Skurriler Event in Nettetal Wie Nettetal zum schottischen Highland wurde

Nettetal · Steine stoßen, Baumstämme werfen und Kugeln stoßen: Am Sonntag wurden in Nettetal wieder Muskelkräfte gemessen. Dabei zeigten alle Athleten vollen Einsatz – und auch die Zuschauer kamen auf ihre Kosten.

Der Athlet stößt in einer fließenden Bewegung und mit wehendem Kilt den 7,25 Kilogramm schweren Stein möglichst weit von sich weg.

Foto: Ja/Knappe, Joerg (jkn)

Die Schottenröcke wehen, im Hintergrund ertönen schottische Klänge und der Duft von Bratwurst liegt in der Luft: Am Sonntag fanden die siebten Kölsumer Highland Games in Nettetal statt. Zwölf Herren aus Deutschland, Schweiz, den Niederlanden und Belgien sowie zwölf Athletinnen aus Deutschland und der Schweiz stellten sich dem traditionellen Mehrkampf. Dabei beobachteten sie hunderte Besucher, die auf dem Veranstaltungsgelände mehr als nur die Highland Games erleben konnten.

„Es soll auch ein Fest für die ganze Familie sein“, berichtete Veranstalter Markus Vortriede, erster Vorsitzender des Kölsumer Highland Games Verein. „Deswegen ist der Eintritt auch kostenlos.“ Für die jungen Besucher gab es auch Kinderschminken oder Softeis. Auf dem Programm standen auch die White Hackle Pipes, bekannt für ihre schottischen Dudelsackklänge, es gab zudem einen Stand für mittelalterlichen Schmuck.

Ein Teilnehmer ist Thomas Thibaut vom ersten Nettetaler Highlander Verein. Er steht kurz vor seinem ersten offiziellen Stein-Wurf: „Wir sind alle gut im Training, da die Games mitten in der Saison stattfinden“, berichtete er. An den Spielen nehmen nur Athleten teil, die vom Veranstalter eingeladen wurden. „Wir können nichts gewinnen. Das nimmt den Wettkampdruck raus und stärkt das Gemeinschaftsgefühl. Trotzdem geben wir unser Bestes“, so der Highlander.

Steinstoßen ist nicht Thibauts Lieblingsdisziplin, über zehn Meter sind trotzdem drin. Auch Marius Linhoff aus Kerpen wird den 7,25 Kilogramm schweren Stein möglichst weit in das Feld befördern. „Er ist unser Favorit in der Disziplin“, betonte Moderator Jürgen Stickelbrock. Das können auch die Besucher nach Linhoffs erstem Wurf bestätigen: Mit 12,5 Metern geht er in Führung und holt am Ende den Sieg.

„Ich habe den Sport 2015 für mich entdeckt“, berichtete Linhoff. Richtig ernst genommen habe er ihn ab 2019. „Steinstoßen war schon immer meine beste Disziplin.“ Die Wurfstärke sei seiner sportlichen Vergangenheit zu verdanken: „Ich habe viele Jahre American Football und Wasserball gespielt.“ Auch er lobte die Highland-Games in Nettetal für das entspannte Miteinander: „Der Spaß steht hier im Vordergrund.“

Für viele Besucher sind die Kölsumer Highland-Games eine Pflichtveranstaltung. Vor sieben Jahren fanden sie zum ersten Mal statt, eigentlich sollten sie nie eine Großveranstaltung werden. „Ich wollte zu meinem 30. Geburtstag ein kleines Game veranstalten“, berichtete Vortriede. Doch dann ist plötzlich ein Sportskamerad des Nettetalers verstorben, die Highlander wollten die Familie unterstützen. „Deswegen haben wir die Veranstaltung dann doch größer geplant und den Erlös an die Familie gespendet“, so der Sportler.

Die Highland-Games waren so ein Erfolg, dass Vortriede das Benefiz-Konzept beibehalten hat. „Der Familie ging es dann besser, weshalb wir jedes Jahr für einen anderen guten Zweck spenden.“ Insgesamt konnten so schon rund 10 000 Euro gespendet werden.

Mit der Organisation der Highland-Games starten Vortriede und sein Team bereits im März: „Dann werden Anträge gestellt, die Veranstaltungskalender der Region gesichtet“, zählt er auf. Am Mittwoch vor den Games beginnt der Aufbau. Freitags und samstags wird mit den Athleten Zeit verbracht.

Auch die Besucher genießen die Games: „Wir sind für die Gemütlichkeit hier“, sagte Willi de Groot. Vor einigen Jahren ist er auf die Randsportart aufmerksam geworden. „Wir kommen schon zum vierten Mal in Folge zu den Kölsumer Highland Games“, ergänzte Hans Schouenberg. Toni de Groot ist zum ersten Mal dabei und lobte ebenfalls die Geselligkeit. Besonders wichtig für die Freunde: „Wir haben hier alles. Kaffee, Kuchen, Mittagessen. Und: Das Bier schmeckt“, berichtete Ursula de Groot.