Suche nach der idealen Zeit

Erneut geändert wurde der Termin. In einem ersten Fazit gibt es Zustimmung von Möhnen, Stadt und Karnevalisten.

Lobberich. 17.11 Uhr, 14.11 Uhr oder 16.11 Uhr — welche Zeit ist die beste für den Sturm der Möhnen auf das Rathaus am Altweiber-Donnerstag? Behörden sind für einen möglichst frühen Termin, bei den Narren lautet hingegen die Devise „Je später desto besser“.

Im vergangenen Jahr war auf Initiative von Polizei, Stadt und Kreis-Jugendamt der traditionsreiche Zeitpunkt 17.11 Uhr gekippt worden. Um den immer hemmungsloseren Alkoholkonsum von Jugendlichen besser kontrollieren zu können, so die Begründung, wurde die Veranstaltung um drei Stunden nach vorne verlegt. Zudem sollte dadurch der Altweiber-Tourismus unterbunden werden — der Zug von einer Rathaus-Erstürmung zur nächsten.

Das blieb nicht ohne Folgen: Es gab massive Proteste von Karnevalsvereinen und Möhnen. 14.11 Uhr war eigentlich allen zu früh. Zudem war um diese Zeit keine Kapelle zu bekommen, sodass die „Alten Weiber“ im vergangenen Jahr ohne musikalische Unterstützung vom Treffpunkt im „Tuddel“ zum Doerkesplatz ziehen mussten.

Dieses Jahr wurde eine dritte Uhrzeit ausprobiert: 16.11 Uhr. „Das hat sich bewährt, das Ergebnis ist überwiegend positiv. Es gab keine schwerwiegenden Vorfälle“, sagte der 1. Beigeordnete Armin Schönfelder gestern im Gespräch mit der WZ. Die Polizei sprach von einer „ruhigen Lage“ an Altweiber in Lobberich.

Es wurden zwar weniger alkoholisierte Jugendliche aufgegriffen, „aber es gibt noch keine Entwarnung“, so der 1. Beigeordnete. Der Rückgang könne auch damit zu tun haben, dass zwei Kioske am Doerkesplatz am Donnerstag geschlossen waren. Schönfelder: „Alkoholkonsum bei Jugendlichen ist immer noch ein Thema.“

„14.11 Uhr war sehr schlecht, 16.11 Uhr ist okay“, ist das Urteil von Andrea Froese. Die 46-Jährige ist seit mehr als 15 Jahren mit von der Partie, wenn die Möhnen das Rathaus stürmen. Und sie war auch dabei, als es nach der Vorverlegung im vergangenen Jahr ein Gespräch mit Bürgermeister Christian Wagner gab. Doch so recht traut sie dem Frieden nicht: „Ich habe gehört, dass die Stadt den Rathaus-Sturm wieder vorverlegen will. Aber dann gibt es Ärger . . .“

Davon ist auch Renate Zanders überzeugt, die seit mehr als 25 Jahren zu den sturmerprobten Lobbericher Möhnen gehört. Nach der Verlegung auf 14.11 Uhr hatte sie Wagner einen Brief geschrieben. Der Tenor: Warum wird das gemacht, ohne uns zu fragen? Schließlich müssten viele der Möhnen bis mittags arbeiten.

Gut kann sich Renate Zanders an den Protest anno 2010 erinnern: „Die Möhnen haben sich demonstrativ mit dem Rücken zum Rathaus hingestellt. Der Bürgermeister hat den Schlüssel sogar angeboten.“ Erst nach fast einer Stunde seien die Möhnen ins Rathaus gegangen.

Inzwischen hat die Stadt zwei andere Probleme ausgemacht. „Ein Glas-Verbot rückt wohl näher“, sagte Schönfelder gestern, ohne offiziellen Beschlüssen vorgreifen zu wollen. Auf dem Pflaster und in den Rabatten des Rathaus-Hofes seien Flaschen entsorgt worden. Selbst im Rathaus habe man vermehrt mit Scherben zu kämpfen gehabt.

Als Reaktion auf die Katastrophe bei der Loveparade in Duisburg im vergangenen Sommer hatte das Land verschärfte Richtlinien für die Sicherheit bei Großveranstaltungen erlassen. Um einen zusätzlichen Fluchtweg zu schaffen, wurde in Lobberich vor einem Fenster der Rathaus-Kantine ein Baugerüst aufgestellt. Das Gerüst diente so manchem als „Raucher-Balkon“.

Und es wurde ein zusätzlicher Gefahrenherd geschaffen: Mehrere Jugendliche nutzten das Gerüst für ihren ganz persönlichen, aber aus Sicht der Stadt gefährlichen Rathaus-Sturm. Schönfelder: „Das müssen wir nächstes Jahr optimieren.“