Schülerlotsen verhindern Unfälle
Seitdem Freiwillige vor den Schulen im Kreis den Verkehr regeln, habe es dort keinen Unfall mehr gegeben. Die besten Lotsen aus Nettetal, Viersen und Willich dürfen jetzt zum Landeswettbewerb nach Leverkusen.
Lobberich. „Macht euch vom Acker, ich bin krank und muss zum Arzt“, ruft Heinz-Dieter Bach, Verkehrssicherheitsberater der Polizei, den beiden Schülerlotsen Dominik Chudy und Jan Wolters zu. Die Situation ist simuliert und findet nicht auf offener Straße, sondern im Klassenraum des Werner-Jaeger-Gymnasiums statt. „Sie können sofort weiterfahren, wenn die Kinder vorbeigegangen sind“, erklärt der fünfzehnjährige Jan dem „Mann hinterm Steuer“ ruhig, aber bestimmt.
Er steht mit der Kelle vor ihm und versperrt den Weg, während Dominik das Überqueren der Straße ermöglicht. Diesen Teil der Prüfung des Schülerlotsenwettbewerbs haben die beiden nun hinter sich. Die Jury ist sehr zufrieden mit der Leistung im Rollenspiel. Draußen vor dem Klassenraum warten bereits weitere 13 Schüler, die ebenfalls zum Verkehrshelfer-Landeswettbewerb wollen.
Solche und noch andere Situationen kennen die Schüler nur zu gut. Sie berichten von wütend hupenden Autofahrern und auch Beleidigungen, die ihnen allen schon an den Kopf geworfen wurden. „In dem Moment muss man ruhig bleiben, denn die Sicherheit steht im Mittelpunkt“, sagt Jan Wolters.
Neben einem Fragebogen zum Thema Verkehr müssen die Schüler auch einen Reaktionstest absolvieren. Beim Rollenspiel werden Erscheinungsbild (Tragen die Schüler die korrekte Lotsen-Schutzkleidung?), Ausdrucksweise, Durchsetzungsvermögen, Rechtssicherheit und Teamfähigkeit überprüft.
„Seitdem Lotsen täglich an Schulen im Einsatz sind, hatten wir im Kreis Viersen keinen schweren Unfall mehr an den Übergängen“, sagt André Schmitz, Verkehrssicherheitsberater bei der Kreispolizeibehörde Viersen. Aber seitdem es kaum noch Hauptschulen gäbe, würden auch immer mehr Lotsen fehlen. „Denn viele Hauptschüler haben sich als Schülerlotsen engagiert“, berichtet Schmitz. Im Kreis Viersen gibt es derzeit rund 70 Verkehrshelfer und zusätzlich viele Elternlotsen. „Sie sind unverzichtbar“, so der Polizist.
Die meisten der Schüler, die am Wettbewerb teilnehmen, sind schon seit langer Zeit als Lotsen an ihren Schulen im Einsatz. Dass sie in ihrer Dienstwoche immer 35 Minuten vor Beginn des Unterrichts — egal bei welchem Wetter — vor Ort sein müssen, macht ihnen nichts aus: „Ich mache das schon sehr lange und das auch echt gerne“, sagt Dominik Chudy, der am Alberts-Magnus-Gymnasium zur Schule geht.
Spannend wird es derweil beim Geschwindigkeitsschätztest auf dem Schulhof des Werner-Jaeger-Gymnasiums in Lobberich. „Wenn man am Rand steht, kann man das überhaupt nicht gut einschätzen, wie schnell das Fahrzeug tatsächlich ist“, sagt eine der Teilnehmerinnen und ist froh, dass sie an diesem Tag noch mehr über Verkehr und Sicherheit gelernt hat. Alle Schüler konnten an diesem Tag überzeugen — doch letztlich entschieden wie so oft nur Kleinigkeiten über die Sieger des Wettbewerbs.