Kultur in Nettetal In Lobberich wurden zwei perfekte Shows gefeiert

Nettetal · Das zweite Nettetaler Kulturfestival war zwar nicht ausverkauft, ließ aber hinsichtlich der Qualität keine Wünsche offen. Die Besucher tanzten, sangen mit und spendeten reichlich Applaus.

Die Schwestern mit Lerato Seele (Zweite von rechts) und Bruder Valentin (gespielt vom musikalischen Leiter Simon Münzmay).

Foto: Uli Rentzsch

Bevor am Freitagabend die Show „Sister Hits Act“ beim zweiten Nettetaler Kulturfestival auf dem Lobbericher Markt begann, hatten Zuschauerinnen und Zuschauer noch einige wichtige Aufgaben zu lösen: Regenumhang anlegen, Stühle kippen, damit Wasser abfließen kann und die unterschiedlichen Wettervorhersagen auf dem Smartphone diskutieren. Fakt: Es schüttete, erst im zweiten Akt blieb es trocken. Das veranlasste die Fans, zu den Rhythmen zu tanzen, die Hits mitzusingen und viel Applaus zu spenden.

Grund dafür war die exzellente Inszenierung der Eigenproduktion aus dem Haus Theaterhits aus Paderborn - angelehnt an den Film „Sister Act“ mit Whoopi Goldberg -, andererseits auch an der erfrischenden Sangeskunst aller Darstellerinnen. Ganz vorn die Broadway-erfahrene Lerato Sebele in der Hauptrolle der Donna. Eine Zuschauerin fühlte sich an Aretha Franklin und Whitney Houston erinnert - gleichzeitig. Aus dem glänzenden Ensemble der Schwestern ragte die temperamentvolle Franziska Lißmeier als Schwester Magdalena hervor.

Präsentiert wurde die Geschichte der Nachtclubsängerin Donna. Auf der Flucht vor der Mafia versteckt sie sich in einem Kloster. Natürlich bringt Donna die Schwestern gesanglich zur Hochform. Und spätestens nach „Like A Prayer“ stand am Freitagabend fest: Ja, sie bleibt im Kloster und singt. Neben den Hits aus dem Film („I Will Follow Him“, „Shout“) hörte man zur Geschichte passende Songs: „Oh Happy Day“ oder „Son Of a Preacher Man“. Zugabe, Zugabe, hieß es, nachdem feststand: „We Are Family“. Ganz einfühlsam gab es Leonard Cohens „Hallelujah“, ehe Lerato Sebele mit ihren Schwestern mit „Shout“ noch einmal deutlich aus Tempo drückte.

Besonders beeindrucken die Gesangspartien der Show „Made in England“: Allen voran „Kalle“ Höper als Elton John.

Foto: Uli Rentzsch

Der Samstag gehörte Elton John - vielmehr der Tribute Show rund um Sänger und Pianist Karl-Heinz Höper. Die achtköpfige Band rockte den Marktplatz in die Höhen des Talents des Rocketman, angetrieben von eben diesem Kalle Höper, im zweiten Set stilecht im goldfarbenen Sakko und passender Kappe. Helma und Jürgen aus Lobberich hatten ganz vorn Platz genommen und waren gespannt: „Wir lösen einen Hochzeitsgutschein ein“, sagte Helma.

Angelehnt ist der Name der Show an Elton Johns Album aus dem Jahr 1995: Made in England. Natürlich gab es all die zarten Songs wie „Your Song“ oder „Blue Eyes“, genauso selbstverständlich wie die Rocker „I’m Still Standing“, „Crocodile Rock“ oder „Sad Songs“. Sorgen um die Setliste muss die Band nicht machen: Die Liste der Hits von Elton John ist ellenlang.

Ein großer Zug Höpers ist das Geschick, seiner Band Freiraum zu lassen. Ein Beispiel: Sängerin Ebi van Sloten glänzte mit einer einfühlsamen Version von „Sorry Seems To Be the Hardest Word“. Die studierte Trompetenspielerin arbeitet in den Niederlanden als ausgebildete Gesangslehrerin. Drums, Percussion, Bass und Gitarre - alle spielten auf ganz hohem Niveau. Dass Elton John, Verzeihung: Kalle Höpe“, die Songs mit reichlich Hintergrundinformationen anmoderierte, wusste das Publikum zu schätzen. Zu den Zugaben gehörte schließlich auch das einfühlsame „Your Song“.

Für die Nettekultur war es das zweite Kulturfestival. Möglicherweise war es der unbestimmten Witterung zu verdanken, dass nicht alle Karten verkauft werden konnten. Am Freitag und am Samstag hatte man jeweils rund 120 Gäste begrüßen können. Roger Dick, Leiter der Nettekultur, brachte es auf den Punkt: „Ärgerlich.“ Dennoch ist er vom Konzept des Festivals überzeugt. Die Zusammenarbeit mit der Firma Theaterhits habe sich bewährt, zumal „wir in diesem Jahr Einfluss auf die Besetzung der Shows nehmen konnten“, sagte Dick. Theaterhits habe ein breites Portfolio an Shows, liefere aber auch Bühne, Stühle, Kasse - und auch den Toilettenwagen. Zusammen mit den Mitarbeitenden der Nettekultur sei es auch dieses Mal gelungen, die Veranstaltung zu einem Alleinstellungsmerkmal für Nettetal werden lassen, fasst Dick zusammen.

(ure)