Serie „Mein Verein“ Modellbahn-Freunde gibt es auf der ganzen Welt
Lobberich. · Die Nettetaler Modellbahn-Marke Rokal hat eine große Anhängerschaft. Treue Fans hat sie in den Lobbericher Rokal-Freunden.
Schalter ein und ab die Post: Links herum surrt ein Güterzug, rechts herum ein Personenzug, alte historische Loks ziehen die Wagen, und davor stehen zwei Männer und strahlen. „Das ist eine original Rokal-Modellbahn, wie sie ganz früher zu Werbezwecken in Schaufenstern von Geschäften stand“, erklärt Richard Nolde. Ralf Schmeink ergänzt: „Solch eine Rokal-Anlage ist ein Zeugnis der Industrie- und Heimatgeschichte Lobberichs.“ Um diese Geschichte lebendig zu erhalten, mischen die beiden bei den Rokal-Freunden Lobberich mit – und tauschen sich mit Modellbahn-Fans nicht nur innerhalb Deutschlands aus.
Modelleisenbahn, Schmalspur TT, Lok E 40 – solche Begriffe lassen die Herzen von Eisenbahnfans höher schlagen. „Da kann man schon ins Schwärmen geraten“, sagt Schmeink und skizziert, was die Rokal-Freunde so alles treiben: „Wir organisieren Ausstellungen, es gibt den Rokal-Stammtisch, Tauschbörsen, außerdem gibt es in der Eifel sogar ein Rokal-Museum.“ Und nicht nur das. „Wir sind weltweit vernetzt, man hilft sich bei Reparaturen oder wenn ein Ersatzteil fehlt“, führt Nolde aus.
Gut ein Dutzend Fans bilden den harten Kern der Rokal-Freunde, dazu kommen etliche Interessengruppen, die sich etwa um Reparaturen alter Bahnen kümmern, sowie die Spiel- und Fahrgruppe, die Züge auf Modellanlagen rattern lässt, sagt Nolde: „Wir sind alle Männer, die meisten schon älter.“ Schmeink mit seinen 53 Jahren und erst recht Nolde (29) gehören zu den jüngeren Mitgliedern. Wobei Nolde familiär vorbelastet ist: Sein Vater Ralf Nolde, der 2018 gestorben ist, war Mitbegründer der Rokal-Freunde und viele Jahre treibende Kraft des Clubs.
Um die Bedeutung der Rokal-Bahnen zu verstehen, ist ein Blick in die Geschichte hilfreich, und zwar in die Historie Lobberichs, wo heute die Robert-Kahrmann-Straße nahe Burg Ingenhoven an eine industrielle Ära erinnert. Das Kürzel Rokal nämlich setzt sich zusammen aus den ersten Buchstaben von Robert Kahrmann Lobberich. Kahrmann gründete 1927 sein Armaturenwerk, beschäftigte zeitweise mehr als 2000 Mitarbeiter, auch für Autozubehör. Von 1947 bis 1970 wurden die legendären Modelleisenbahnen hergestellt.
„Das waren TT-Schmalspurbahnen, kleine Gleise und Züge also, weil die Menschen nach dem Krieg in ihren Wohnungen meist nicht so viel Platz hatten“, erläutert Nolde, der über die Geschichte Lobberichs und Rokals auf einer Website informiert. Wirtschaftliche Zwänge führten zum Aus für die Firma Rokal, doch die Eisenbahn-Ära dauert an – zumindest bei den Rokal-Freunden in aller Welt.
„Wir kennen uns natürlich untereinander. Wolfgang Kossek aus Breyell zum Beispiel kann alle Loks reparieren, selbst in Amerika gibt es Freunde der Rokal-Bahnen, und ganz besonders viele in den Niederlanden“, erzählt Nolde. Der Freundeskreis der Herren, die auf Schmalspur TT geeicht sind, wachse sogar. „So manche Männer, die ins Rentenalter kommen, entdecken ihre Leidenschaft für die Eisenbahnen aus ihrer Kindheit wieder“, sagt Schmeink.
Dabei waren die Rokal-Bahnen und damit auch ihre Freunde „immer schon etwas Besonderes“, wie Schmeink ausführt: „Manche Loks und Waggons gelten heute als Unikate. Sie wurden teilweise in Heimarbeit hergestellt, sodass es minimale Abweichungen unter den Modellen gab, für uns heute ist das einzigartig.“ Trotzdem würden Sammler nicht reich durch den Verkauf von Liebhaberstücken. „Man investiert mehr in Zeit und Pflege der Modelle, als man beim Kauf dafür bekäme“, sagt Nolde. Außerdem gehe es den meisten rein ums Tauschen.
Zu den Veranstaltungen der Rokal-Freunde kommen laut Schmeink oft mehr als 200 Besucher. Die bestaunen die Züge, die Anlagen, die Original-Kataloge von Rokal und Holzverpackungen mit Modellbahn-Sets beispielsweise aus den 1950er-Jahren. Nolde sagt: „Und wenn die Züge fahren, dann erfreuen wir uns an diesem Rokal-Geruch, wenn die Elektrik warm wird, und am schönen Schnurren der Züge.“