Picknick in Naturschutzgebiet: Ein Plätzchen für den Scheich aus Dubai

An der Dhünntalsperre durfte eine Abordnung aus den Emiraten nicht feiern. In einem Nettetaler Naturschutzgebiet klappte es aber.

Foto: Ulrich Knaak

Nettetal. Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum wäre nicht Scheich Muhammad bin Raschid Al Maktum, wenn er nicht alle seine Ziele hartnäckig verfolgen und auch erreichen würde. Und sei es nur ein gemütliches Picknick im Grünen.

Foto: Ulrich Knaak

Der milliardenschwere 67-Jährige ist Premierminister, Verteidigungsminister und Vize-Präsident der Vereinigten Arabischen Emirate (VAE) — in einer Person. Während eines Aufenthalts im Rheinland wollte er mit seinem rund 40 Personen großen Tross in lauschiger Natur zu Mittag essen. An der Dhünntalsperre im Rheinisch-Bergischen-Kreis wurde ihm dieses Ansinnen noch verwehrt: Das vom Scheich ausgesuchte Plätzchen liege in einer Wasserschutzzone, so die zuständigen Behörden (wir berichteten). Im idyllischen Nettetal (Kreis Viersen) waren die Behörden da wesentlich offener. Die Kommune gestattete ausnahmsweise die „Rast“ des Herrschers von Dubai und seines Clans im Naturschutzgebiet Krickenbecker Seen.

Mohammed bin Raschid al-Maktum

Foto: A2800 epa Zaklin

„Das kann ich Ihnen so bestätigen“, sagt Jan van der Velden, Pressesprecher der 41.000-Einwohner-Stadt, im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Kommune am Niederrhein habe eine Anfrage von gleich drei „allerhöchsten Stellen“ erhalten: Die Botschaft der Emirate in Berlin, das Bundeskanzleramt und die Staatskanzlei NRW hätten der „Seenstadt“ ans Herz gelegt, den mächtigen Scheich für einige Stunden den Aufenthalt in der Natur zu gestatten. „Dieser Bitte sind wir dann nachgekommen“, so van der Velden.

Und das, obwohl das Areal an den Krickenbecker Seen seit 1938 Naturschutzgebiet ist. Zudem gelten weite Teile des Geländes als Vogelschutzzone. Die Biologische Station betreibt seit Jahren ein erfolgreiches Rohrdommel-Projekt. Die Wiederansiedlung des seltenen Vogels ist gelungen.

Die Mittagspause des Scheichs werde die Rohrdommel auch nicht vertrieben haben, wie der Stadtsprecher deutlich macht. „Selbstverständlich haben wir bei der Entscheidung sämtliche Aspekte des Naturschutzes berücksichtigt“, so van der Velden. Die Experten der Biologischen Station und die übergeordnete Behörde beim Kreis Viersen seien involviert gewesen. „Es gab keinerlei Bedenken, diese Ausnahme zuzulassen.“ Da derzeit keine Brutzeit herrsche, würden keine Vögel gestört.

So konnten die Luxus-Karossen des Scheichs mit Diplomaten-Kennzeichen über die Spazierwege des Gebiets zu einem Teil des Sees gelangen. Dann wurden die Zelte aufgeschlagen und die Speisen eines Caterers verzehrt. „Es handelte sich um eine überschaubare Gruppe an Personen. Nach wenigen Stunden war alles vorbei“, so der Pressesprecher. Im Nachgang habe die Kommune keine Schäden festgestellt. Die Fläche, deren Wiese eigens im Vorfeld von Mitarbeitern des städtischen Baubetriebshofes gemäht wurde, sei in einem guten Zustand verlassen worden. Kosten seien dem Steuerzahler nicht entstanden. Die Stadt wird dem Konsulat nach eigenen Angaben eine Rechnung schreiben, unter anderem über die Mäharbeiten. Der Scheich zahle also die Zeche.

Dass die Entscheidung zum Wohle des Scheichs zum Beispiel bei Anglern oder Wanderern auf Unbehagen stößt, liegt auf der Hand. Schließlich darf „Otto Normalverbraucher“ am Nettetaler See keine Zelte und keinen Grill aufbauen. „Natürlich ist das ein sensibles Thema“, sagt der Pressesprecher. Die Behörden in Berlin und Düsseldorf hätten darauf verwiesen, dass der Picknick-Standort in Krickenbeck aus Sicherheitsgründen nahezu ideal sei. Auch deshalb habe die Stadt Nettetal die Ausnahme zugelassen. Die Privatparty wird auch eine Ausnahme bleiben. Van der Velden machte deutlich, dass es keine regelmäßigen Wiederholungen solcher Aktionen geben wird.

Dann kann man wohl nur hoffen, dass es Muhammad bin Raschid Al Maktum nicht so gut gefallen hat, dass er die Krickenbecker Idylle an Chalifa bin Zayid Al Nahyan weiterempfiehlt. Der ist Staatspräsident der Vereinigten Arabischen Emirate und so was wie der „Chef vom Ganzen“. Dieser hat wohl auch gute Drähte nach Berlin und Düsseldorf.