Hoher Schaden für Nettetal Aussichtsturm bleibt wegen Vandalismus noch länger gesperrt
Nettetal-Hinsbeck · Die hoch aufragende Konstruktion werden Besucher für einige Zeit nicht besteigen können. Der Schaden an einem hölzernen Träger, der in Brand gesetzt wurde, ist erheblich. Vandalismus ist dafür verantwortlich – wieder einmal.
. Es war Mitte Dezember, als die Nettetaler Stadtverwaltung sich gezwungen sah, den Aussichtsturm im Wald der Hinsbecker Höhen zu sperren. An einem senkrecht stehenden Holzbalken auf den oberen Etagen des Turms war ein massiver Brandschaden entdeckt worden. Ziemlich klar war: Das Feuer muss gelegt worden sein.
Inzwischen hat die Stadt den Schaden genauer bewertet. Ergebnis: Eine Reparatur wird rund 16 000 Euro kosten – Kosten, auf denen die Stadt und damit die Steuerzahler wahrscheinlich sitzenbleiben. Denn der oder die Urheber des Feuers dürften wohl kaum zu ermitteln sein und in Regress genommen werden können. Bis auf Weiteres heißt es für Besucher am Turm: Betreten verboten! Es ist leider auch nicht der erste Fall von Vandalismus und auch nicht der schwerste. Die Geschichte des Turmes, mit der sich der Hinsbecker Heimatforscher Heinz Koch beschäftigt hat, ist eine Chronik mehrfach ausgelebter sinnloser Zerstörungswut.
„Der Turm wurde ursprünglich als kombinierter Feuerwachturm und Aussichtsturm geplant und erstellt. In der Spitze war eine Kanzel, in der Hinsbecker Feuerwehrmänner von April bis Oktober täglich Dienst machten“, weiß Koch zu berichten. „Wenn ein Feuer bemerkt wurde, mussten Schätzungen die Lage des Feuers angeben. Damals, ohne Handys, eine komplizierte Aufgabe. Und das bei Wind und Wetter, insbesondere im Sommer unter praller Sonne.“
Die Idee, den Turm bauen zu lassen, hatte noch vor Gründung der Stadt Nettetal der damalige Hinsbecker Gemeinderat gehabt. Am 18. Mai 1971 wurde der fertige, damals nur rund 16 Meter hohe Turm dann seiner Bestimmung übergeben und schon neun Jahre später schwer beschädigt. „Nach einem Brand, bei dem die komplette Aussichtskanzel zerstört wurde, kann der Turm nicht mehr als Feuerwachturm genutzt werden“, vermerkt Kochs Chronik für das Jahr 1980.
186 000 Euro Fördermittel
von der Bezirksregierung
Und für 1984: „Der Turm wird durch Vandalismus stark geschädigt. Die Stadt will den Turm nicht renovieren, ein Abbruch ist geplant.“ Um den Abbruch abzuwenden, nahm sich der Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) des Turms an und sorgte für eine Renovierung. Eine Schutzhütte, die zu Füßen des Turmes gestanden hatte, wurde jedoch beseitigt. Der Grund: Auch sie war mehrfach durch Vandalismus beschädigt worden.
1990 kam es dann noch dicker. Chronik Koch: „Die ehemalige Feuerwacht-Aussichtskanzel wird in Brand gesetzt. Hierdurch brennen die Aussichtskanzel und der obere Teil des Aussichtsturmes komplett ab. Die Zerstörungen sind so stark, dass eine einfache Reparatur nicht mehr möglich ist.“ Immerhin: Trotz zerstörter Kanzel konnte das Bauwerk immer noch als Aussichtsturm genutzt werden – bis Ende der 1990-er Jahre ein weiterer Brand weitere Schäden anrichtete und die Stadt den Turm im Jahr 2000 wegen Baufälligkeit sperren ließ. Abfinden wollte sich die Stadt mit dem desolaten Zustand nicht. Der Rat beschloss, das Bauwerk zu sanieren und es auch um etwas mehr als zehn Meter zu erhöhen. Denn seit Beginn der 1970er-Jahre waren die Bäume auf den Hinsbecker Höhen so weit in die Höhe gewachsen, dass das ursprüngliche Maß von 16 Meter nicht mehr ausreichte, über die Wipfel hinweg ins Land zu schauen. Fast wäre der Plan aber gescheitert – am Geld. 186 000 Euro Fördermittel, so Koch, waren von der Bezirksregierung angekündigt, die Stadt Nettetal sollte einen Eigenanteil von 80 000 Euro beisteuern. Weil sie sich dazu aber nicht imstande sah, sprang der VVV Hinsbeck noch einmal ein, Hinsbecker Unternehmer und Handwerker packten mit an. Und so wurde der neue Turm – nun als Stahlkonstruktion mit einigen Holzelementen auf den oberen Etagen und einer Aussichtsplattform in 28,80 Meter Höhe – im August 2005 nach fünf Monaten Bauzeit eröffnet. Die Geschichte des Vandalismus war damit aber nicht beendet. 2016 wurde ein Holzbalken aus den oberen Regionen ausgetauscht – er hatte einen Brandschaden.