Kinder in Nettetal Muttersprache bei Kindern fördern

Nettetal · Mit einem Treffen in der Kita Bongartzstift wurde das Herkunftsprachen-Projekt des Integrationsrates gestartet. Mit zweisprachigen Medien sollen in einem ersten Schritt Kindergartenkinder und ihre Eltern erreicht werden.

(hb) In Nettetal lebt heute etwa ein Drittel der Kinder in einer Familie mit internationaler Geschichte. Das Projekt „Förderung der Muttersprache“ will sich um diese Kinder kümmern, und zwar will man in den Kitas anfangen. Angestoßen hat das Projekt der Integrationsrat unter Leitung von Nimet Said und ihrem Stellvertreter Andreas Zorn (WIN). Zum Kick-off-Termin mit Schirmherr Bürgermeister Christian Küsters (Grüne) wurde in die Kindertagesstätte Bongartzstiftung in Lobberich eingeladen. Eine Projektgruppe mit Vertretern der Stadt, der Stadtbücherei und der Kitas hat dazu Materialien zusammengestellt, die jetzt peu à peu den Kitas zur Verfügung gestellt werden.

Die stärkere Würdigung und Förderung der Herkunftsprache ist heute erwünscht. Das war nicht immer so. Auch Kinder, die in Deutschland geboren waren und akzentfrei Deutsch sprachen, aber ausländische Wurzeln hatten, erhielten oftmals schlechtere Noten. Im Sportverein ermahnte der Trainer, hier werde Deutsch gesprochen. Sehr plastisch berichtet etwa der freie Journalist Canberk Köktürk aus Bochum, der türkische Wurzeln hat, im Netz, wie er im Jahr 2000 als Elfjähriger Fontanes Ballade „Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland“ aufsagen soll. Er kann‘s, seine Mitschüler applaudieren – und sein Lehrer kommentiert: „Du kannst wirklich akzentfrei Deutsch. Man hört es kaum raus, dass du Türke bist.“

Ein ganz wichtiger Partner
ist die Stadtbücherei

Auch ist es noch nicht lange her, dass in den Grundschulen Zweisprachigkeit kritisiert wurde. Heute setzt sich ein Umdenken durch. Die Mehrsprachigkeit wird als Bereicherung für das Kind empfunden, die Förderung der Zweisprachigkeit verringere das Gefühl, ausgeschlossen zu sein, und fördere die Integration. Nicht umsonst also hat der Landesintegrationsrat NRW die Initiative gestartet, die Herkunftsprache bei Kindern zu fordern.

Ein ganz wichtiger Partner in diesem Projekt ist die Stadtbücherei. Leiterin Sabine Ließfeld will Bücherkisten mit zweisprachigen Kinderbüchern auf Türkisch, Arabisch, Polnisch und Russisch den Kindertagesstätten zur Verfügung stellen. Sie verweist aber auch auf den großen Bestand an fremdsprachigen Kinderbüchern in der Stadtbücherei. Eltern, die keinen Leserausweis haben, können diese Bücher mit ihren Kindern auch vor Ort in der Bibliothek nutzen und daraus vorlesen.

Der Integrationsrat der Stadt Nettetal steht hinter diesem Projekt. Vorsitzende Nimet Said und ihr Stellvertreter Andreas Zorn (WIN) haben Bürgermeister Christian Küsters (Grüne) als Schirmherrn gewinnen können. Er möchte weiter für das Thema sensibel machen. Das Thema diene nicht nur den Kindern, sondern auch den Eltern, die sich nicht als Außenseiter sehen sollen.

Jetzt muss das Projekt den Praxistest bestehen. Es gibt nicht nur Bücherkisten, sondern auch Tüten mit Materialien, die den Kindergärten zur Verfügung gestellt werden. Der Kreis Viersen hat Malhefte dafür bereitgestellt. Zum Ausmalen gibt es dazu auch verschiedene Hautfarbenstifte. Mitgegeben werden auch Wundpflaster in zwölf Tönen. Am Donnerstag ist die Förderung der Muttersprache auch Thema in der Sitzung des Integrationsrates im Rathaus. Das Projekt soll auf Schulen ausgeweitet werden Außerdem geht es um Chancengleichheit im Berufsleben.