Pläne für Archiv-Neubau neben dem Kreishaus
Der Kreisdirektor stellte am Mittwoch erstmals Details vor. Ein Grundstück an der Viersener Goetersstraße ist eine mögliche Lösung. Eine Entscheidung soll am 22. September fallen.
Kreis Viersen. Kreisdirektor Ingo Schabrich musste sich Mittwochabend zu Beginn der Kreiskulturausschusssitzung in Viersen noch deutliche Kritik anhören. Wolfgang Lochner (FDP) aus Kempen bezeichnete die Beschlussvorlage zum Thema „Neubau des Kreisarchivs“ mit dem Städte-Ranking Viersen — Willich — Kempen als „außerordentlich unglücklich und ungeschickt“. Heike Höltken (CDU), auch aus Kempen, beschrieb ebenfalls die Verstimmung in den politischen Kreisen der Stadt. Trotzdem endete die Sitzung der Kreispolitiker fraktionsübergreifend einvernehmlich.
Ingo Schabrich hatte viele Informationen dabei. Zu Grundstücken, Baukosten und zum Stand der Verhandlungen mit den Städten Viersen und Willich. Schabrich mahnte zur Eile. „Die Zeit drängt“, sagte er und erinnerte daran, „dass wir uns seit Februar 2016 mit dem Thema Neubau des Kreisarchivs beschäftigen“. Seitdem sei man mit den Städten im Gespräch. Der zeitliche Rahmen, die Fördermittel für den Neubau des Kreisarchivs abzurufen, sei nun sehr eng. „Wir wollten schon vor den Sommerferien fertig werden, doch dieser Zeitpuffer ist aufgefressen.“ Eine weitere Verschiebung der Entscheidung sei nicht möglich, ohne die finanzielle Förderung zu gefährden. Schabrich betonte im Namen der Kreisverwaltung: „Wir haben alle Sachinformationen. Wir können starten. Wir müssen starten.“
Vier Grundstücke haben die Städte Viersen, Willich und Kempen, mit denen der Kreis nach eigenen Angaben verhandelt hat, genannt. Sie seien, so Schabrich, grundsätzlich alle im Rennen um den Standort des neuen Kreisarchivs. Keines von ihnen dränge sich aber direkt auf.
In Kempen ist es ein knapp 2000 Quadratmeter großes Grundstück auf dem Arnold-Gelände direkt neben dem Bahnhof. Es müsste, führte Jost Dewald von der Projekt vorbereitenden Firma Assmann aus, auf jeden Fall zwei- bis dreigeschossig bebaut werden. Der Aspekt Denkmalschutzbereich neben der früheren Bettenfabrik müsse dort berücksichtigt werden.
Willich hat eine mehr als 12 000 Quadratmeter große Fläche in Schiefbahn vorgeschlagen, gleich gegenüber dem St. Bernhard-Gymnasium gelegen. Es ist das größte Grundstück, ließe eine eingeschossige Bauweise zu, ist aber — und das ist womöglich ein zeitlicher Knackpunkt - noch kein Bauland, sondern noch als Fläche für die Landwirtschaft im Flächennutzungsplan ausgewiesen.
Viersen ist mit zwei Standortvorschlägen ins Rennen gegangen. Der erste befindet sich hinter der Josefskirche (Grabeskirche) in der Nähe der Realschule, ist 3800 Quadratmeter groß. Die Verkehrsanbindung an den Erschließungsring und angrenzende Gebäude, die unter Denkmalschutz stehen, fordern die Planer heraus.
Vorschlag Nummer zwei, Nähe Rathausmarkt an der Goetersstraße in der Innenstadt, vis-à-vis des Kreishaus-Forums, böte 3160 Quadtratmeter Platz, wäre planungsrechtlich sofort bebaubar. Die Firma Assmann geht dort von einer mindestens zweigeschossigen Bebauung aus. Ein Plus seien Synergien mit den umliegenden Kreis- und Stadteinrichtungen. Geklärt werden müsse, ob vorhandene Leitungstrassen bebaut werden dürften oder verlegt werden müssen.
Die Viersener Lösung an der Goetersstraße, sei, so Schabrich, in den noch zu lösenden Themenstellungen „am überschaubarsten“. Auch Lochner hielt dieses Grundstück in einer ersten Einschätzung für „das geeignetste“. Wie Angelika Feller (CDU) war er der Meinung, dass der Willicher Standort planungsrechtlich zu viel Risiko berge. Lochner: „Da geraten wir in Zeitdruck.“
Monika Mai (SPD) begrüßte die Vorstellung der vier Standort-Varianten. „Da kann ich mir nun auch die Vorlage besser erklären.“ Luise Fruhen (CDU) hatte eingangs der Sitzung erklärt, dass man das Projekt nicht an der Standortfrage scheitern lassen dürfe. Darin bestehe, das stellte Ausschussvorsitzender Hans Kettler (SPD) fest, allgemeines Einvernehmen: „Wir hier sind in diesem Ausschuss relativ schmerzfrei, wo das Archiv hinkommt.“
Luise Fruhen betonte mit Blick auf die aktuelle politische und öffentliche Diskussion, dass es hier um einen Zweckbau und nicht etwa um die „Ansiedlung von Mercedes oder Amazon“ gehe, die viele Arbeitsplätze bringe. Sie forderte: „Das Archiv soll da stehen, wo eine Kommune beteiligt ist.“
Der Ausschuss nahm die Beschlussvorlage mit der Favorisierung Viersens als Archiv-Standort zur Kenntnis und verwies die Unterlage einstimmig (bei zwei Enthaltungen) an den Kreisausschuss, der nächste Woche tagt. Bis dahin soll die Verwaltung einen konkreten Standortvorschlag machen. Heute tagt der Willicher Stadtrat noch zum Thema.
Schabrich gab noch eine vorsichtige „Peilung der Kosten“ an — „unterstellt, Viersen und Willich kommen zusammen dazu und der Neubau wird dreigeschossig: Mit allen Unwägbarkeiten sind wir bei 8,87 Millionen Euro, Abweichung um 20 Prozent nach oben oder zehn Prozent nach untern.“ Auf die Förderung von 5,1 Millionen könne man nur zählen, wenn die Entscheidung im nächsten Kreistag fällt. Schabrich: „Den 22. September müssen wir erreichen.“