Schaag Verschollen geglaubte Bücher aus dem Kreuzherrenkloster entdeckt

Schaag. · Sie lagen jahrelang in einem Schrank der Familie Therstappen.

Reinhard Rankers und Marlene Therstappen mit einigen der alten Bücher und einem Gemälde von Joannes Boetzkes (l.).

Foto: Knappe, Joerg (jkn)

Die Bücher lagen seit Jahren in einem Schrank im Flur. „Sie waren schon immer da“, sagt Marlene Therstappen (59) und zuckt mit den Schultern. Sie und ihr Mann Heinz (64) wussten, dass die Bücher dort liegen, aber worum es sich dabei handelt, war ihnen nicht klar. Nun glaubt der Breyeller Reinhard Rankers, Licht ins Dunkel gebracht zu haben: „Die Bücher stammen aus der Bibliothek des Kreuzherrenklosters und galten bislang als verschollen“, sagt er. Die Familie möchte sie gerne als Dauerleihgabe einem Archiv zur Verfügung stellen.

Therstappens Familie ist in Schaag tief verwurzelt. Laut Rankers stammt sie ursprünglich aus Breyell-Natt, bis jemand in die Familie Boetzkes in Schaag einheiratete. Als Heinz Therstappens Vater Heinrich im Dezember vergangenen Jahres im Alter von 95 Jahren starb, rief die Familie Reinhard Rankers an, der unter anderem Totenzettel sammelt.

Einige der gefundenen Bücher sind auf Latein.

Foto: Emily Senf

Die Sammlung umfasst
80 Bücher in sechs Kartons

Derzeit lagern die Bücher in Kisten im Haus der Therstappens.

Foto: Emily Senf

Das Ehepaar zeigte ihm auch die alten Bücher, etwa 80 insgesamt, verpackt in sechs Kartons. „Ich habe erkannt, wo sie herkommen und welche Bedeutung sie für die Heimatgeschichte haben“, sagt Rankers. Dabei handele es sich vor allem und kirchliche und Gesetzbücher wie die christliche Sittenlehre von 1748 und eine Gerichtsordnung im Heiligen Römischen Reich von 1675. „Das ist rund 4000 Euro wert“, sagt Rankers. Aber verkaufen wollen die Therstappens den kleinen Schatz nicht.

In die Familie gekommen sind die Bücher vermutlich durch Joannes Boetzkes. Er war der letzte Prior des Klosters bis zur Säkularisierung 1802, berichtet Rankers. Danach war Joannes Boetzkes bis 1810 Pfarrer der neu eingerichteten Pfarre Brüggen, dann zog er zu seinem Bruder nach Heinsberg, wo er 1821 starb. „Er muss einige der Bücher nach der Schließung der Bibliothek mitgenommen und nach Schaag gebracht haben“, sagt Rankers. Erbaut wurde der Hof 1805, derzeit lässt ihn die Familie aufwendig sanieren. Das älteste Buch aus dem Fund stammt von 1560, der Zustand der einzelnen Bücher ist sehr unterschiedlich, sagt Rankers. Eine Restaurierung würde jeweils 1000 bis 1200 Euro kosten, schätzt er.

Der Familie Therstappen ist es wichtig, dass die Bücher zusammen bleiben. Am liebsten sollen sie in die Gemeinde Brüggen oder ins Viersener Kreisarchiv. Sollte das nicht klappen, will Rankers es in einer Universitätsbibliothek oder im Kloster in Erkelenz versuchen.