Karneval 2024 in Nettetal 900 Arbeitsstunden für den Prinzenwagen
Nettetal-Lobberich · Das Prinzenpaar Frank II. und Sabine I. nimmt mit einem neuen Prinzenwagen am Tulpensonntagszug in Lobberich teil. Mit viel Liebe und ehrenamtlicher Arbeit entstand ein wahres Prachtstück.
Noch stehen sie alle verborgen in diversen Hallen und Scheunen – die Wagen der Karnevalsgesellschaften, die am Tulpensonntag in einer Woche durch die Straßen von Lobberich ziehen werden, heiß erwartet von den vielen Jecken am Straßenrand. Bis auf kleine Nachbesserungen sind die Zugwagen fertig, nur das Wurfmaterial in Form von Kamelle, Popcorn oder Waffeln muss noch auf den Wagen verteilt werden.
Ganz neu ist in diesem Jahr der Prinzenwagen von Frank II. (Nickus) und Sabine I. (Houben). Denn das Karnevalskomitee Lobberich stellt nach 2005 wieder ein Prinzenpaar aus den eigenen Reihen. Am 11. November wurde es im ausverkauften Seerosensaal proklamiert. Doch für den eigenen Prinzenwagen wäre es schon viel zu spät gewesen. Mit der Suche nach einem geeigneten Untergestell waren die Aktiven bereits im Dezember 2022. Die Suche mit Terminen bei verschiedensten Anbietern dauerte einige Wochen. Endlich war man fündig und einig geworden. Bereits am Aschermittwoch 2023 wurde der Anhänger aus Leuth abgeholt und in eine Halle auf dem Hof von Reiner Hermans in Dyck gebracht.
Dort stehen bereits die beiden anderen Wagen des KKL, für den dritten wurde sie zur Wagenbauhalle. Mit weit mehr als 900 Arbeitsstunden ist der Bau eines Prinzenwagens wahrlich ein Mammutprojekt. Das funktioniert nur, wenn erfahrene Wagenbaumeister dabei sind. Für Klaus Hegholz und Detlev Heyer war es wahrlich nicht der erste Brauchtumswagen. Seit 1959 baut das KKL seine Wagen selbst.
Die Wagenbaumeister von heute sind auch schon seit vielen Jahren dabei. Außerdem sind beide Handwerker von Beruf. Unter ihrer Anleitung wurde der komplette Aufbau des alten Lkw-Anhängers zurückgebaut und das Metallgestell abgerissen. Danach wurde der Unterbau entrostet, geschliffen und neu lackiert. Elektrik und Bodenplatten wurden erneuert. Letzter Schritt: Die Reifen wurden demontiert und teilweise erneuert. Anfang September, nach den großen Ferien, wurde mit dem neuen Aufbau begonnen. Verbaut wurden 15 Quadratmeter 19 Millimeter dicke Platten, 40 Quadratmeter Platten mit fünf Millimetern Stärke, 120 laufende Meter Balken und 300 Meter Latten. Tausende Schrauben halten das Ganze zusammen, kiloweise Spachtelmasse und 60 Kilogramm Farbe machen das Ganze überaus ansehnlich. Bier und Würstchen beim Bauen wurden jetzt nicht gezählt.
Grundlage war der zeichnerische Entwurf und das vom Prinzenpaar gebaute Modell. Herausgekommen ist ein schicker Prinzenwagen, zwölf Meter lang, drei Meter breit und 3,80 Meter hoch. In der Mitte im Turm wird das Prinzenpaar stehen und Kamelle unter das närrische Volk werfen. Am vergangenen Donnerstag hat der TÜV den Wagen abgenommen. Es wird auf jeden Fall ein Wow-Effekt sein, wenn der neue Wagen am Tulpensonntag mitzieht.
Karnevalsikone Jacques Tilly hat einen Wagen mit gestaltet
Auch die vorhandenen Wagen für Garde und Komitee sind nicht von schlechten Eltern. Die drei springenden Leoparden an der Spitze des Komiteewagens, gemäß dem Wappen von Lobberich, hat sogar der bekannte Düsseldorfer Wagenbauer Jacques Tilly gestaltet.
Im Gewerbegebiet Heidenfeld steht die Wagenbauhalle der Karnevalsgesellschaft Fidele Heide. Dort warten die drei Wagen für die Tanzmariechen, den Damen-Elferrat und das Pendant der Herren auf ihren Einsatz am kommenden Sonntag. Die Wagen wurden vor zwei Jahren neu gebaut und 2023 erstmals präsentiert. Zwölf Jahre waren die 20 fidelen Frauen mit dem Wagen als Rialto Brücke unterwegs, davor als Rikscha, seit vergangenem Jahr ist es der Zirkus Fideli. Dafür erhielt der Wagen einen Baldachin, die Frauen können so notfalls auch dem Regen besser trotzen. Wagenbaumeister der KV Fidele Heide ist Manfred Buckenhüskes, die „gute Seele des Wagenbaus“, wie Silvia Schmidt, Präsidentin des Damen Elferrates, anmerkt. Sechs bis acht Mann haben am Wagen mitgearbeitet, insgesamt über 800 Stunden. Auch diesen Wagen hatte Sabine Houben, in diesem Jahr Prinzessin, entworfen. Der Samt stammt aus Restposten von Niedieck, der früheren Samtfabrik in Lobberich.