Kaldenkirchen Kaldenkirchener wehren sich gegen die Müllumladestation
Kaldenkirchen. · Etwa 400 Menschen nahmen an der Demonstration teil. Darunter auch Fraktionsvorsitzende und Ratsmitglieder.
Ruhig und diszipliniert verläuft der Demonstrationszug, einige Jugendliche skandieren: „Wir wollen keine Müll-um-la-de!“ Vorneweg wird das breite Transparent der Bürgerinitiative „Venete – so nicht!“ getragen – mit Unterstützung der Bürgervereinsvorsitzenden Elvire Kückemanns. Man sieht Kinderwagen, am Ende des etwa 400 Menschen starken Zuges schieben einige ihr Fahrrad mit.
Denn es ist ein langer Weg: Vom Marktplatz geht es über die Wallstraße zur Bahnhof- und Poststraße, dann über in einem weiten Bogen über die Straße „An der Kleinbahn“ , die Montelallee und die Zillessenallee zum Grundstück des geplanten Abfall-Logistikzentrums. Viele haben Kerzen in den Händen.
„Die haben wir eben noch mit Graffitifarben gemacht“, sagen Marvin (13), Silas (9), Amelie (12) und Anna (12) und zeigen stolz ihre Plakate, der Schriftzug „Venete“ ist darauf dick durchgestrichen. Und dann reihen sie sich in den Zug ein. Dort läuft auch Max (13) mit, der auf Pappe gemalt hat: „Eure Ideen gehören auf die Müllkippe – aber auf keinen Fall in Kaldenkirchen“. Etwas schwieriger zu deuten sind die Buchstabenkombinationen von Jotto von Gierke (47): FCK MLZ darf man als „Fuck Mülllogierzentrum“ deuten. „Jetzt brauchen wir euch“ stand auf dem Plakat von Anja Dinter und Manuela Horster, „denn je mehr es sind, umso besser ist es“. Mülltüten haben Susanne Kiesewetter und Marcel Konings als Kopfbedeckung gewählt: „Damit zeigen wir, dass die Leute im Rat nur Müll im Kopp haben.“
Die Fraktionsvorsitzenden Jürgen Boyxen (CDU), Renate Dyck (SPD) und Guido Gahlings (Grüne) und Ratsmitglieder ziehen mit. Am Rande beobachtet Wirtschaftsförderer Hans-Willi Pergens das Geschehen und hört sich an, was bei der Abschlusskundgebung im freien Feld von Nettetal-West gesagt wird. Claus Albrecht, Sprecher der Bürgerinitiative, bucht als Erfolg, dass die Proteste der Bürger den Kreis dazu gebracht hatten, mit der Entsorgungsgesellschaft Niederrhein (EGN) zu reden.
Gespräche zwischen dem Abfallbetrieb des Kreises Viersen und der EGN laufen auch, Ergebnisse kann Albrecht nicht mitteilen. Er ist überzeugt, dass es wirtschaftlich keine stichhaltigen Gründe gegen die weitere Nutzung der Mülldeponie Süchteln über 2024 hinaus gebe. Da streiten sich gegenwärtig die Juristen.
Das kümmert viele nicht. Sie empfinden es als „Wahnsinn“, wenn „hier täglich hundert Mülllaster durch Kaldenkirchen fahren“. Einer, der nah am geplanten Standort wohnt, befürchtet eine Rattenplage und erinnert an den Abbruch des Fortinwerkes: „Die kamen da zu Hunderten heraus.“ Für ihn ist das geplante Bauwerk eine Müllkippe mit all ihren Folgen. Das sagt er auf dem Marktplatz und radelt zur Montelallee.
Dabei muss er aufpassen: Der Verkehr staut sich in den Straßen. Die Polizei ist „wegen der besonders schwierigen Verkehrssituation“ mit neun Wagen und rund 20 Beamten im Einsatz, wie Hauptkommissar Joachim Walter-Schücke sagt. Lkw müssen manche Runden drehen, Autofahrer kürzen vom Juiser Feld aus über die eigentlich gesperrte Venloer Straße in die Innenstadt ab.