Nestbau beim NABU in Nettetal Alles klar für die Familienplanung – kommen jetzt endlich die Störche?

Nettetal-Lobberich · Sie geben nicht auf: Das Team des NABU Naturschutzhofes in Lobberich hat einen Nistplatz erneuert, der für Störche gebaut wurde. Bislang haben ihn Vögel nicht genutzt. Warum die Hoffnung der Naturschützer dennoch begründet ist.

Diesen Ausblick könnten Störche aus dem Nest genießen, das Naturschützer ihnen in Lobberich bereitet haben.

Foto: Naturschutzhof

Er thront in neun Meter Höhe und bietet einen fantastischen Ausblick über den NABU Naturschutzhof im Sassenfeld. Allerdings haben Menschen weniger von diesem Hochsitz. Sie stehen eher auf der Streuobstwiese am äußeren Rand des Naturschutzhofes und blicken nach oben, in der Hoffnung, dass in dem großen Korb Leben einzieht – genauer: dass Störche dort nisten.

Auf dem Naturschutzhof gibt es seit mehreren Jahren schon einen Storchenkorb. Bislang hat der Vogel, der auch das NABU-Wappentier ist, auf dieser Nisthilfe aber noch nicht Einzug gehalten. Das Nest war auch ohne Bewohner in die Jahre gekommen, schließlich musste es dem Wetter standhalten. Nun wurde es in einer mit der Stadt Nettetal abgestimmten Aktion erneuert. Der Baubetriebshof der Stadt Nettetal fuhr mit einem Hubsteiger vor, um den in der luftigen Höhe anmontierten Korb zu lösen und herunter zu nehmen. Ende Februar lief die Aktion. Danach ging Christiane Bertrams an die Arbeit.

So funktionierte der Nestbau: Christiane Bertrams beim Flechten.

Foto: Naturschutzhof

Die Naturschutzhofmitarbeiterin entfernte das noch bestehende Geflecht und ersetzte es durch ein neues Weidengeflecht. In etlichen Stunden flocht sie die Weidenäste um die Metallverstrebungen des Korbes. „Es handelte sich dabei um die Weiden, die wir selber auf dem Naturschutzhof geschnitten haben“, berichtet Liam Bell, der ein Freiwilliges Ökologisches Jahr auf dem Naturschutzhof macht.

Doch damit nicht genug. Störche bevorzugen Nester, die schon von anderen Störchen benutzt worden sind. Um diesen Eindruck zu hinterlassen, wurde das neue Nest von außen teilweise mit weißer Farbe bekleckert. Dies erweckt bei den Vögeln den Eindruck, dass dort schon gebrütet wurde, weil sie die Farbe für Kotausscheidungen anderer Störche halten.

Nachdem Bertrams das Nest noch mit etwas Heu und Moos ausgekleidet hatte, schritt der Baubetriebshof wieder zur Tat. Mit Hilfe des Hubsteigers wurde das neue Nest erneut auf dem ehemaligen Telegrafenmast befestigt. „Bislang hat sich in Sachen Annahme seitens der Störche aber noch nichts getan“, sagt Bell.

Auf nistende Störche hoffen die Naturschützer nicht ohne Grund. Störche sind im Nettetaler Seengebiet schon gesichtet worden. „Im vergangenen Jahr hatten wir ins Hinsbeck ein Jungvogelpaar, das auf einer abgebrochenen Pappel sein Nest bauen wollte. Aber sie haben es irgendwie nicht zum Halten bekommen und entsprechend dort auch nicht gebrütet“, berichtet Ansgar Reichmann, Leiter der Biologischen Station Krickenbecker Seen. Insgesamt gibt es im Kreis Viersen neun Standorte, an denen Störche bislang gebrütet haben. Reichmann hat sechs davon bereits kontrolliert und konnte eine Annahme seitens der Störche feststellen. Die restlichen drei Standorte müssen noch überprüft werden. „Im vergangenen Jahr waren neun Brutpaare da. Sie haben allerdings nur acht Jungvögel aufgezogen“, sagt Reichmann.

2022 waren es nur sieben Brutpaare, aber sie zogen insgesamt 15 Jungvögel groß. Zwei bis drei Jungtiere sind pro Nest möglich. „Es gab aber auch schon Aufzuchten mit vier Jungtieren“, sagt Reichmann. Die Aufzucht der Jungvögel ist nicht einfach. Es muss genügend Nahrung vorhanden sein und ein Sommer darf auch nicht zu kalt und regnerisch sein, sonst sterben die Jungtiere an Unterkühlung. Bei der Nahrung ist der Storch nicht allein auf Amphibien wie beispielsweise Frösche angewiesen. Auf seinem Speiseplan stehen unter anderem auch Reptilien, Mäuse, Heuschrecken und Aas. „Man findet die Störche so auch auf den Feldern, wenn die Landwirte Flächen umpflügen“, sagt Reichmann. Meister Adebar hat sich zu einem Kulturfolger entwickelt, der Horste in der Nähe von Menschen annimmt. „Generell muss man aber sagen, dass es einfach nicht zu viele Horste werden dürfen. Das führt zu Revierkämpfen und zu einem fehlenden Nahrungsangebot. Es nutzt nichts, wenn die Störche brüten, aber ihre Jungtiere nicht versorgen können“, sagt Reichmann. Weniger ist daher mehr.