Ausflugsziel: Der Beginn des Mühlen-Tals
Wer an einen Seitenarm der Schwalm kommt, erlebt eine Reise in die Vergangenheit.
Wegberg. Die Schrofmühle ist eine von 20 Wassermühlen in Wegberg. Entlang der Schwalm in Richtung Schwalmtal gibt es dann noch weitere - deswegen nennt sich das Schwalmtal auch das Tal der Mühlen. "Und Wegberg sagt von sich, der Beginn des Tals der Mühlen zu sein", sagt lächelnd der Besitzer der Schrofmühle, Friedhelm Schmitz.
Die Schrofmühle liegt am Mühlenbach, einem Seitenarm der Schwalm. Sie ist die letzte von insgesamt einmal fünf Mühlen, die an diesem Bach existierten. 500 Meter weiter bachabwärts mündet der Mühlenbach in die Schwalm.
Das Anwesen kann auf eine mehr als 500-jährige Geschichte zurückblicken. Bis in die 1950er Jahre hinein war die Mühle in Betrieb, danach wurde die Mühlenkammer zu einem Abstellraum. Ende der 70er Jahre begann Schmitz’ Vater Theo mit der Sanierung.
Die Mühle sollte der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Tatsächlich war das Interesse größer, als es sich die Familie Schmitz zu Beginn der Arbeiten vorgestellt hatte. Etwa 3000 Menschen pro Jahr kamen zu den Mühlenführungen. Die Nachfrage von Schulklassen, aber auch Wandergruppen und Vereinen wuchs stetig - dank Mundpropaganda, denn wirkliche Werbung machten Theo Schmitz und später sein Sohn Friedhelm nicht.
Als Ende 2007 der letzte Mieter aus der Müllerwohnung auszog, sah Schmitz, dass etwas geschehen musste. Die Zimmer waren baufällig, mussten grundsätzlich restauriert werden. Und dann war er da - der Gedanke an einen großen hellen Veranstaltungsraum für die Wegberger Mühlengeschichte.
Der Historische Verein kam ins Boot, sollte und wollte eine Ausstellung konzipieren. Schmitz hatte dabei nichts wirklich Professionelles vorgeschwebt, eher ein paar Informationen auf einigen Tafeln. Aber die Ehefrau von Designer Michael Körner ist Mitglied im Historischen Verein, und dieser stellte das Ganze auf die richtigen Füße. Als Geldgeber konnte die Kreissparkasse Heinsberg gewonnen werden - und dann begann die Suche nach historischen Fakten.
Die Schrofmühle ist die einzige in allen Teilen funktonstüchtige Wassermühle im Rheinland. Sie hat zwei Mahlgänge. In ihrer Anfangszeit war sie - wie die meisten Mühlen im Rheinland - eine reine Ölmühle. Erst das Aufkommen von Petroleum und Baumwolle verdrängte den Flachsanbau immer mehr, der für Leinöl und Leinen sorgte, so dass im späten 18. Jahrhundert ein Mühlgang für Getreide eingebaut wurde.
In der Ausstellung, die nun in dem neu entstandenen Raum Platz gefunden hat, geht es aber nicht um die Schrofmühle allein, sondern um alle 22 Mühlen auf Wegberger Gebiet. "Ich wollte nicht, dass wir das schreiben, was ohnehin alle schon wissen", begründet Michael Körner seine akribische Suche.
Was er und seine Mitstreiter gefunden haben, kann sich sehen lassen. Vielen alteingesessenen Wegbergern konnten sie alte Fotografien aus den Familienarchiven entlocken, auch Mühlen zeigen, die längst nicht mehr stehen. Sogar im Rijksarchiv in Maastricht sind die Suchenden gewesen.
Am Ende konnten nur etwa zehn Prozent des zusammengetragenen Wissens auf die Tafeln gebracht werden, die man nun im neuen Raum bewundern kann. Wer eine Führung bucht, bekommt nicht nur die Mühle in Aktion zu sehen, sondern auch die spannenden Erzählungen von Mühlenbesitzer Friedhelm Schmitz dazu. Er ist in der Schrofmühle aufgewachsen, seit mehr als 250 Jahren ist sie im Besitz seiner Familie.