Baugesellschaft Nettetal Sozialer Wohnungsbau ist vorerst auf Eis gelegt

Nettetal · Vorhandene Wohnungen modernisieren, statt neue zu bauen – darauf wird sich die Baugesellschaft Nettetal vorerst konzentrieren. Neue Sozialwohnungen seien derzeit nicht wirtschaftlich zu schaffen, sagt die gemeinnützige Gesellschaft.

Das jüngste Neubau-Projekt der Baugesellschaft am Juiser Feld: Für die 15 Wohnungen fanden sich schnell Interessenten.

Foto: Holger Hintzen

15 nagelneue Wohnungen, sechs davon mit Mitteln für den sozialen Wohnungsbau gefördert und mit entsprechend günstigen Mieten – es bedurfte keines großen Kunststücks, für dieses Angebot im Juiser Feld Mieter zu finden. „Es haben sich schnell ganz viele dafür gemeldet“, sagt Volker Ruiters, Geschäftsführer der Baugesellschaft Nettetal. Wer wie diese gemeinnützige Gesellschaft knapp über 1000 Wohneinheiten überwiegend in Nettetal und mit einem geringen Anteil in Straelen und Amern in seinem Bestand hat, für den ist auch das Bauen von Häusern kein Neuland. In näherer Zukunft in Nettetal weiteren sozialen Wohnungsbau zu realisieren, das allerdings wird fürs Erste schwierig bis unmöglich sein.

Gestiegene Baukosten, Inflation und teurere Kredite – das alles macht es selbst für ein lange am Markt operierendes gemeinnütziges Unternehmen wie die Baugesellschaft momentan so gut wie unmöglich, sozialen Wohnungsbau noch in einem wirtschaftlich vertretbaren Rahmen zu erbringen. „Wir haben daher entschieden, uns nun erst einmal um die energetische Sanierung der Wohnungen in unserem Bestand zu kümmern“, sagt Ruiters. Bislang hat die Baugesellschaft pro Jahr zweieinhalb bis drei Prozent ihrer Wohnungen modernisiert. Diesen Anteil wird sie kräftig steigern müssen, denn am Horizont steht die Vision: Der Bestand sollte bis 2045 komplett so modernisiert sein, dass für die Energie- und Wärmeversorgung in den Gebäuden kein Öl, keine Kohle und kein Gas mehr verfeuert werden muss.

In den 80er-Jahren ist bei Heizungen gespart worden

Ambitioniert macht dieses Ziel auch, dass zum Teil noch Gebäude im Bestand sind, die noch aus den 1950-er Jahren stammen. Auch wenn im Groben gilt: Je älter ein Haus ist, desto geringer ist die Energieeffizienz – es gibt auch Ausnahmen. In den 1980-er Jahren seien einige Häuser entstanden, bei denen die Baugesellschaft wohl beim Heizungssystem „ein bisschen sparsam“ gewesen sei, sagt Volker Ruiters.

Die Marschrichtung für die nächste Zeit lässt sich ziemlich einfach beschreiben: Die Baugesellschaft will sich für die energetische Sanierung zuallererst die Gebäude vornehmen, bei denen auf einen Schlag die höchste CO2-Einsparung zu erzielen sei. Eine Hoffnung ist dabei auch: Womöglich werden die Sanierungen der Häuser mit heute schon etwas höherer Energieeffizienz dann später wegen des etwas geringeren Nachbesserungsaufwands weniger kostenintensiv.

Energetische Sanierungsmaßnahmen hat die Baugesellschaft jüngst schon an der Eichenstraße in Lobberich vorgenommen. Dort hat sie 66 Wohnungen, von denen 36 als erste Sanierungskandidaten an der Reihe waren. Der Rest soll folgen. Nur einen Steinwurf entfernt, an der Florastraße, soll es dann mit Sanierungen in nochmals 36 Wohnungen weitergehen.

Bei den Sanierungen werde sich die Baugesellschaft um die Gebäudehülle kümmern, sagt Ruiters – will heißen: um bessere Dämmung – sowie um die Heizung und die Warmwasserbereitung. Die Mieter können während der Modernisierungsarbeiten in ihren vier Wänden wohnen bleiben. „Wenn da jemand hämmert und bohrt, macht das natürlich keine Freude“, weiß Ruiters. Die Baugesellschaft wolle ihren Mietern in dieser Zeit daher „bei der Miete entgegenkommen“.

So weit die Pläne auf kürzere Sicht. Und geht es weiter darüber hinaus? „Wenn wir mit den Sanierungen an der Eichenstraße durch sind“, sagt Volker Ruiters, „haben wir vage in der Planung, dort vielleicht noch 22 neue Wohnungen zu bauen.“ Weitere Ideen gebe es für die Jahre 2027 bis 2032 in Kaldenkirchen.

Doch der Geschäftsführer ist vorsichtig: Schon ob die Neubaupläne an der Eichenstraße in Lobberich realisiert werden könnten, sei derzeit noch offen. Zu unwägbar sei momentan, welche Fördermittel für den sozialen Wohnungsbau der Staat in Zukunft zur Verfügung stellen werde und wie sich die Rahmenbedingungen des Marktes entwickeln werden.