Neue Bestellmöglichkeit in Buchhandlungen
In zwei Geschäften können Bücher auch per Messenger-Dienst geordert werden.
Viersen. Man kennt das. Die Freundin erzählt von diesem spannenden Buch, das man unbedingt lesen muss. Nur — wie hieß noch mal der Autor? Oder aber der Sohn kommt von der Schule nach Hause und erklärt, für den Biologieunterricht brauche er das neueste Lehrbuch. Aber: Wie war noch mal die ISBN? „Gerade Schüler kommen oft mit unvollständigen Infos zu uns“, sagt Benjamin Doetsch von der gleichnamigen Buchhandlung. Damit sie ihr gewünschtes Buch dennoch möglichst bald in ihren Händen halten können, hat die Bücherei ein Bestellprinzip vor allem für Schüler entwickelt, dass ihnen das Ordern ihrer Schulbücher erleichtern soll: Seit vergangenem Jahr können sie ein Foto des Buchs, den Titel oder andere Angaben per Whatsapp-Chat an die Buchhandlung schicken — die kümmert sich um den Rest und bestellt das gewünschte Werk.
Deborah Schürmanns, Geschäftsleiterin Mayersche Buchhandlung
Die Idee dazu hatten die Betreiber der Buchhandlung, als sie nach einem Weg suchten, das Internet und soziale Medien für sich zu nutzen. Die Möglichkeiten, sich mit wenigen Mausklicks mit allen erdenklichen Dingen — eben auch Literatur — einzudecken, werden beinahe täglich größer. Um im Wettkampf mit dem Internethandel bestehen zu können, müssen sich Einzelhändler deshalb immer wieder aufs Neue Gedanken machen, Ideen und Konzepte entwickeln, um ihre Kunden nicht an Online-Shops zu verlieren.
„Wir haben überlegt, was wir machen können“, sagt Benjamin Doetsch. Plattformen wie der Fotodienst Instagram oder der Kurznachrichtendienst Twitter seien in einer ländlichen Region wie dem Kreis Viersen nicht stark genug genutzt. „Aber Whatsapp kennen und nutzen hier viele Menschen.“ So sei die Idee entstanden, Bestellungen nun auch über den Internet-Nachrichtendienst erhalten zu können.
Wenige Meter weiter hatten auch andere diese Idee. Auch die Mayersche Buchhandlung bietet den Whatsapp-Service an. „Es reicht, uns ein Foto oder ein paar Angaben über das Buch zu schicken“, sagt Geschäftsleiterin Deborah Schürmanns. Das gewünschte Buch könne dann wenige Tage später in einer Filiale der Wahl abgeholt werden.
Onlinehändler sieht die Buchhändlerin nicht per se als Gefahr für den Einzelhandel. „Wir versuchen, die Dinge zu verbinden“, sagt Schürmanns. So biete die Buchhandlung vor Ort etwa persönliche Beratung an — gleichzeitig aber auch eine Smartphone-App und eine Internetseite. Das Internet sei zudem eine Chance, neue Vertriebswege zu erschließen, „etwa über die sozialen Netzwerke.“
Auch beim Viersener Werbering sieht man die vermeintliche Konkurrenz durch Internethändler gelassen. Ein wichtiger Vorteil der Einzelhändler gegenüber Onlineshops sei etwa die persönliche Beratung im Geschäft, sagt Vorstandsmitglied Johannes Classen. „Wenn Sie einen Anzug im Internet bestellen, haben Sie niemanden, der ihnen sagt, ob er ihnen steht“, sagt er. Auch die Möglichkeit, Waren im Original zu sehen, anzufassen oder auszuprobieren, sei ein Pluspunkt der lokalen Händler. Bei einer Uhr etwa wisse ein Kunde erst, wie sie sich anfühlt, wenn er sie auch tatsächlich am Handgelenk getragen habe.
Um weiter für Kunden Interessant zu sein, rät Classen Einzelhändlern, den Mut zu haben, Ideen auszuprobieren. Zwar könne nicht immer alles gelingen, „aber das wäre auch schlecht, denn dann freut man sich nicht mehr, wenn etwas wirklich funktioniert“, sagt der Juwelier.
Solchen Mut hat die Buchhandlung Doetsch schon bewiesen: Die Betreiber haben sich mit einem Dülkener Apotheker zusammengetan und liefern Bücher jetzt mit dem Bringdienst der Apotheke — ein weiteres Beispiel für die Kreativität, mit der Viersener Einzelhändler der Konkurrenz aus dem Internet entgegentreten wollen. Dass Onlineshops lokale Geschäfte in ein paar Jahren vollständig ersetzen könnten, glauben die Buchhändler nicht. „Es gibt vielleicht eine kleine Bedrohung. Aber vieles von dem, was man hört, ist Panikmache“, sagt etwa Benjamin Doetsch. Und auch Johannes Classen glaubt daran, dass der Einzelhandel weiter bestehen kann: „Man kann das Internet nicht wegdenken — aber es ist auch nicht der große Heilsbringer.“ Foto: emy