Problem in Nettetal Werktags ist die Feuerwehr schwach besetzt

Nettetal · Das wird teuer: Die Stadt Nettetal wird in den kommenden Jahren einiges in ihre Feuerwehr investieren müssen. Ein weiteres Problem: Werktags sind etliche Feuerwehrleute außerhalb des Stadtgebiets am Arbeitsplatz gebunden.

Einer der größten Einsätze für die Feuerwehr in der jüngeren Zeit war ein Großbrand an der Poststraße in Kaldenkirchen im August.

Foto: Birgitta Ronge

222 Feuerwehrleute für ganz Nettetal – das sieht auf dem Papier doch erst einmal gar nicht so übel aus. Doch im Entwurf eines neuen Brandschutzbedarfsplans für Nettetal steht wenige Absätze weiter auch dieser weniger schöne Satz: „An Werktagen tagsüber ist die personelle Verfügbarkeit der Einsatzkräfte in den Löscheinheiten schwach.“ Der Grund ist auch erklärt und recht simpel: „Die meisten Arbeitsplätze der Angehörigen der Freiwilligen Feuerwehr befinden sich nicht im Stadtgebiet von Nettetal. Zwar arbeitet ein geringfügiger Anteil von Einsatzkräften im Stadtgebiet von Nettetal, jedoch nicht in dem Stadtteil seiner Stammeinheit.“

Als Stadt, in der viele Bewohner zum Arbeitsplatz werktags auspendeln, macht sich in Nettetal ein Problem bemerkbar, über das auch andere Städte klagen: Die Freiwillige Feuerwehr könnte noch mehr Mitglieder gebrauchen. Denn auf die Dienste einer Berufsfeuerwehr angewiesen zu sein, können sich Großstädte leisten, eine kleine Kommune wie Nettetal kaum. „Die Aufgaben werden seit 1970 in Nettetal von Freiwilligen geleistet. Daran wollen wir nicht rütteln“, sagt denn auch Andreas Rudolph, für Sicherheit und Ordnung zuständiger Beigeordneter der Stadt.

Der Entwurf des Brandschutzbedarfsplans enthält einige Ideen, wie die Ehrenamtler der Freiwilligen Feuerwehr entlastet werden könnten. Eine davon ist ein neu zu schaffendes Service Center Brand- und Bevölkerungsschutz. Das Konzept hinter dieser Bezeichnung: Montags bis freitags zwischen 8 Uhr und 16.30, also wenn viele außerhalb des Stadtgebiets berufstätigen Feuerwehrleute nicht so schnell greifbar sind, soll eine spezielle, am Feuerwehrgerätehaus Lobberich stationierte Tagesbereitschaft alle kleineren Einsätze abarbeiten – beispielsweise Tragehilfe für den Rettungsdienst und Beseitigung von Ölspuren. Dafür soll im Jahr 2024 ein kleines Einsatzfahrzeug angeschafft und mit Gerätewarten besetzt werden, die nicht am Feuerwehrgerätehaus Lobbericht untergebracht sind und tagsüber in den Gerätehäusern kleine Wartungs- und Reparaturarbeiten ausführen.

Am besten wäre es freilich, wenn die Feuerwehr zu weniger Bränden gerufen werden müsste. Auch daran will man in Nettetal arbeiten – durch Aufklärung der Bevölkerung und Brandschutz-Erziehung schon in Kitas und Schulen. „Je besser die Bevölkerung aufgeklärt ist, desto seltener muss die Feuerwehr rausfahren“, sagt Rudolph.

Doch nicht nur beim Personal, auch bei den Gerätehäusern besteht in Nettetal Handlungsbedarf. „Fehlende Umkleideräume gemäß Personal-Soll, fehlende geschlechtergetrennte Umkleideräume“ heißt etwa der Befund für die Feuerwehrhäuser in Breyell, Hinsbeck, Kaldenkirchen und Leuth. Dass geschlechtergetrennte Umkleiden fehlen, ist angesichts des wachsenden Anteils von Frauen in den Wehren misslich. Und besonders misslich, sofern man hofft, weitere Frauen für den Dienst zu gewinnen.

An einigen Standorten kommen andere Raum-Probleme hinzu. „Fehlender Platz für weitere Einsatzfahrzeuge / Anhänger, problematische Durchfahrtshöhe für Einsatzfahrzeuge“ heißt etwa die Diagnose im Gerätehaus Leuth und Breyell. Um solche und einige weitere Probleme zu beseitigen, wird die Stadt einiges Geld investieren müssen. In einem Bericht für den Rats-Ausschuss für Sicherheit und Ordnung stimmte die Verwaltung die Politiker unter anderem mit folgenden Bemerkungen auf das Erforderliche ein: „Langfristig wird ein Neubau des Feuerwehrgerätehauses Breyell notwendig.“ „Ein Neubau des Feuerwehrgerätehauses Leuth ist als Maßnahme im Brandschutzbedarfsplan aufgenommen.“ „Neubau des Feuerwehrhauses Lobberich erforderlich“.

Viel zu tun also. „Das werden wir nicht alles in fünf Jahren umgesetzt haben“, sagt Beigeordneter Andreas Rudolph. Aber das Ziel sei, in den kommenden fünf Jahren „in die Projektierung“ zu kommen.