Weiter Kritik am Friedhofskonzept
Am „Runden Tisch“ mit Bestattern und Friedhofsgärtnern konnten nicht alle Bedenken ausgeräumt werden.
Kempen. Beim Friedhofskonzept konnten auch nach dem „Runden Tisch“ noch nicht alle Bedenken ausgeräumt werden. Im November hatte das Beratungsbüro Plan-Rat aus Kassel Ideen für ein Konzept und eine neue Gebührensatzung der Kempener Politik vorgelegt. Weil es aber noch Kritik von Bestattern, Friedhofsgärtnern und Kirchen gab, hatten sich alle Beteiligten im Januar zu einem Gespräch getroffen, zu dem 38 Teilnehmer gekommen waren.
Klaus Güß vom Beratungsbüro Plan-Rat erläuterte im Planungsausschuss nun die Ergebnisse des Austauschs. In einigen Punkten konnte Konsens erzielt werden. So will die Stadt den Zuschlag bei den Gebühren für Bestattungen am Wochenende von 30 auf 20 Prozent senken.
Bei anderen Aspekten der neuen Gebührenrechnung konnte dagegen keine Einigkeit erzielt werden. So kritisieren die Bestatter, dass die Gebühren für die Trauerhalle viel höher liegen als für die Kühlkammern. Das liegt daran, so Güß, dass auch die Größe der Räume ein Faktor bei der Gebührenberechnung ist.
Kritik von gewerblichen Anbietern gibt es auch, weil die Stadt keine Mehrwehrsteuer für ihre Leistungen ausweist — und damit einen Vorteil hat. Weil die Stadt einer hoheitlichen Pflicht nachkommt, gehörte dort keine Mehrwertsteuer hinein, erklärte der Experte Klaus Güß.
Was die Friedhofsgärtner besonders stört, ist die Tatsache, dass die Stadt nun pflegeleichte oder pflegefreie Angebote macht, sie selbst aber keine Möglichkeit haben, größere Flächen zu pachten, zum Beispiel einen „Memoriam-Garten“ anzulegen und darin Ruhestätten zu vermieten.
Doch für mehrere gewerbliche Anbieter fehle auf dem Friedhof der Platz, erläuterte Güß. Und wenn man nur einem gewerblichen Anbieter die Möglichkeit einräumen würde, würde man einer Monopolisierung Vorschub leisten. „Wettbewerbskonforme Lösungen müssen noch gefunden werden“, so Güß. Diese seien aber mit der neuen Satzung durchaus zulässig. Man bleibe im Gespräch. So könnten sich zum Beispiel Möglichkeiten, Urnengemeinschaftsgräber herzustellen, ergeben, wenn mehrere Grabstellen nebeneinander frei würden.
Hintergrund des Konzeptes ist, dass sich die Anforderungen an die Friedhöfe immer mehr verändern. Zwei Entwicklungen: Der Anteil der Urnenbestattungen steigt, die Bereitschaft, Gräber zu pflegen dagegen, sinkt. Die Stadt reagiert, in dem sie neuen Angebote macht. Durch die neuen Grabarten soll es möglich sein, die Lücken, die sich vermehrt zwischen den Wahlgräbern auftun, zu schließen. Diese mit Rasen bewachsenen Flächen seien sehr pflegeintensiv. Um die Gebühren auf Dauer im Rahmen zu halten, sollen diese Lücken geschlossen werden.
Aus der Politik gab es erste Signale, dass man nun auf der Zielgraden sein könnte. Die CDU forderte noch ein, die Gebührensatzung rechtzeitig vor der nächsten Sitzung zu erhalten, um diese auch ausführlich beraten zu können, bevor man entscheide.
In der Sitzung im Juni will die Verwaltung die Friedhofssatzung und die -gebührensatzung mit den Änderungen zum Beschluss vorlegen. Die Planer und die Stadt wünschen sich eine zügige Entscheidung. Der Technische Beigeordnete Stephan Kahl fürchtet, dass sich Angehörige bei anderen Anbietern umsehen, wenn es in Kempen keine zeitgemäßen Bestattungsformen angeboten würden.