Therapie in der Reithalle
Durch Heilpädagogisches Reiten sollen behinderte Kinder mehr Selbstbewusstsein bekommen.
Nettetal. Geduldig und gutmütig ist Anton. Muss er auch, denn auf seinem Rücken trägt er ein kleines Kind: Alina sitzt vorsichtig auf dem Haflinger, der stetig und gleichmäßig seine Runden durch die Reithalle dreht. Erst leicht gebückt, noch etwas unsicher, aber bald selbstbewusst aufrecht sitzt das Mädchen auf dem Pferderücken. „Heilpädagogisches Reiten ist förderlich für Kinder mit Defiziten“, erklärt Jeannette Platen von der Inkita (Integrative Kindertagesstätte) in Kaldenkirchen.
Einmal in der Woche werden Kinder im Kindergarten- und Vorschulalter im Reitstall von Karl Heimes in Schaag-Rieth gefördert. „Bei körperlichen Behinderungen oder bei sozialen und emotionalen Beeinträchtigungen haben wir gute Erfahrungen gemacht“, berichtet Erzieherin und Reittherapeutin Platen. Ihre Kollegin Jana Kubenka führt derweil einen Jungen mit Down-Syndrom auf Anton durch die Halle.
Gegen die Laufrichtung liegt der Kleine auf dem Pferd. Umklammert krampfhaft den Rücken des Tieres mit weit ausgebreiteten Armen. Wird allmählich lockerer, streichelt das Fell, hebt schließlich den Kopf und lacht. „Getragen werden, Vertrauen schöpfen und Sicherheit, das tut den Kindern gut“, schildert Jeannette Platen.
Vor allem aber, so die Erzieherin, übertrage sich der Rhythmus der koordinierten Bewegung aufs Kind: „Gleichgewicht finden und halten, diese Erfahrung fördert auch das Selbstbewusstsein.“ Alina zum Beispiel hält ein Balanciergerät in den Händen, schafft es schon nach wenigen Pferdeschritten, selbst aufrecht zu sitzen und zusätzlich das Spielzeug in der Waage zu halten.
Natürlich gehört laut Jana Kubenka auch das Vertrautwerden mit dem Tier, das Füttern und Streicheln dazu: „So können die Kinder lernen, Beziehungen aufzubauen.“ Alina lächelt nach ihren Runden auf Anton und sagt: „Das Fell ist schön trocken und warm.“