Sorge um die Verwandten in Syrien

Familie Kassas aus Lobberich hilft Flüchtlingen in dem vom Bürgerkrieg gebeutelten Land. Nun unterstützt das DRK-Familienzentrum die Aktion.

Lobberich. Noch lächelt Hayfa Kassas. Erzählt fröhlich von ihren sieben Kindern. Sie hält plötzlich inne, sagt dann traurig: „Wer weiß, wann die Kinder den Opa, die Tante wieder besuchen können.“

Die nämlich leben in Syrien. Dort herrscht Bürgerkrieg. Und bittere Not vor allem in den Flüchtlingslagern beiderseits der Grenze zur Türkei. Weshalb Hayfas Mann Sadek Hilfsgüter dorthin bringt.

„Ich kann doch nicht hierbleiben, muss was tun“, meint Sadek Kassas. Freunde und Bekannte spendeten Kleidung und Lebensmittel. Alles in Plastiksäcke gepackt, Urlaub genommen, Kleintransporter geliehen, dann in wenigen Tagen 2000 Kilometer bis zur syrischen Grenze, 2000 Kilometer zurück. Und das schon mehrmals.

Sadek Kassas zeigt ein Video auf seinem Handy: „Hier sieht man, die Menschen sind dankbar für die Hilfe. Aber es ist schlimm dort — zu wenig Notzelte für so viele Leute.“ Angst habe er nicht gehabt: „Im Grenzgebiet zur Türkei ist es derzeit einigermaßen ruhig.“

Der 40-Jährige stammt aus Aleppo im Norden Syriens, wo viele Verwandte leben. Vor zwölf Jahren kam er nach Nettetal, arbeitet als Maschinenschlosser. Auch Hayfas Familie stammt aus Syrien: „Ich selbst bin schon hier geboren, Deutschland ist meine Heimat. Aber ich sorge mich um die Verwandten in Syrien.“

Die Sorge schürt Ängste: „Ich trau’ mich kaum, dort anzurufen, nachher ist ihnen was passiert.“ Sadek Kassas ergänzt: „Oft ist kein Durchkommen per Telefon, dann ist die Angst noch größer.“

Die Kassas wissen: Sie allein können nicht alles leisten. Deshalb wandte sich die 35-jährige Hayfa an Andreas Zorn vom DRK-Familienzentrum Lobberich. Der will gern helfen: „In unserer Kindertagesstätte sind Kinder aus 16 Nationen, die haben keinen Krieg im Kopf. Ist doch klar, dass wir Familie Kassas unterstützen.“

Eltern angesprochen, Speditionen angeschrieben, Kontakte geknüpft, so auch zur Nettetaler Hilfsorganisation „Human Plus“, die bereits in Sachen Syrien-Hilfe aktiv ist. „Wenn die Organisation steht, kann ich den Eltern sagen: Bringt Kleidung oder Lebensmittel.“ Familie Kassas ist dankbar für die Hilfsbereitschaft. Und doch fühlt sich Sadek unruhig: „Ich muss da wieder runter, die Menschen brauchen dringend Verbandsmaterial.“