Service in Nettetal Sie bringt alle zum richtigen Ehrenamt

Nettetal · Sich unentgeltlich für andere Menschen zu engagieren– das wird auch in Nettetal gewürdigt: Die Stadt hilft bei der Suche nach der richtigen Aufgabe und gibt Karten aus, die Ehrenamtlichen Vergünstigungen bietet.

Maria Posthumus zeigt die Ehrenamtskarte, die Inhabern etliche Vergünstigungen bringt.

Foto: Holger Hintzen

Die Rente rückt näher, was kann ich demnächst noch Sinnvolles tun? Für Menschen, die über diese Frage grübeln, gibt es in Nettetal eine Ansprechpartnerin: Maria Posthumus ist Ehrenamtsbeauftragte der Stadt und kann Tipps geben, in welchen Bereichen und auf welche Weise man sich in seiner freien Zeit bei Initiativen, Vereinen und Organisationen in Nettetal ehrenamtlich engagieren kann.

Auch wenn viele ältere Menschen mit viel Freizeit Interesse an einer solchen unbezahlten Aufgabe entwickeln: Die Mittlerfunktion der Ehrenamtsbeauftragten nicht nur für Rentner gedacht. „Es sind auch jüngere Menschen darunter“, sagt Posthumus über ihre Klientel. Manche üben ein Ehrenamt aus, obwohl sie noch im Berufsleben stehen. Die Motivation ist unterschiedlich: Es gibt Menschen, die selbst einmal Hilfe erfahren haben und nun etwas zurückgeben und quasi eine Dankesschuld gegenüber dem guten Schicksal abtragen wollen. „Andere haben einen persönlichen Bezug zu der Aufgabe, helfen vielleicht Senioren, weil sie selbst Angehörige in einem Altenheim haben“, sagt die Ehrenamtsbeauftragte.

Möglichkeiten, sich zu engagieren, gebe es in Nettetal genug – ganz gleich, ob man es regelmäßig zu festen Zeiten tun will, nur sporadisch dafür frei nehmen kann oder sich vielleicht sogar nur an einem bestimmten Projekt über einen begrenzten Zeitraum beteiligen möchte. Die Einsatzmöglichkeiten sind ebenfalls breit gefächert: Kindern vorlesen, Senioren oder Menschen mit Behinderungen bei Arzt- oder Behördenbesuchen begleiten, handwerkliches Geschick einbringen, sich als Musiker für Feste zur Verfügung stellen – alles das und vieles mehr geht.

Der Zustrom aus der Ukraine war eine besondere Herausforderung

Das richtige Amt zu finden, dabei hilft Posthumus in Beratungsgesprächen. Darin geht es darum, die Wünsche, Fähigkeiten und Motivation eines Interessenten kennenzulernen, um ihn dann an eine passende Stelle vermitteln zu können. Ziel ist ausdrücklich nicht, die Ämter zu besetzen, in denen der Bedarf am dringendsten ist. Denn es macht wenig Sinn, jemanden vor eine Aufgabe zu setzen, die seinen Neigungen und Fähigkeiten überhaupt nicht entspricht.

Wie stark die Bereitschaft ist, sich zu engagieren, hat die Ehrenamtsbeauftragte erlebt, als die ersten Flüchtlinge aus der Ukraine in Nettetal ankamen. „Am Anfang haben wir noch jedem oder jeder Familie, die gekommen ist, einen eigenen ,Paten‘ vermitteln können, der sie betreut hat“, sagt Posthumus. Angesichts des großen Zustroms gehe das inzwischen nicht mehr. In der Ausnahmesituation, die die Zuwanderung von Geflüchteten bedeutete, hat die Ehrenamtsbeauftragte mit dem Paten-System auch eine Ausnahme gemacht. Denn gewöhnlich werden Ehrenamtler nicht an Privatpersonen vermittelt, sondern nur an Vereine, Organisationen und Initiativen.

Um die Bedeutung der Arbeit von Ehrenamtlern zu würdigen, können diese unter bestimmten Voraussetzungen zum Dank in den Genuss von Vergünstigungen kommen. Das ermöglicht die Ehrenamtskarte, deren Inhaber beispielsweise in städtischen Einrichtungen wie Schwimmbad oder Bibliothek weniger zahlen müssen oder bei einer Autovermietung in Kaldenkirchen einen Rabatt bekommen.

Das Land NRW ist bei dem Projekt Ehrenamtskarte mit im Boot, die Karte ist landesweit gültig und bietet Vergünstigungen in diesem großen Gebiet auch für einige kommerzielle Angebote. Wo wer Vergünstigungen offeriert, kann mithilfe einer App abgerufen werden.

Um die jeweils drei Jahre gültige Karte zu bekommen, muss man mindestens drei Jahre lang mindestens fünf Stunden pro Woche oder 250 Stunden pro Jahr ehrenamtlich tätig gewesen sein. 29 dieser Ehrenamtskarten hat die Stadt alleine zwischen Januar und Dezember 2022 an Ehrenamtler ausgegeben. Neun weitere sogenannte Jubiläumskarten ging 2022 an Menschen, die sich schon mindestens 25 Jahre engagieren. Diese Karte ist dann lebenslang gültig.