Projekte in Hinsbeck und Kaldenkirchen Nettetal bekommt fast 900.000 Euro für zwei Radwege

Nettetal · Weil das Land NRW das Förder-Füllhorn über der Stadt auskippt, kann Nettetal nicht nur einen maroden Radweg in einem von Touristen stark genutzten Bereich von Grund auf sanieren. Die Stadt kann auch eine Strecke bauen, die für geplante Neubaugebiete wichtig wird.

Wurzeln drücken sich durch die Asphaltdecke des Wegs an der Krickenbecker Allee.

Foto: Heinz Koch

In Zeiten, in denen man einerseits große Pläne hat, dummerweise aber sparen muss, sind solche Nachrichten willkommen. Für die Verbesserung der Radwege-Infrakstruktur im Westkreis stelle das Land Nordrhein-Westfalen Geld zur Verfügung, teilte Landesfinanzminister Marcus Optendrenk (CDU) jetzt mit. „In Nettetal werden zwei wichtige Maßnahmen mit jeweils mehr als 400 000 Euro gefördert: der „Neuausbau Radweg Kleinbahntrasse“ in Kaldenkirchen (427 100 Euro) und die Sanierung und Verbesserung des Radweges an der Krickenbecker Allee in Hinsbeck (414 000 Euro). Die Landesförderung umfasst in der Regel 85 Prozent der geplanten Gesamtausgaben“, hieß die Botschaft des Ministeriums von Optendrenk an dessen Heimatstadt. Entsprechend entzückt ist man im Rathaus. „Mit unserem Mobilitätskonzept setzen wir Stück für Stück Verbesserungen im Radwegenetz um. Ich freue mich, dass wir an dieser Stelle eine erhebliche Förderung vom Land erhalten“, sagt Bürgermeister Christian Küsters (Grüne).

Mit dem Stichwort „Mobilitätskonzept“ ist angesprochen, warum Stadtplaner Markus Grühn nicht minder erfreut ist. Das Konzept, das auf lange Sicht zu weniger Autoverkehr, mehr ÖPNV-Nutzung und mehr Radverkehr in Nettetal führen soll, enthält beinahe 300 Maßnahmen, die nach und nach verwirklicht werden sollen. „Darunter sind auch viele kleinere Maßnahmen. Der Radweg auf der Kleinbahntrasse gehört zu den größeren“, sagt Grühn. „Es wird eine der ersten größeren Baustellen sein, die wir angehen können.“

Bedeutsam ist die Verbindung nicht nur wegen der hohen Zuschüsse des Landes, zu denen laut Optendrenk noch einmal 22 500 Euro des Bundes hinzukommen. Wichtig ist sie auch und vor allem, weil sie einen Radweg um fast 700 Meter verlängert und für die Bewohner der geplanten Neubaugebiete an der Wasserstraße und im Juiser Feld eine attraktive Achse quer durch Kaldenkirchen schafft. Das Schulzentrum und das Bad Finlantis werden so gut mit dem Rad erreichbar. Das geplante neue Teilstück auf der Trasse der ehemaligen Kleinbahn beginnt im Norden an der Steyler Straße und führt in einem Bogen bis zur Ravensstraße, wo es an den bestehenden Radweg andockt, der bis zur Knorrstraße reicht. Geplant ist das neue Stück in einer Breite von vier Metern plus Bankette. Der Weg soll auch Platz für Fußgänger haben und bei entgegenkommendem Radverkehr zu keinem Gedränge führen.

Sobald der offizielle Bewilligungsbescheid für die Fördermittel vorliegt, kann die Stadt beginnen, ein Planungsbüro zu suchen. Und wenn die Baupläne vorliegen, die Bauarbeiten ausschreiben und vergeben. „Das Ziel ist, dann im Jahr 2026 damit fertig zu werden“, sagt Marco Simons, bei der Stadt unter anderen an der Umsetzung des Mobilitätskonzepts beteiligt.

Kleinbahn nahm im
Jahr 1901 ihren Betrieb auf

Dass die Trasse für den Radweg durchs Stadtgebiet vorhanden ist, liegt an der Kleinbahn, deren Schienen einst auf der Strecke lagen. Die Bahn war 1901 in Betrieb gegegangen und diente hauptsächlich dem Transport von Gütern von Brüggen zum Bahnhof Kaldenkirchen. Dabei ging es zunächst um Erzeugnisse von Ziegeleien. „Ab 1941 bediente sie vorwiegend das Treibstofflager des Flughafens Venlo und später das Depot der Britischen Rheinarmee in der Holter Heide“, heißt es online beim Landschaftsverband Rheinland unter www.kuladig.de.

Auf dieser Trasse der Kleinbahn soll das neue Stück Radweg gebaut werden.

Foto: Stadt Nettetal

Den Löwenanteil der Kosten trägt das Land NRW laut Optendrenks Ankündigung auch beim Radweg an der Krickenbecker Allee in Hinsbeck. Dessen Zustand beschreibt der Hinsbecker Ortsvorsteher Heinrich Ophoves (CDU) so: „Überall an unseren Alleen verursachen die Wurzeln der Bäume die Zerstörung der Radwege. Deshalb ist man seitens der Stadt hingegangen und hat Teilstücke im Bereich der Bäume vom Asphalt befreit und mit Splitt beaufschlagt.“ Das habe nicht verhindert, dass der Weg für Radfahrer eine Marterstrecke ist. „Splitt muss regelmäßig nachgebessert werden. Die Übergangsstellen Splitt zu Asphalt führen häufig zu bis zu zehn Zentimeter hohen Kanten, die dann auch schon mal einen Fahrradreifen beschädigen“, sagt Ophoves.

Damit soll Schluss gemacht werden. Der Radweg wird komplett erneuert. Damit die Wurzel sich ausdehnen können, sollen Brücken gebaut werden. Radfahrer rollen über sanft geschwungene kleine Brücken, die auf kurzen Pfeilern stehen, unter denen Wurzeln Freiraum haben und keinen Schaden erleiden, der die Standsicherheit der Bäume gefährden könnte.