Rettungswache: Stadt Viersen treibt Neubau in Dülken voran

Die Politiker gaben der Stadt Viersen den Auftrag dazu, obwohl der Kreis eine Wache in Mackenstein bevorzugt. Es soll aber auch Gespräche mit dem Kreis geben.

Viersen. Zuckerbrot und Peitsche — das sind die beiden Komponenten, mit denen die Viersener Politik den Zwist mit dem Kreis Viersen um den Rettungsdienstbedarfsplan lösen will. Zum einen sprachen sich die Politiker des Viersener Ordnungsausschusses am Dienstagabend nach zweistündiger, teils erregter Diskussion einstimmig dafür aus, dass die Viersener Stadtverwaltung Abstimmungsgespräche mit dem Kreis für den geplanten Neubau einer Rettungswache am Ransberg in Dülken aufnimmt. Ein Gutachten des Kreises Viersen sieht den idealeren Standort hingegen in Mackenstein. Und: Die Viersener Politiker verzichteten darauf, ein Gegengutachten zum Standort in Auftrag zu geben. Versöhnliche Signale also.

Zum anderen erteilten der Ordnungsausschuss einstimmig der Stadtverwaltung den Auftrag, die Planungen für die neue Rettungswache am Ransberg in Dülken fortzuführen und das Bauleitplanverfahren einzuleiten. Zudem soll die Verwaltung Vorgespräche mit den Krankenkassen aufnehmen, die die Baukosten tragen müssen. Beides dürfte eher in die Abteilung „Peitsche“ fallen — denn beide Maßnahmen stehen den Empfehlungen des vom Kreis Viersen beauftragten Gutachters entgegen.

Viersens Ordnungsdezernent Norbert Dahmen präsentierte bereits erste Entwürfe des geplanten Neubaus. Botschaft: Uns ist es ernst. Und: Einstimmig sprachen sich die Viersener Politiker dafür aus, dass die Kreisleitstelle weiterhin an die Feuerwehr Viersen angebunden bleibt. Im Gutachten des Kreises wird das kritisch gesehen.

Weil es in der Vergangenheit insbesondere in Dülken und St. Tönis zu Verletzungen der vorgeschriebenen Hilfsfristen gekommen ist, will die Kreisverwaltung das Rettungswesen im Kreis neu ordnen. Dabei sollen Gemeindegrenzen keine Rolle mehr spielen. Diverse Kommunen im Kreis reagierten auf das Gutachten gereizt, weil ihre Planungen darin nicht berücksichtigt wurden und weil mit den Trägern der Rettungsdienste nicht vorab gesprochen wurde. Diese Gespräche sollen nun in naher Zukunft stattfinden, kündigte der Kreis an.

Frank Kersbaum, Leiter der Viersener Feuerwehr, kritisierte im Ordnungsausschuss das vorgelegte Gutachten des Kreises massiv. „Die Ist-Struktur wurde zu wenig berücksichtigt. So hat sich der Gutachter die Rettungswachen nicht angesehen.“ Eisenbahnlinien seien nicht hinreichend erwähnt. „Wenn ich die nicht habe, dann ist die ganze Ableitung mangelhaft“, sagte Kersbaum. Zwar sei der Gutachter rund 360 Kilometer durchs Kreisgebiet gefahren, „das ist aber zu wenig. Wir sind die Experten. Leider wurden wir nicht gefragt. Darüber sind die Kameraden mies gestimmt.“

Die schlechten Werte bei den Einsatzzeiten in Dülken sind seit Mai passé — da nahm die Stadt Viersen an der Sternstraße eine Interims-Rettungswache in Betrieb, hat auch einen zusätzlichen, vierten Rettungswagen im Einsatz. Kersbaum warb noch einmal für den Standort am Ransberg. „Von dort erreichen wir innerhalb der vorgeschriebenen Hilfsfrist 77 000 Menschen. Es ist der ideale Standort.“

Jörg Dickmanns (SPD) erinnerte an die Vorgeschichte: „Bereits Anfang 2017 haben wir Planungen zum Bau der Rettungswache am Ransberg vorgenommen. Im August beauftragte der Kreis den Gutachter, zwölf Tage später haben wir dem Kreis unsere Planungen für den Standort Ransberg gemeldet. Wir nehmen das Gutachten des Kreises zur Kenntnis, bleiben aber bei unserem Ziel, die Rettungswache am Ransberg zu bauen.“

Stephan Seidel (CDU) erklärte, auch seine Fraktion sei für den Standort am Ransberg, wolle aber vor einer Entscheidung zunächst den Gutachter hören. Das wird geschehen, der Gutachter wird zu einer Sondersitzung eingeladen.