die Steigerungen von bis zu 121 Prozent ärgern viele Eltern.
Nettetal. Bei der Stadt laufen derzeit die Telefone heiß. Der Grund: Die Kindergarten-Beiträge werden neu gestaffelt. Über die Details wurden die Eltern nun informiert. Beschlossen wurden die Änderungen im Stadtrat am 17. Dezember 2013, in Kraft treten sie am 1. August.
In der neuen Beitragstabelle gibt es statt acht künftig 18 Einkommensstufen. Laut Bürgermeister Christian Wagner ist das gerecht, schließlich müssten so Besserverdienende mehr für die Betreuung ihrer Kinder zahlen. Entlastung gäbe es für die Familien mit geringem Einkommen. Und wer weniger als 16 000 Euro pro Jahr verdient, zahlt nichts.
Beim Vergleich alter und neuer Beiträge fällt auf: Es gibt Steigerungen zwischen 1,5 und 121,1 Prozent. Bei der 45-Stunden-Betreuung sind die Steigerungen geringer als bei 35 Stunden. Zudem gibt es statt drei bald zwei Altersstufen: „unter zwei Jahre“ und „zwei Jahre bis Schuleintritt“. Angeboten wird Betreuung von 25, 35 oder 45 Stunden in allen Altersgruppen.
Die 45-Stunden-Betreuung bringt den Kitas finanziell mehr und ermöglicht einen höheren Personalschlüssel. Es gibt bereits Eltern, die ihre Kinder zum Höchstsatz anmelden, um einen Platz zu bekommen. Sie nutzen allerdings nicht die volle Stundenzahl aus.
Alarmierte Eltern gründen bereits Gruppen in Internet-Plattformen, erste Unterschriftenlisten gehen um. „Frechheit! Auf Kosten der Eltern Kindergärten erweitern oder bauen“, „Abwarten. Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen“ und „Tragisch für die Familien, die mit Wissen der alten Beiträge ihr Kind schon in Nettetal angemeldet haben und nun fassungslos auf das Umland schauen, wo die familienfreundlicheren Gebührenstruktur weiterhin gilt“, lauten Kommentare von Eltern, die ihre Namen nicht in der Zeitung lesen wollen. Und: „So lockt man keine Familien nach Nettetal.“
Zu Meinungen in der Elterngruppe „KiTa-Abzocke im vermeintlich familienfreundlichen Nettetal“ äußerte sich Bürgermeister Christian Wagner. „Wer die begeisterten Kinder erlebt, weiß, die Modernisierungen für unsere Kindergärten sind echte Zukunftsinvestitionen. Für unsere Kinder, für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und damit auch für unsere Stadt.“ Dank der sparsamen Haushaltspolitik könnten diese Investitionen ohne Defizite geschultert werden. Doch dass die Stadt nach eigenen Angaben keinen Gewinn aus den höheren Beiträgen zieht, ist für viele der betroffenen Eltern kein Trost.
In einer Presseerklärung nahm Bürgermeister Christian Wagner am Dienstag Stellung zu den Vorwürfen: „Ich habe vollstes Verständnis für den Unmut der nun höher belasteten Eltern und betone deshalb, dass die neue Beitragstabelle nicht für alle Zeiten in Stein gemeißelt ist.“ Die Stadt werde zum Ende des Kindergartenjahres 2014/2015 ein Fazit ziehen und dann die Beiträge gegebenenfalls überprüfen.