Stadt Nettetal ist bei zugemüllten Altkleidercontainern oft machtlos
Anwohner ärgern sich über allzu viel Unrat rund um Container. Wenn die Boxen jedoch auf Privatgrund stehen, kann die Stadt nichts tun.
Nettetal. Theo Schröder ist empört: „Eine Schande, immer wieder alles zugemüllt!“ Was den Kaldenkirchener Rentner aufregt: die Altkleidercontainer am Bahnübergang Zur Lärche, die „oft überfüllt und mit Säcken zugestellt“ seien. „Und die Stadt tut nichts“, meint Schröder verärgert. Darf sie auch gar nicht, wie Nettetals Kämmerer Norbert Müller sagt: „Die Container stehen auf Privatgelände der Bahn, da können wir nichts machen.“
Beschwerden über die Zustände an Altkleidercontainern kommerzieller Sammler gebe es immer wieder. „Manch schwarze Schafe“ tummeln sich laut Müller auf dem „umkämpften Markt der Altkleidersammler: „Das ist ein lukratives Geschäft, mit Altkleidern lässt sich richtig Geld verdienen.“ Die Stadt indes erlaube das Aufstellen von Containern auf öffentlichen Flächen grundsätzlich nicht. Aber häufig stehen trotzdem Behälter zum Beispiel an Straßenrändern, teilweise mit amtlich aussehenden Aufklebern versehen — wie jüngst an der Kölner Straße.
Aktuelles Beispiel: An der Heinrich-Kessels-Straße in Lobberich stand vergangene Woche ein grauer Container mit der Aufschrift „Altkleider + Schuhe“, ohne einen erkennbaren Firmennamen. „Da will wohl jemand von unserm Standort etwas mit abschöpfen“, vermutet Willi Pollmanns, Stadtbeauftragter vom Malteser-Hilfsdienst (MHD). Denn dieser hat seine Zentrale gleich um die Ecke — mit drei Altkleidercontainern auf seinem Gelände. „Wir sammeln seit mehr als drei Jahrzehnten Altkleider, haben unsere Container an sechs Standorten in Nettetal, sie werden regelmäßig geleert, wir kommen auf durchschnittlich zehn Tonnen pro Monat“, erläutert Pollmanns. Wie der Verwertungs-Kreislauf funktioniert und welcher Sinn dahinter steckt, schildert Dienststellenleiter Paul Schmitt: „Wir setzen auf Nachhaltigkeit, der Ertrag kommt den Nettetalern zugute.“ Das heißt: „Gut erhaltene Kleidung geben wir an die Kleiderkammern.“ Der Rest werde an einen Händler in Bremen verkauft, der die Altkleider weiter verwerte. „Der Erlös fließt in unsere gemeinnützige Arbeit, den Rettungsdienst zum Beispiel“, so Pollmanns.
Transparenz und Gemeinnützigkeit als Prinzip des Altkleidersammelns haben Organisationen wie MHD und Deutschem Roten Kreuz (DRK) Sympathien bei der Stadt verschafft. Bei einigen kommerziellen Betreibern hingegen wisse man nicht, wer dahinter stecke. „Unter den an manchen Containern angegebenen Telefonnummern ist niemand zu erreichen“, sagt Theo Sieben vom Fachbereich Steuern und Abgaben. Wie viele Sammelbehälter insgesamt in Nettetal stehen, wisse man nicht genau. Eine Zählung 2013 habe mehr als 40 Container ergeben. Illegal aufgestellte Behälter würde die Stadt mit einem Aufkleber kennzeichnen: „Darauf steht, der Container müsse unverzüglich entfernt werden.“ Für manche Firmen kein Hindernis: So wurde der Aufkleber am Container in der Heinrich-Kessels-Straße einfach abgekratzt: „Wenn sich nach drei, vier Wochen nichts tut, kassiert der Bauhof solche Container ein“, sagt Sieben.
Doch nicht alle kommerziellen Betreiber gehören zu schwarzen Schafen, wie Theo Schröder erfuhr. Wegen des Standorts am Bahnübergang habe er bei der am Behälter angegebenen Firma angerufen, die zu einem internationalen Konzern gehört:„Am nächsten Tag war alles geleert und sauber“. Aber am vergangenen Sonntag lag schon wieder ein Teppich vor dem Container.