Problem in Nettetal Premium-Wanderweg nach Biber-Bau länger gesperrt
Nettetal · Die Überschwemmung, die der Damm eines Bibers im März im Ferkensbruch verursacht hat, ist zwar verschwunden. Doch Teile des Pfades bleiben weiterhin gesperrt – aus Sicherheitsgründen.
Beim Schönheitswettbewerb deutscher Wanderwege ist Nettetal mit am Start: Der durchs Stadtgebiet verlaufende Premium-Wanderweg „Zwei-Seen-Route“ ist auf die Vorschlagsliste des Wandermagzins für die Wahl zum schönsten Wanderweg Deutschlands gesetzt – neben weiteren 14 Tagestouren in der Republik. Allein: Derzeit müssen Wanderer auf dem Pfad Umwege in Kauf nehmen. Denn im Frühjahr hat ein nahe gelegener Biberdamm für ausgiebige Überschwemmungen im Bereich des Ferkensbruchs gesorgt. Die Stadt sah sich gezwungen, Abschnitte des Weges zu sperren. Und so wird es auch noch eine Zeit lang bleiben.
Bei einem gemeinsamen Besuch von von Vertretern des Ausschusses für Umwelt- und Klimaschutz, des Netteverbandes sowie der Stadtverwaltung vor Ort hat sich gezeigt: Die Überschwemmung hat etliche Bäume geschädigt, deren Stämme lange Zeit im Wasser gestanden haben. „Mehr als 30 Bäume in Wegenähe sind abgestorben. Bei weiteren 30 Bäumen hat sich Totholz in den Kronen von Bäumen entwickelt, welches über den Wegen hängt. Die Baumschäden im Gebiet werden zusätzlich verstärkt durch das Eschentriebsterben, das ebenfalls zum Absterben von Bäumen und zur Totholzbildung führt. Hier ist ein pilzlicher Erreger die Ursache der Krankheit“, lautet der Befund nach Angaben der Stadtverwaltung. Aus Gründen der Verkehrssicherheit müssten die betroffenen Abschnitte des Weges einstweilen noch gesperrt bleiben.
Der Verkehrssicherheit wegen werden die etwa 30 abgestorbenen Bäume wohl auch gefällt werden. „Bei stärkeren Böen wäre die Gefahr zu groß, dass die Bäume umfallen“, sagt Guido Gahlings, der als Vorsitzender des Umweltauschusses des Rates an der Ortsbesichtigung teilgenommen hat. Bei den anderen Bäumen müsse das Totholz entfernt werden. Wie lange sich die Operation noch hinziehen wird, werde im Zusammenspiel mit der Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung geklärt. Momentan seien Fällungen wegen der Brutzeit von Vögeln eigentlich nicht möglich, sagt der Ratsherr der Grünen. Abzuwägen ist offenbar, ob eine Ausnahmegenehmigung möglich ist, oder die Arbeiten – und damit die Freigabe des Premiumwanderwegs in diesem Bereich – warten müssen, bis die Auflagen des Vogelschutzes nicht mehr greifen.
Betroffen auf dem der Stadt Nettetal gehörenden Areal sind laut Gahlings vor allem Eschen und Pappeln. Wenn es Nachpflanzungen gebe, müssten möglichst Baumarten verwendet werden, um die Biber gewöhnlich einen Bogen machen. Schwarzerlen kämen dafür beispielsweise infrage, sagt Guido Gahlings.
Der einst in der hiesigen Region ausgerottete, seit Kurzem wieder zurückgekehrte Biber steht unter striktem Artenschutz. Rabiate Maßnahmen scheiden daher aus. Aber was bisher unternommen wurde, die Bauwut des Bibers nicht weiter ausufern zu lassen, scheint für Erste geholfen zu haben. Vor rund sechs Wochen wurde ein Teil des Dammes, der die Überschwemmungen verursacht hat, abgetragen. Auf dem Zaun stand bis vor Kurzem ein Elektrozaun, der bei Berührungen schwache Stromstöße verabreichte. Dem Biber sollten auf diese Weise weitere Bauvorhaben verleidet werden.
Der Elektrodraht ist laut Gahlings inzwischen entfernt. Die Pfosten, zwischen denen er aufgespannt war, seien aber noch stehen geblieben – für den Fall, dass der BIber die Lektion wieder vergesse und der Draht erneut aufgespannt werden müsse. „In letzter Zeit hat der Biber da aber nicht mehr gebaut. Auch Wildkameras haben nichts mehr gezeigt“, sagt Gahlings. Eine weitere Maßnahme gegen Biberbiss: Etliche Baumstämme sind mit einer Paste bestrichen worden, die feinen Quarzsand enthält und den Biber davon abhält, am Baum zu nagen.
Konflikte zwischen den Interessen der Menschen und denen des Bibers gebe es nun einmal, meint Gahlings. Die müssten gelöst werden, ohne das in früheren Jahrhunderten bejagte, heute geschützte Nagetier zu vertreiben. „Wir müssen einen Mittelweg finden“, sagt der Vorsitzende des Umweltausschusses.