Textilmuseum "Die Scheune": Ein Fahrrad aus Textil-Stahl

Produkte aus Arbeiten des Krefelder Textil-Forschungszentrums sind derzeit in Hinsbeck ausgestellt.

Hombergen. Ein scheinbar normales Fahrrad aus Textil-Stahl, Stoffe, die Krankheiten erkennen oder pharmazeutische Substanzen abgeben können — einen faszinierenden Blick in die Welt der Möglichkeiten moderner Textilien gibt es derzeit im Museum „Die Scheune“. Unter dem Titel „Fasertiefe Einblicke — vom Niederrhein in die ganze Welt“ zeigt das in Krefeld ansässige Deutsche Textil-Forschungszentrum Nord-West (DTNW) Ergebnisse seiner Arbeit. Gezeigt werden Hightech-Forschungsergebnisse und Beispiele aus aktuellen Projekten.

Bei der Eröffnung nahm Walter Tillmann (86), Gründer des Textilmuseums, ein Stück Stoff in die Hand, tränkte es mit Wasser und beschmierte es mit Ketchup. „Wenn ich jetzt Wasser darüber laufen lasse, reinigt sich das Textil von selbst“, erklärte er. Er spricht vom Niedergang der niederrheinischen Textilindustrie: „Die Herstellung der billigen Art überlassen wir inzwischen dem Ausland. Die heimische Industrie spezialisiert sich immer mehr auf Nischenprodukte.“ Und wie sich Textilien verändern werden, erforscht das DTNW.

Bei der Ausstellungs-Eröffnung erzählte DTNW-Leiter Professor Dr. Jochen Gutmann von Klima regulierenden Textilien, die im Winter wärmen — eine Art eingebauter Heizung. Und von Kleidung, die Körpergeruch vermindert. Oder wie man durch Bestimmung der Inhaltsstoffe des Schweißes eine medizinische Diagnose stellen kann. Textilien können also Krankheiten erkennen und sogar pharmazeutische Substanzen abgeben, die dann über die Haut in den Körper gelangen. „Erstaunlich, was da möglich ist“, sagt Walter Tillmann.

Die Krefelder Forscher haben weit in die Zukunft geschaut — wie könnten Textilien 2050 ausschauen — um dann wieder 25 Jahre zurückzuschauen. „Man hat einen Rückblick in die Zukunft gewagt. Klingt verrückt, aber so soll gezeigt werden, was sich vielleicht schon in näherer Zukunft durchsetzen könnte“, versucht Tillman zu erklären.

Wer wissen will, was sich dahinter verbirgt, muss in die Ausstellung eintauchen, Schaubilder studieren und Stoffe berühren. Wie beispielsweise das ausgestellte Fahrrad. „Das sieht erst einmal aus wie ein ganz normales Rad. Doch es ist aus Carbon, einem Textil-Stahl. Die Faser wird gewebt und gepresst, ist haltbar und leicht“, sagt Tillmann. Und dann sind da noch Textil-basierte Solarzellen sowie Materialien für die Bereiche Medizin und Therapie, Kosmetik und Nanotechnologie, die neugierig machen auf die textile Zukunft.