Viersen kommt beim geförderten Wohnungsbau nicht hinterher
Eine Prognose sieht einen jährlichen Bedarf von 130 Wohneinheiten als erforderlich an. Im vergangenen Jahr wurden aber nur 81 fertig.
Viersen. Öffentlich geförderter Wohnraum in der Stadt Viersen wird immer knapper. Die Baukosten steigen, die Fördermittel des Landes reichen nicht aus, um Bauvorhaben „wirtschaftlich verantwortbar“ zu realisieren: „Das ist das Kernproblem des sozialen Wohnungsbaus“, sagte der Erste Beigeordnete der Stadt, Paul Schrömbges, in der Sitzung des Sozial- und Gesundheitsausschusses. „Bei Baukosten von mindestens 2400 Euro pro Quadratmeter Wohnfläche reicht eine Förderung von lediglich 1680 Euro pro Quadratmeter bei einer Miete von 5,55 Euro schon bei dem aktuell noch besonders niedrigen Zinsniveau nicht mehr für eine kostendeckende Realisierung aus.“
Als problematisch sieht er auch die Berechnung der sogenannten Kosten der Unterkunft, die der Kreis Viersen zum Beispiel Hartz-IV-Empfängern gewährt. So zieht der Kreis etwa für einen Ein-Personen-Haushalt in der Stadt Viersen eine Obergrenze von 5,20 Euro pro Quadratmeter. Schrömbges kritisierte zudem, die Förderbeträge und Mieten seien im östlichen Teil des Kreises Viersen „auskömmlich“ — im westlichen Teil jedoch nicht.
Die Förderbeträge der öffentlichen Wohnraumförderung des Landes NRW seien für den Zeitraum von 2018 bis 2021 angepasst worden, erläuterte Schrömbges. „Dabei sind die Förderbeträge pro Quadratmeter und die zulässige Miete im Kreisgebiet unterschiedlich gestaffelt.“ Darüber hinaus würden Förderpauschalen gekürzt oder gestrichen, zum Beispiel für den Bau eines Aufzugs oder kleiner Wohnungen. Die Fördersituation „trägt dem örtlichen und regionalen Bedarf für die dringend notwendige Schaffung von weiterem öffentlich gefördertem Wohnraum in Viersen nicht Rechnung.“
Bereits 2014 hatte die Stadt Viersen eine Wohnraumbedarfsprognose in Auftrag gegeben, die 2017 aktualisiert wurde. Schrömbges: „Wurden 2014 im öffentlich geförderten Mietwohnungsbau noch 24 Wohneinheiten pro Jahr als ausreichend angesehen, sieht die aktuelle Prognose in den Jahren 2016 bis 2020 nunmehr einen jährlichen Bedarf von 130 Wohneinheiten als erforderlich an.“ Die Bedingungen hätten sich durch die verstärkte Zuwanderung aus Krisengebieten verändert. „Ab dem Jahr 2021 bis 2030 verringert sich der jährliche Bedarf dann wieder auf 31 Wohneinheiten.“
Von den 130 neu gebauten Wohneinheiten pro Jahr ist die Stadt Viersen derzeit weit entfernt. Nach Angaben der Stadtverwaltung wurden 2016 vier Wohneinheiten fertiggestellt, 2017 waren es 81 und 2018 bisher 85.
Viersens Sozialdezernent sieht dringend Handlungsbedarf, um weiteren öffentlich geförderten Wohnungsbau in Viersen zu ermöglichen. Wichtig sei es, künftig bei Bebauungsplänen auch Flächen für Geschosswohnungsbau und ausdrücklich für öffentlich geförderten Wohnungsbau festzusetzen. Für diese Grundstücke solle die Stadt niedrigere Baulandpreise festsetzen.