Nettetal Familie Siemes legt Blühstreifen an

Nettetal. · Nettetaler Bürger und Parteien haben dies durch eine Patenschaft ermöglicht.

Annette und Heinz Josef Siemes haben den Blumenwiesestreifen frisch angelegt.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

„Werden Sie Bienenpate!“, lautete der Aufruf von Annette und Heinz-Josef Siemes in Lobberich-Dyck. Vergangenes Jahr hatten sie dazu aufgerufen, durch eine Patenschaft für ein Stück Blühstreifen ihre Aktion gegen das Bienensterben zu unterstützen. Auf einer Acker­fläche, auf der sonst Mais oder Kartoffeln angepflanzt wurden, ist im April eine insektenfreundliche und vielfältige Blumenwiese für Wildbienen und andere Insekten entstanden. Ende Juli/August sollen die bunten Blumen auf dem Blühstreifen dann für jeden sichtbar sein.

 Mit dem gesammelten Geld wollte der landwirtschaftliche Betrieb von Familie Siemes die Kosten für Saatgut und alle damit verbundenen Arbeiten übernehmen. Besonders wichtig war dabei, dass eine bienenfreundliche Blumenmischung ohne Dünger genutzt wurde. Neben interessierten Bürgern kamen besonders die Nettetaler Parteien CDU, SPD, FDP und Grüne dem Patenaufruf nach. Unter dem Namen „kleines Bienenglück“ konnte jeder für 25 Euro eine Patenschaft für 40 Quadratmeter Blumenwiese übernehmen. Für 50 Euro konnten Unterstützer sogar 100 Quadratmeter „großes Bienenglück“ kaufen. Alle Paten erhalten im Anschluss ein individuell von Annette Siemes gestaltetes „Blumenweide-Patenschaft“-Zertifikat und können über die Entwicklung der Wiese informiert werden.

Unter dem Motto „Blumenwiese statt Blumenstrauß“ wurden einige Patenschaften auch als Geschenk für Geburtstage, Silberhochzeiten oder zusammen mit Kollegen übernommen. Im Mischbetrieb der Familie Siemes werden normalerweise besonders Kartoffeln und Zuckerrüben angebaut. In diesem Jahr verzichtet sie auf einen Teil ihres ertragreichen Ackers, um dort Blühstreifen anlegen zu können.

Die Familie verzichtet dafür
auf bewirtschaftbare Fläche

Auf die Idee kam die Familie durch den Aufruf, etwas gegen das Artensterben zu tun. Rund eine Million Tier- und Pflanzenarten sind laut einem Bericht der Vereinten Nationen vom Aussterben bedroht. „Natürlich möchte auch die Landwirtschaft einen Beitrag für den Erhalt der bedrohten Artenvielfalt von Insekten und Feldvögeln leisten. Aber das geht nicht zum Nulltarif. Deshalb sind wir dankbar für die positive Resonanz auf unseren Patenaufruf“, sagt Heinz-Josef Siemes: „Die Blühstreifen liegen auf einem Acker hinter unserem Bauernhof Dyck 60a, entlang des Wirtschaftsweges, der von vielen Fahrradfahrern genutzt wird, die sich hoffentlich genau wie wir daran erfreuen.“

Ein weiterer Streifen liegt mittig im Feld und grenzt die Rüben und Maisfelder voneinander ab. Besonders dieser Streifen mitten im Feld bringt auch für die zuständigen Jäger viele Vorteile. Rehkitzen, Hasen und Feldvögeln bietet der Blühstreifen einen passenden Rückzugsort vor der Ernte. Schmetterlinge, Bienen und verschiedene Vogelarten profitieren von den vielfältigen Blüten.

Mit ihrer Patenschaft will die Familie darauf aufmerksam machen, dass jeder Einzelne etwas gegen das Artensterben tun kann. Durch eine Patenschaft erhält jeder, selbst Personen ohne eigenen Garten, die Möglichkeit, etwas für die Artenvielfalt zu tun. Guido Gahlings, Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen Nettetal, ist begeistert von der Aktion. Seine Fraktion hat Familie Siemes mit einem „großen Bienenglück“ unterstützt und auch die anderen Parteien auf das Projekt aufmerksam gemacht. „Seit 2017 entsteht so langsam ein Bewusstsein in den Menschen. In den vergangenen 30 Jahren sind knapp 80 Prozent der Insektenarten ausgestorben. Es ist allerhöchste Zeit, etwas gegen die Problematik zu tun. Und das liegt in der Hand der Kommunen, Landwirte, und aber auch Privatpersonen“, sagt Gahlings. Im Zuge ihres Vorgartenprojekts zeichnet die Fraktion der Grünen seit dem 1. Mai bis zum 31. Juni besonders vielfältige, Insektenfreundliche Vorgärten aus. Denn der Trend hin zum Steingarten nehme immer weiter zu.

„Wir würden uns für das nächste Jahr wünschen, dass die Anteilnahme vielleicht noch ein bisschen größer wird“, sagt Siemes. Im letzten Jahr seien immer mehr Landwirte auf die Problematik aufmerksam geworden. Das verwendete Saatgut besteht hauptsächlich aus Bio-Samen regionaler Blumensorten.