Revolution aus Versehen in Nettetal Künstliche Intelligenz kapert Rathaus – jetzt wird alles gut
Nettetal · Wir haben in die Glaskugel geschaut und können vorhersagen: 2024 wird in Nettetal alles besser. Nach ersten Versuchen mit dem Internet-Chat-Bot der Verwaltung übernimmt im Rathaus die künstliche Intelligenz das Ruder.
Es war eine verdächtig kurze Mitteilung, die jüngst aus dem Rathaus kam: Bürgermeister Christian Küsters und der Beigeordnete Andreas Rudolph haben sich mit einem Professor für Verwaltungsinformatik getroffen und darüber gesprochen, wie künstliche Intelligenz (KI) die Arbeit im Rathaus bereichern kann. Wie in jedem guten Katastrophenfilm ist auch dabei etwas mächtig schief gegangen.
Küsters hat kurz vor Heiligabend irrtümlich den auf einem USB-Stick gespeicherten Prototyp einer künstlichen Verwaltungs-Intelligenz an seinen Rechner angeschlossen und über die Feiertage stecken lassen. Dieser fatale Fehler war seine letzte Amtshandlung. Seit 1. Januar hat die KI das Ruder übernommen und zügig mit der Lösung drängender Probleme begonnen. Küsters ist bis zum Ablauf der Wahlperiode in eines der neuen Außenbüros versetzt worden, aber dazu später mehr.
Bei Durchsicht der bisher aufgelaufenen millionenschweren Rechnungen für die Sanierung der Werner-Jaeger-Halle wollte sich die KI eigentlich gleich wieder selbst abschalten. Da ein elektronischer Harakiri allerdings ein schlechter Start gewesen wäre, hat sich die KI schnell wieder berappelt und auf ihre Stärken besonnen. Seitdem waltet auch bei der Werner-Jaeger-Halle nur noch die reine Vernunft. Zwei über die Weihnachtsfeiertage eingegangene Anträge aus der Politik wurden daher in Bruchteilen von Sekunden behandelt und entschieden. Der Vorschlag der WIN-Fraktion, die Halle in Renate-Dyck-Halle umzubenennen, wurde abgelehnt. Begründung: In Städten, in denen öffentliche Einrichtungen nach SPD-Politikern benannt werden, geht erwiesenermaßen alles schief. Siehe Hamburg mit Helmut-Schmidt-Flughafen und einem Doppelwumms-Desaster aus Elbphilharmonie und Elbtower; siehe auch Berlin mit Willy-Brandt-Flughafen. In dieser Stadt können seitdem noch nicht einmal mehr Wahlen richtig organisiert werden.
Abgelehnt hat die künstliche Intelligenz auch den Vorschlag der AfD, die Halle nach einer Brauerei zu benennen, die Sponsor werden kann. Allerdings nur, weil die AfD als Sponsor die Marke „Spalter Bier“ aus dem bayerischen Landkreis Roth vorgeschlagen hat. „Spalter-Halle“ – das ist auch einer künstlichen Intelligenz zu dumm. Sie verhandelt über ein Namens-Sponsoring stattdessen mit dem Hersteller des Energy-Drinks „Monster“.
Richtig smart hingegen erschien der KI beim Googeln der Sitten und Gebräuche der Rheinländer der flexible Einsatz von Toilettenwagen auf Kirmessen und bei Schützenfesten. Dieses Prinzip soll bis zur in wenigen Monaten anstehenden endgültigen Lösung des Raummangels im Rathaus vorübergehend genutzt werden. Mobiles Arbeiten – das geht auch in zu diesem Zweck in Büros umgebauten Toilettenwagen – in Einzelfällen sogar in Dixie-Klos, die mit Internetanschluss ausgestattet werden. Solche Arbeitsplätze werden natürlich nur so lange gebraucht, bis die Kündigungsfrist auch der letzten Rathausmitarbeiter abgelaufen ist. Dank Einsatz der KI sind ja nun auch die überflüssig.
Auf der Suche nach ebenbürtiger Intelligenz musste die Nettetaler KI ihre Fühler bis ins Ausland ausstrecken. Gestoßen ist sie auf Elon Musk. Umgehend wurde ein Abkommen getroffen, dass Musks Sternenflotten-Satelliten den Ingenhovenpark aus dem All überwachen. Ein Zischen beim Öffnen einer Bierdose oder Flasche genügt, und schon melden Musks Späher den Vorfall der AfD und Donald Trump – It’s a match!
Korrekturbedarf sah die KI auch an den Visionen der CDU für Nettetals Zukunft mit grünem Wasserstoff und grünem Strom. Angesichts der eher bescheidenen Umfragewerte der Grünen im Bund und wegen des noch verhalteneren Jubels über das Heizungsgesetz des grünen Wirtschaftsministers, erscheint der KI „grün“ als Etikett derzeit eher wenig werbeträchtig. „Schwarzer Strom“ wäre freilich rassimusverdächtig, geht also auch nicht. Die KI hat daher entschieden, dass Nettetal eine Versorgung mit „Farbloser Co2-neutraler Elektrizität“, kurz: FarCE, anstrebt – und zwar zu 100 Prozent, wie alles in Nettetal!