Problem auch in Nettetal Auch nächstes Jahr werden Kita-Plätze fehlen

Nettetal · 2024 gibt es in Nettetal erneut nicht genug Kindergartenplätze. Das geht aus Prognosen der Stadt hervor. Der Mangel ist jedoch in den einzelnen Stadtteilen unterschiedlich stark. Der Bedarf wird durch neue Baugebiete womöglich steigen.

Nettetal hat seine Zielquoten für die Versorgung mit Kita-Plätzen in diesem Jahr nicht erreicht.

Foto: dpa/Uwe Anspach

1214 statt der angepeilten 1234 Kita-Plätze für Kinder ab dem dritten Lebensjahr – in nackten Zahlen klingt das nach einem geringfügigen Problem. Doch wenn Eltern einen Kitaplatz für ihren Nachwuchs suchen und keinen bekommen, macht das im individuellen Fall schon Schwierigkeiten.

1214 statt 1234 – das entspricht andererseits einer Versorgungsquote von 95 Prozent für die Nettetaler, die sich im Alter zwischen drei Jahren und dem Einschulungsalter befinden. Und damit ist die Stadt zwei Prozentpunkte unter der von ihr angestrebten Versorgungsquote von 97 Prozent vorbeigeschrammt. Bei den unter Dreijährigen wurde das Quoten-Ziel von 50 Prozent mit 42 Prozent deutlicher verfehlt: Einem ermittelten Bedarf von 577 Plätzen stehen nur 484 Versorgungsplätze gegenüber. Geplant hatte die Stadt eigentlich, 504 Plätze bieten zu können.

So weit die Daten fürs laufende Kindergartenjahr 2022/23. Und wird es nächstes Jahr nun besser? Teilweise, wenn die Prognosen der Stadtverwaltung dazu eintreffen. Die Zielquoten von 97 Prozent Versorgungsquote für die Ü3-Fraktion und 50 Prozent für die U3-Fraktion hält sie im Kindergartenjahr 2024/25 zwar aufrecht – sie wird sie aber erneut nicht erreichen. Für die Altersgruppe „drei Jahre bis Einschulung“ werden voraussichtlich 1227 Plätze zur Verfügung stehen – und das werden 44 zu wenig sein. Für Kinder unter drei Jahren wird es voraussichtlich 526 Betreuungsplätze geben – und das sind ebenfalls 44 zu wenig.

Der Mangel ist aber in den Nettetaler Stadtteilen unterschiedlich stark ausgeprägt. Tabellen-Schlusslicht ist Breyell, wo im kommenden Kindergartenjahr einem errechneten Bedarf von 131 U3-Plätzen nur ein Angebot von 104 Plätzen gegenüber stehen wird. An Ü3-Plätzen wird es 234 geben – angesichts eines errechneten Bedarfs von 287 Plätzen. Das liege daran, dass die Kita Nettewelt noch nicht ihren endgültigen Standort in Breyell bezogen habe, womit freilich erst im Kindergartenjahr 2025/26 zu rechnen sei, sagt die Stadtverwaltung.

An der Spitze der Tabelle steht hingegen Lobberich mit mehr Plätzen als für diesen Stadtteil an Bedarf errechnet: Lobberich hat 434 Ü3-Plätze zu bieten (Bedarf: 376) und 185 U3-Plätze (Bedarf: 165). Das bedeutet freilich nicht, dass in Lobberich Plätze massenhaft ungenutzt bleiben. Lobberich kann vielmehr auch noch Kinder aus anderen Stadtteilen mitversorgen – etwa aus Hinsbeck, wo für die Ü3-Alterskohorte 16 Plätze fehlen werden.

Dass Nettetal den selbst gesteckten Zielen noch etwas hinterherläuft, liegt auch daran, dass die 2023 eröffnete Kita Zauberwald erst einmal mit zwei statt mit vier Gruppen den Betrieb aufgenommen hat. Eine tiefere Ursache ist aber die in den letzten Jahren gestiegene Zahl der Bürger im Kindergartenalter. Gab es in Nettetal 2011 noch lediglich 914 Kinder unter drei Jahren, waren es in den Jahren ab 2018 jeweils stets mehr als 1100. Auch die Ü3-Fraktion hat zahlenmäßig zugenommen, dabei spielte auch die Zuwanderung nach Nettetal eine Rolle. Die mit Abstand größte Gruppe der Zugewanderten der Altersgruppe unter sechs Jahren sind seit 2022 Geflüchtete aus der Ukraine.

Doch es war nicht alleine Zuwanderung, die den Bedarf an Kita-Plätzen steigen ließ. Auch neu hinzugewonnene Baugebiete und die dort lebenden Familien haben dafür gesorgt. Und sie werden wohl auch weiter dafür sorgen, wenn realisiert wird, was bislang an weiteren neuen Wohngebieten in Nettetal so alles geplant ist.

Demgegenüber stehen freilich zwei andere Erkenntnisse. Erstens: Der Arbeitsmarkt für Erzieherinnen und Erzieher ist abgegrast, da alle Kommunen nach Personal für Kitas suchen. Zweitens: Die Möglichkeiten, mit Erweiterungsbauten an bestehenden Kita-Standorten Platz für neue Gruppen zu schaffen, sind ausgeschöpft. Wie damit umgehen? Ist offenbar unklar. Die Stadt sagt: „Die möglichen Auswirkungen sind zu analysieren und mit in eine Maßnahmenplanung aufzunehmen.“