Kaldenkirchen 42 Stunden im Dauerlauf durch die Berge

Kaldenkirchen. · Als einer der jüngsten Teilnehmer ist Sebastian Dinter den Hexenstieg Ultra gelaufen.

Der 23-jährige Kaldenkirchener Sebastian Dinter ist als einer der jüngsten Teilnehmer den Hexenstieg Ultra gelaufen.

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

42,44 Stunden nonstop auf Tour, tags wie nachts und das laufend oder schnell gehend, dabei 4300 Höhenmeter zurücklegend – Sebastian Dinter hat seinen ersten Ultralauf erfolgreich hinter sich gebracht. Der 23-jährige Kaldenkirchener ist gerade aus dem Harz zurückgekommen, wo er als einer der jüngsten Teilnehmer den Hexenstieg Ultra gelaufen ist.

„Das Gros der Läufer war zwischen Mitte 30 und Anfang 40“, sagt Dinter. Insgesamt 30 Teilnehmer starteten, darunter zwei Frauen. Zwölf kamen im Ziel an. Der Rundlauf, den die Teilnehmer innerhalb von 48 Stunden bewältigen müssen, gilt mit als einer der härtesten Ultraläufe, denn das Terrain führt bergauf und bergab durch den Wald. Schön für den Kaldenkirchener: :Er belegte in der Gesamtwertung den sechsten Platz und bei den Männern den fünften Platz.

Los ging es am 26. April um 6 Uhr morgens in Osterode bei optimalen Laufwetter. Das änderte sich allerdings. Kurz vor Thale, dem Wendepunkt des Rundlaufes, setzte der Regen ein. Den Brocken erlebte Dinter ohne ein Fitzelchen Sicht, dafür aber mit Schneeflächen. „Die ersten 105 Kilometer, für die ich 15 Stunden brauchte, gingen schnell vorbei“, erzählt Dinter. Er war mit einem knapp fünf Kilogramm schweren Trail-Running-Rucksack unterwegs, darin hatte er allein drei Liter Wasser.

Die Zwischenzeiten, die an den elf Verpflegungsstationen durchgegeben wurden, zeigten ihm, dass er sehr gut in der Zeit lag. Dann aber brach die regnerische, kalte Nacht an. Mit ihr kam die Müdigkeit.

Mit Stirnlampe, das Smartphone als Navigator in der Hand, ging es über die regennassen Wege. „Ich bin schnell gegangen, um in der Dunkelheit nicht zu stürzen, zumal der Boden glatt war. Nach 150 Kilometern taten mir einfach die Beine weh und der steile Anstieg auf 955 Meter hatte es in sich“, erinnert sich Dinter.

Sport war schon immer das Ding des Kaldenkircheners

Aufgeben stand aber außer Frage. Es ging durch die Nacht und laufend durch den zweiten Tag. Die zweite Nacht war eigentlich nicht geplant gewesen, aber ein Stückchen gehörte dazu. Um 0.45 Uhr lief Dinter wieder in Osterode ein, stolz, es geschafft zu haben. Einen Zieleinlauf mit applaudierenden Menschen, wie er es vom Triathlon kennt, gab es aber nicht. Im Hotel, dem Zielpunkt, waren eine Handvoll Menschen, darunter die Organisatoren, die gratulierten sowie Medaille und Urkunde überreichten.

Sport war schon immer das Ding des Kaldenkircheners. Als Kind und Jugendlicher spielte er Tennis und Fußball, probierte viele weitere Sportarten wie Handball, Karate und Judo aus. Laufen gehörte allerdings nicht dazu. Nach dem Abitur ging es 2014 nach Frankfurt zum Jura-Studium. „In Frankfurt habe ich eigentlich mehr durch Zufall 2016 die dortige Iron-Man-Europameisterschaft gesehen und war völlig begeistert“, sagt Dinter. Der Kaldenkirchener fing an zu trainieren und stellte seine Ernährung um: kein Zucker, kein Alkohol, dafür Vollkornprodukte, viel Obst und Gemüse. Neben dem Laufen ging es ins Fitnessstudio zum Spinning, dazu kam Schwimmen. „Hier musste ich beim Training allerdings quasi bei null anfangen, obwohl ich einst den Rettungsschimmer gemacht habe “, erzählt Dinter. 2017 absolvierte er in Frankfurt seinen ersten Triathlon. In 11,5 Stunden lief er 42 Kilometer, fuhr 180 Kilometer Rad und schwamm 3,8 Kilometer. Ein unbeschreibliches Erlebnis, erinnert er sich.

Dinter stellte fest, dass Ausdauersport seine Leidenschaft ist. Er fing an zu recherchieren, welche Wettbewerbe es gibt und stieß auf die Ultraläufe, darunter den Hexenstieg Ultra. Sein großes Zielt ist der Yukon-Arctic Ultra in Kanada – ein 680-Kilometer-Lauf, den er in fünf bis sechs Jahren anpeilt. Für dieses Jahr hat sich der Student, der bald mit seiner Examensarbeit beginnt, die Challenge Almere-Amsterdam vorgenommen.