Kundgebung in Nettetal Hunderte demonstrierten gegen Extremismus
Nettetal-Lobberich · Rund tausend Menschen haben sich in Nettetal an einer Demo für Demokratie beteiligt. Organisiert haben diese Bürgermeister und Ratsfraktionen kurzfristig nach dem Geheimtreffen von AfD und Rechtsextremisten.
„Wenn nicht jetzt, wann dann?“ Brigitta Möller, Seniorin aus Lobberich, hält ein Schild hoch. „Nie wieder ist jetzt“ steht darauf. Mit ihrer Familie, zu der Mitglieder aus unterschiedlichen Ländern gehören, hat sie am Demonstrationszug gegen Extremismus am Freitagnachmittag in Nettetal-Lobberich teilgenommen. Bei der Chorprobe habe die Pastorin auf die kurzfristig geplante Kundgebung aufmerksam gemacht. Es ist nicht Möllers erste Demo. Auch in Köln sei sie bereits gewesen, um Flagge für die Demokratie zu zeigen und Extremisten jeder Art eine Absage zu erteilen.
„So voll war der Platz selten. Und es ist gut, dass er es heute ist“, mit diesen Worten wandte sich Nettetals Bürgermeister Christian Küsters (Grüne) an die Demonstranten. Deren Zahl schätzte er nach der Kundgebung auf rund Tausend. „Wir haben kurzfristig zu dieser Demonstration aufgerufen. Nach unserer Einschätzung ist jetzt der richtige Zeitpunkt.“ Hass, Extremismus von rechts und links seien ein Thema, das gerade viele Menschen bewegt. „Ihnen wollten wir eine Plattform bieten“, sagte Küsters.
Ein Angebot, das angenommen wurde. Jugendliche, Familien mit Kinderwagen, Senioren mit Gehstöcken oder Enkeltochter wie Birgitta Möller: Sie alle einte am Freitagnachmittag das Ziel, ein Zeichen für die Demokratie zu setzen. „Kunterbunt statt kackbraun“, „Keine Bühne für Faschisten“ oder „Nie wieder“ stand auf großen Bannern und selbst gemalten Zetteln.
„Uns allen hat es nach den Nachrichten zu dem geheimen Treffen in Potsdam oder der ,Scharia-Polizei‘ in Neuss keine Ruhe gelassen“, sagte Bürgermeister Küsters. „Wir alle wollen zeigen, dass wir zur freiheitlich-demokratischen Grundordnung stehen und diese verteidigen. Faschismus, Rassismus und Antisemitismus sollen und dürfen in Nettetal keine Heimat finden.“ Nettetal lebe von seiner Offenheit und Vielfalt.
Eine Absage an
jeglichen Extremismus
Für die CDU erinnerte Jürgen Boyxen an die im Grundgesetz verankerten Grundrechte. Hass und Intoleranz würden zunehmen. „Es reicht!“, rief Boyxen. Wer rechtsextreme Parteien wähle, mache sich zum Komplizen, sagte er unter lautem Beifall. Grünen-Fraktionschef Guido Gahlings erteilte Extremismus von links und rechts eine Absage. Er wolle nicht in einem Land leben, das die Scharia fordere und Angriffe der Hamas auf Israel begrüße. Für die SPD erinnerte Renate Dyck an den geduldeten rechten Extremismus schon vor der „Machtergreifung“ Hitlers.
Für die WiN-Fraktion machte Hajo Siemes deutlich: „Wir müssen die Menschen überzeugen.“ Demokratie lebe von Demokraten. Deshalb seien Wahlen und eine große Beteiligung daran so wichtig. „Ayse und Paul sollen weiterhin zusammen spielen. Das muss normal bleiben“, mahnte für die FDP deren Geschäftsführerin Claudia Jacobi und erhielt dafür viel Beifall. Auch sie erneuerte das Bekenntnis gegen den Faschismus: „Nie wieder.“
Aus dem gesamten Kreis Viersen kamen Teilnehmer: Karnevalisten in Uniform ebenso wie „Parents for Future“, Vereine, Gewerkschaftler und Kommunalpolitiker. Zu der Demonstration hatten die Nettetaler Ratsfraktionen von CDU, SPD, Grünen, FDP und Win aufgerufen. Deren Chefs führten mit Bürgermeister Küsters mit einem großen Transparent den Zug vom Rathaus an: „Haltung zeigen für Demokratie gegen Hass und Extremismus“.