„Mann über Bord“ in der Jaeger-Halle: Männer in den Wechseljahren
Das Publikum in der ausverkauften Jaeger-Halle erkannte sich in den Charakteren wieder.
Lobberich. Die letzte Theaterveranstaltung der laufenden Saison in der Werner-Jaeger-Halle war nicht nur ausverkauft, sie warf auch mehr als nur ein Schlaglicht auf die Psyche des Mannes in den Wechseljahren.
Das Euro-Studio Landgraf präsentierte mit „Mann über Bord“ eine musikalische Midlife-Crisis, bei der sich die allermeisten Männer in entsprechendem Alter wiedererkannt haben dürften. Die Autoren Robert und Ulrike Brambeer haben mit „Mann über Bord“ schwer am Mythos Mann gekratzt.
Die vier Freunde, die sich zum Angeln getroffen haben, sollten sich so manche tief verwurzelte Angst gestehen. Als der Vorhang sich öffnete, dürften sich die Nettetaler wie zu Hause gefühlt haben: Die Kulisse erinnerte stark an die Krickenbecker Seen. Frösche und Enten quakten und schnatterten — dahinter verbargen sich die Musiker, die dem vorwiegend heiteren Abend, von Schilf ein wenig abgeschirmt im Hintergrund, zusätzliche Würze gaben.
Es wurde ein Wechselspiel aus gesprochenen Szenen und Musik, wobei bekannte Melodien wie „Macarena“ oder „In the Summertime“ mit neuen, situationsgerechten Texten kombiniert wurden.
Das Publikum lernte vier unterschiedliche Männer kennen: Boris (Stephan Bürgi) erinnerte an den jungen Udo Jürgens. Und so gab er sich auch: ungestüm, auf der Überholspur. Martin (René Hofschneider) erwies sich als Hypochonder und als Verlierer in Sachen Frauen. Bert (Simon van Parys) hielt sich trotz der Glatze und des dicken Bauchs für sexy und Stefan (Jens Schnarre), ein platinblonder Sonnyboy, wollte seinen Baumarkt-Job aufgeben und eine Tanzschule eröffnen.
Das Quartett begeisterte mit enormer Spielfreude und thematisierte im Laufe der gut zwei Stunden so ziemlich jedes Problem, das ein Mann in den Wechseljahren haben kann. Und bei allen Unterschieden erkannten die Charaktere: Wir sitzen alle im selben Boot. Interessant war der Theaterabend aber auch für Frauen. Die erkannten nämlich, dass auch das „starke Geschlecht“ seine Schwächen hat.