Schul-Aktion: Betroffenheit soll zum Nachdenken anregen
Polizisten berichten von eigenen Einsätzen und zeigen so die Gefahren im Straßenverkehr auf.
Lobberich. Vor dem Eingang zur Aula des Berufskollegs stehen Kerzen, Kreuze und ein Sarg. Drinnen sitzen 150 Schüler. Ein kurzer Film zeigt Bilder von verheerenden Verkehrsunfällen. Bei besonders stark zerstörten Wagen geht gelegentlich ein Raunen durchs Publikum. Nach dem Film schildern Polizisten, Feuerwehrleute und ein Sanitäter Situationen, die sie selbst erlebt haben. Es geht um Verkehrsunfälle mit Todesfolge. Die Stimmung ist ergriffen.
Es handelt sich um die Aktion „Crash Kurs NRW“. Die Polizei will damit nicht verschrecken, sondern ein Gefahrenbewusstsein schaffen, um so die Zahl der schweren Verkehrsunfälle zu reduzieren. Am Donnerstag machte die Präventionskampagne für mehr Verkehrssicherheit zum ersten Mal in Lobberich Station.
Fünf verschiedene Erlebnisse bekamen die Berufskolleg-Schüler zu hören. „Es sind authentische Geschichten“, sagt Polizeihauptkommissar Martin Gennert und erklärt die Idee hinter der Vorgehensweise: „Die Zuhörer bekommen Veränderungen in der Stimme mit, erleben die Gefühle der Vortragenden. Es berührt sie, bleibt besser in Erinnerung und regt zum Nachdenken an.“ Ziel ist es, das Verhalten der Schüler im Straßenverkehr zu verbessern.
Die geschilderten Erlebnisse haben sich alle im Kreis Viersen ereignet. Dabei gehen die Referenten auch ins Detail, erzählen von abgetrennten Gliedmaßen oder zusammenbrechenden Angehörigen. Die Geschichten enden mit einem Appell an Vorsicht und Vernunft. Jeder trage selbst Verantwortung.
Es wird vermittelt, dass Unfälle meist passieren, weil die Fahrer Regeln missachten. Häufige Ursachen sind Alkohol- und Drogenkonsum, Ablenkung durch SMS-Schreiben, zu schnelles Fahren oder Selbstüberschätzung. „Zwei Drittel der Unfälle von 18- bis 24-Jährigen passieren durch Fahrfehler“, sagt Gennert. Anfängern fehle natürlich Erfahrung. Deshalb müssten sie besonders aufpassen.
Dreimal hat die Aktion bereits am Berufskolleg in Kempen stattgefunden. „Die Resonanz bei den Schülern war super. Es spricht sie an“, sagt Schulleiter Hans-Joachim Kornblum. Eine Fortsetzung ist geplant.
„Wir waren alle beeindruckt. Es geht unter die Haut“, sagt Schülerin Kerstin Wysdak nach der Veranstaltung. Viele Schüler tauschen sich noch untereinander aus. „Ich habe jetzt noch mehr Respekt vor den Gefahren beim Autofahren. Das sollte an jeder Schule stattfinden“, sagt Saskia Schnabel.
Auch Gennert berichtet von Rückmeldungen, dass Fahranfänger nach dem Besuch von „Crash Kurs“ vorsichtiger im Straßenverkehr unterwegs seien. Eine wissenschaftliche Auswertung über die Wirkung der Kampagne steht aber noch aus. Sie erfolgt derzeit an den Universitäten Köln und Zürich.