Tierpark: Ein Zuhause für Schlangen

Boas in Brüggen: Am Freitag öffnet eine neue Attraktion mit Reptilien.

Brüggen. Es gehe ihm eigentlich gar nicht in erster Linie darum, die Schlangen der Öffentlichkeit zu präsentieren, sagt Michael Harzbecker. Trotzdem hat er in Zusammenarbeit mit der Familie Kerren, die den Tierpark in Brüggen betreibt, in einjähriger Arbeit ein Schlangenhaus aufgebaut, das ab kommenden Freitag die Besucher des Tierparks begeistern soll. 60 Tiere haben dort ein Zuhause gefunden, 40 von ihnen sind giftig.

Michael Harzbecker aus Brüggen ist Berufsfeuerwehrmann in Düsseldorf und leitet dort die deutschlandweit einzige Reptiliengruppe einer Feuerwehr. 48 Mal mussten die Düsseldorfer im vergangenen Jahr ausrücken — wegen Schlangenalarm in NRW. Der spektakulärste Fall war sicher der mit einer hochgiftigen Monokel-Kobra, die Harzbecker und seine Kollegen schließlich fangen konnten. Allerdings starb die Kobra dabei. „Die Sicherheit der Bewohner steht im Mittelpunkt“, betont Harzbecker. „Da geht auch schon mal ein Tier bei drauf.“

Grundsätzlich geht es dem Reptilien-Liebhaber, der seit 27 Jahren selbst Schlangen hält, aber um den Schutz der Tiere. Es ist in Deutschland nicht verboten, Schlangen — auch giftige — in privaten Haushalten zu halten. „Lediglich bei artgeschützten Tieren sieht das anders aus“, erklärt der Experte. Einem totalen Schlangenhaltungsverbot, wie es gelegentlich in der Politik diskutiert wird, steht er skeptisch gegenüber: „Was passiert dann mit den Schlangen?“ Er befürchtet, dass viele die Tiere einfach aussetzen könnten. „Und wenn dann im Wald ein Wanderer gebissen wird, ist das Tier längst weg, wenn die Retter eintreffen, dann könnte es mit dem Anti-Serum schwierig werden.“

Die Einsätze der Düsseldorfer Wehr in Sachen Schlangen gelten häufig Tieren, die ihren Besitzern entwischt sind. Teilweise sind es aber auch ausgesetzte Tiere — auf dem britischen Militärflughafen in Elmpt fingen die Einsatzkräfte im Sommer einen drei Meter langen Königspython ein.

Aber auch für Ringelnattern, die wieder mehr und mehr am Niederrhein heimisch werden, rückten Harzbecker und die anderen aus der Reptiliengruppe schon aus. „Viele Menschen, die die plötzlich in ihrem Garten haben, schlagen sie einfach tot“, sagt er bedauernd. Er dagegen fängt sie ein und siedelt sie um.

Für die Schlangen-Exoten hat er nun im Tierpark eine Auffangstation, von der auch die Besucher etwas haben. Ein ehemaliges Wohngebäude ist extra für diesen Zweck umgebaut worden. Doppeltes Sicherheitsglas schützt vor Tieren wie der Gabunviper, die zu den „Top Ten“ der Giftschlangen zählt. Auch für die Tierpfleger sind Sicherungseinrichtungen eingebaut, damit sie nicht beim Wasserwechsel gebissen werden können. Manchmal muss der Betrachter der Terrarien ein wenig suchen, um etwa eine Hornotter oder eine Diamantklapperschlange zu sehen.

Im Schlangenhaus werden bald auch Feuerwehrleute, Rettungsdienste und private Schlangenhalter im Umgang mit den Tieren geschult.