Lobberich: Gespräche über Missbrauch
Der Fall des Pfarrers K. hat viele aufgeschreckt. Im Pfarrheim „Die Brücke“ berichteten mittelbar Betroffene von ihrem Leid.
Lobberich. Das Bekanntwerden der Missbrauchsfälle rund um den ehemaligen Lobbericher und Hinsbecker Pastor Georg K. hat die Gemeinde erschüttert. Nicht nur die direkt Betroffene leiden darunter.
Wie sehr auch nur mittelbar Beteiligte das Thema bewegt, wurde nun bei einem Gesprächsabend unter dem Titel „Das hätte ich doch merken müssen“ deutlich. Im Dezember hatte das Bistum Aachen in Zusammenarbeit mit dem katholischen Beratungszentrum Mönchengladbach Menschen dazu eingeladen, die von sexuellem Missbrauch in ihrem Umfeld erfahren haben, damit sie ihre Erfahrungen teilen können — unter Ausschluss der Öffentlichkeit.
„Es war eine ganz neue Erfahrung, dass es neben den Opfern noch weitere Gruppen gibt, die in den Blick genommen werden müssen“, sagt Johannes Schnettler vom Bischöflichen Generalvikariat, der den Gesprächsabend mit begleitet hat. Sechs Menschen waren dazu ins Pfarrheim „Die Brücke“ der Sebastian-Pfarre gekommen. „Das Gespräch war sehr intensiv, sehr dicht und ging über den angesetzten Zeitraum hinaus“, so Schnettler.
Auch mittelbar betroffene Menschen leiden unter den Missbrauchsfällen. Sie müssen Gegebenheiten realisieren, die es nach ihrem Verständnis nicht geben kann. „Sie haben Nähe erfahren, Vertrautheit und Loyalität, die nun massiv gebrochen wurde“, so Schnettler. Mehr möchte er über den Inhalt der Gespräche nicht sagen.
Auch weiterhin möchte das Bistum für Gespräche offen sein. Der Gesprächskreis in Lobberich könnte Vorbild werden für andere Gemeinden, in denen es Missbrauchsfälle gegeben hat.
Dieser Gesprächsabend sei eine Antwort der Kirche auf Missbrauchsfälle in den eigenen Reihen. „Wir wollen Offenheit und Transparenz bei diesen Vergehen. Wir wollen Aufklärung. Wir bieten den Opfern unsere Hilfe an und wollen die Täter zur Rechenschaft ziehen“, so Schnettler. Außerdem setze die Kirche auf Fortbildungen und Seminare, in denen Kindeswohlgefährdung verstärkt in den Blick genommen wird, um das Umfeld für das Thema zu sensibilisieren.