Neue Autobahn mit Radaranlage für Fledermäuse
Beim Bau der Verbindung zwischen deutschem und niederländischem Netz wird auf Öko-Gesichtspunkte geachtet. Ende März soll die neue Trasse fertig sein.
Nettetal/Venlo. Bis Ende März soll alles fertig sein. Dann sollen das deutsche und das niederländische Autobahnnetz im Raum Nettetal/Venlo endgültig miteinander verknüpft sein. Und Imke Halbauer von Straßen NRW ist zuversichtlich, dass dieser Termin auch gehalten werden kann. Den Straßenbauern sitzt auf beiden Seiten der Grenze ein Termin im Nacken: der 5. April, der Startschuss für die Floriade in Venlo. Bei der Weltgartenbauausstellung werden zwischen April und Oktober rund zwei Millionen Besucher erwartet. Dann soll der Verkehr reibungslos fließen können.
Für die neue Trasse wird die deutsche A 61 vor dem Grenzübergang Schwanenhaus nach Süden zwischen Kaldenkirchen und Tegelen verschwenkt. An der Grenze wird in Höhe des Trappistenklosters aus der A 61 die niederländische A 74. Die trifft dann auf die Südbrücke Venlo mit der niederländischen A 73 (Nijmegen-Maastricht).
Insgesamt ist dieser Lückenschluss sechs Kilometer lang — 3,5 Kilometer auf deutscher, 2,5 Kilometer auf niederländischer Seite. Die Holländer zahlen 30 Millionen Euro, die deutsche Seite zahlt 60 Millionen Euro. Dort schlagen sieben neue Brücken besonders zu Buche. Zudem wird es eine neue Abfahrt „Nettetal-Nord“ geben. Damit wird das grenzüberschreitende Gewerbegebiet „VeNeTe“ (Venlo-Nettetal-Tegelen) angebunden.
Auf niederländischer Seite wirken sich auch zusätzliche Öko-Maßnahmen auf die Kosten aus. So entsteht in Höhe des Trappistenklosters bei Tegelen die mit 58 Meter Breite größte Grünbrücke der Niederlande. Rehe, Hirsch und Co. sollen so die Autobahn überqueren können.
Die neue Autobahn soll aber auch die Zwergfledermäuse möglichst wenig stören. Die unter Naturschutz stehenden Tiere fliegen nachts aus den Kirchtürmen und dem Dachgestühl der alten Jugendstilvillen im Grenzdorf Tegelen zur nächtlichen Jagd in die Wald- und Heidegebiete um das Trappistenkloster und in den Grenzwald bei Kaldenkirchen, ermittelte der Biologe Victor Loehr im Auftrag der Planer.
Die niederländische Straßenbaubehörde ließ zum Schutz der Fledermäuse völlig neue Anlagen entwickeln. Die scheuen Tiere werden durch das für Menschen unsichtbare blaue und ultraviolette Licht der modernen Straßenbeleuchtung geblendet und werden blind. Deshalb ließ die Straßenbaubehörde fledermausfreundliche, bernsteinfarbige Lampen an den Radfahrer- und Fußgängerbrücken errichten. Dieses Licht beeinträchtigt die Fledermäuse nicht.
Zudem wurde eine Radaranlage installiert. Diese schaltet die Lampen nur an, wenn Fußgänger oder Radfahrer die Brücke benutzen; bei Autos bleibt das Licht aus. Die fledermausfreundliche Radaranlage soll zugleich sicherstellen, dass Dachse, Rehe und andere Säugetiere beim nächtlichen Überqueren der Ökobrücke nicht durch zuviel Licht abgeschreckt werden.
Die neuen Schutzanlagen für „Pipistrellus pipistrellus“, wie die Zwergfledermäuse wissenschaftlich heißen, sind bei den Straßenbauern wohlgelitten. „Das ist eine Weltpremiere“, freut sich ein Sprecher der niederländischen Straßenbaubehörde.
Auf deutscher Seite wird besonders an die Menschen gedacht. Die neue Autobahn verläuft in einer Trassengrube. Und als zusätzliche Lärmschutzmaßnahme erhält die A 61 einen Flüsterasphalt.